Cloud-Computing, Augmented Reality und Lebenszyklus

BIM
18.01.2013

Von: Jürgen Niederdöckl
Mit den aktuellen Softwareprodukten werden einige der bisher bestehenden Lücken im Building Information Modeling (BIM) geschlossen. Das Ziel, allen Projektteilnehmern von der Planung bis zur Ausführung ein konsistentes Datenmodell anzubieten, rückt somit näher. 

Bauen definiert sich heutzutage nicht mehr allein durch Präzision und Funktionalität, in der globalisierten Gesellschaft sind auch Kriterien wie Geschwindigkeit und Aktualität wichtiger denn je. So müssen bekanntlich Pläne bei Architekturwettbewerben trotz aller elektronischen Visualisierungsmöglichkeiten nach wie vor als Ausdruck vorliegen. Schon eine kleine Verzögerung auf dem Postweg kann hier über Sein oder Nichtsein entscheiden. Wird der Abgabetermin überschritten, stellen sich die Inhalte eines Entwurfs gar nicht mehr zur Diskussion. Durch die Einführung webfähiger Drucker und die Entwicklung cleverer Softwarelösungen sind Teams heute aber in der Lage, überall und jederzeit auf gemeinsame Projektdaten online zuzugreifen und sie auszudrucken. Dadurch ergeben sich insbesondere in den Bereichen Architektur, Technik und Konstruktion vollkommen neue Formen der Zusammenarbeit. Weiters lassen sich standardisierte Arbeitsabläufe damit noch weiter optimieren und so auch die Kosten senken. 

Zusammenarbeit in der Cloud

Mit dem praktischen Tool „ePrint & Share“ von der Hewlett-Packard-Onlineplattform können Anwender problemlos auf ihre Pläne zugreifen, diese betrachten und gegebenenfalls verändern. Seitenlayouts können angepasst, Druckseiten visualisiert und druckfertige Dateien über eine einzige Ansicht erzeugt werden. Eine weitere Erleichterung ist der treiberlose Druck, der die direkte Ausgabe beispielsweise von einem Notebook, einem USB-Laufwerk oder auch von Mobile Devices wie Handys oder Tablet-PCs aus ermöglicht und für den auch keine speziellen Anwendungsprogramme benötigt werden. So können sich Designer vollständig auf die Ausarbeitung und Umsetzung ihrer Ideen konzentrieren, anstatt sich mit für sie unnötigen technischen Details zu beschäftigen. Matias del Campo von Span Architecture & Design beschreibt die Vorteile so: „Unser Büro ist zwar in Wien, aber unsere Projekte (z. B. Öster­reich-Pavillon auf der Expo Shanghai) werden auf der ganzen Welt abgewickelt – auf Baustellen, in Lehrinstituten und auf Konferenzen.

„ePrint & Share“ ermöglicht es, aktualisierte Informationen rasch und effizient verfügbar zu machen.“ CAD-Dateien, PDFs und andere Dokumente sind für alle Befugten von jedem Ort aus zugänglich. Ein Protokoll zeigt, ob und wann ein Dokument geöffnet und betrachtet wurde, und automatische E-Mail-Benachrichtigungen sorgen dafür, dass die Teammitglieder informiert werden, wenn eine neue Datei hochgeladen wurde. All dies hat den Dokumentenaustausch zuverlässiger und effizienter gemacht.
Auch Helmut Houdek, Geschäftsführer der Nemetschek Allplan Österreich Ges.m.b.H. und Auer, auf deren Branchen-Softwarelösung „Success“ derzeit etwa ein Drittel der heimischen Betriebe vertraut, ist überzeugt, dass dem Cloud-Computing die Zukunft gehört. Die neue Auer-Produktlinie „Nevaris“ ist deshalb auch zu 100 Prozent Cloud-fähig. Wenn der Kunde dies will, können alle Daten und die gesamte Businesslogik in der Wolke abgelegt werden. Natürlich ist es aber auch weiterhin möglich, lokal zu arbeiten. 

Nevaris bildet als ganzheitliche Bausoftware von der Kostenplanung und AVA über die Bauausführung bis zum Controlling alle Prozesse ab. Skalierbar für Planer und Ausführer, zeichnet sich die auf innovativer Technologie basierende komplette Neuentwicklung durch einfache Handhabung, fachspezifische Funktionalitäten und transparente Analysen aus. Dank hochentwickelter Kernfunktionen wird auf überflüssige Schritte verzichtet und damit der Arbeitsalltag erheblich erleichtert. Ein zusätzliches Novum ist die mit namhaften User-Interface-Designern entwickelte Benutzeroberfläche „Prisma“, die mit „Interaktive Layout“, „Zoom-Funktion“ oder „Aktion und Resultat“-Funktionen pragmatisches, intuitives und smartes Arbeiten auf verschiedenen Geräten und in der Cloud ermöglicht. 

Auch die Lizenzierung wurde verändert: Neu ist ein Mietmodell, in dem der Anwender die Software nur für die Zeit der Nutzung zahlt, es wird aber weiterhin das traditionelle Verkaufsmodell geben. Mit Basis, International (gleichzeitige Unterstützungen mehrerer Sprachen und Ländernormen) sowie Enterprise (Unterstützung von Datenbankservern und Terminalserverbetrieb) stehen nun drei verschiedene Varianten zur Auswahl. Diese können über einen selbstgewählten Zeitraum (ab einem Monat) genutzt werden. Bei der Cloud-Version brauchen sich Anwender weder um Installation noch um die Datenhaltung kümmern und haben überall Zugriff auf ihre Daten.

Die Software-as-a-Service-Variante bietet auch jenen Anwendern einen Zugang zu einer hochwertigen und ortsunabhängigen Lösung, die nur wenige Ausschreibungen pro Jahr tätigen. Success-User mit Wartungsvertrag können Nevaris übrigens kostenlos nutzen und so die bewährte Lösung und ihren innovativen Nachfolger direkt vergleichen. Derzeit unterstützt Nevaris die Anwendungsbereiche Ausschreiben, Vergeben, Abrechnen, Terminieren, Projektieren und Verwalten, in Kürze kommen auch die Funktionalitäten der Kalkulation und Bauabrechnung hinzu. In puncto Plattformen sind bereits Lösungen für Tablets, Smartphones etc. in Entwicklung.

Alle Unterlagen auf einen Blick

Je größer eine Baustelle ist, desto zahlreicher sind die zugehörigen Dokumente. Der schnelle und vollständige Zugriff direkt auf der Baustelle kann für Bau-Unternehmen zu einem wertvollen Vorteil werden. Unter dem Titel „digitale Bau-Akte“, einer Gemeinschaftsentwicklung von Datengut Leipzig GmbH & Co. KG und Saperion AG, ist nun eine Lösung erhältlich, die relevante Bauunterlagen wie Rechnungen, Bürgschaften, Bescheinigungen und Baupläne in digitaler Formstrukturiert verwaltet. Die Daten stehen unabhängig von Ort und Zeit zur Verfügung und sind z. B. via Smartphone und/oder iPad abrufbar. Mit dem „Flowtouch Compadion“ von Flowgistics ist auch eine dazu passende baustellensichere Hardware erhältlich. Es handelt sich um ein robustes und industrietaugliches Tablet auf der Basis eines iPads. 

3-D-Objekte in Realweltumgebungen einbinden

Digitale dreidimensionale Darstellungen sind zwar bei der Planung komplexer Bauprojekte nicht mehr wegzudenken, aber direkt auf den Baustellen noch selten anzutreffen. Mit der Augmented-Reality-App „ViewAR“ von IT5 lässt sich das Potenzial der 3-D-Planung dort erleben, wo die Objekte letztendlich ihren Platz finden. So können z. B. Baupläne und Aufnahmen eines Bauobjekts kombiniert und als 3-D-Visualisierung auf dem iPad angezeigt werden. Wo mit freiem Auge nur Baufelder und Baustelle sichtbar sind, erkennt man beim Blick auf das Display bereits 3-D-Objekte, die die künftigen Gebäude im richtigen Größenverhältnis darstellen. Das Tablet vereint die Funktionen eines Computers mit diversen Sensoren. Mit dem Gyroskop zur Lageorientierung werden verschiedene Blickrichtungen simuliert und das Bild entsprechend angepasst. 

In Kombination mit der Kompassfunktion, GPS u. v. m. sind viele neue Anwendungen möglich. Das System arbeitet mit 3-D-Modellen, die aus allen möglichen Programmen stammen können (z. B. Cinema4D, 3D Studio Max, Maya, Autocad et al.) oder werden inhouse von IT5 erstellt. DI Markus Meixner, GF von IT5: „Neben Bauträgern, Bauherren und Architekten ist unser System auch für andere Softwarehersteller wegen der automatisierten Modelkonvertierungen interessant.“ Über die Plattform www.viewar.com können kostenlos 3-D-Modelle zum Testen in das System geladen werden. 

Der Lebenszyklus von Gebäuden wird immer wichtiger

In den vergangenen Jahrzehnten hat eine zunehmende Sensibilisierung der Gesellschaft bei Umweltfragen stattgefunden. Aufgrund der dort auftretenden gewaltigen anthropogenen Stoffströme ist die Bauwirtschaft ein zentraler Bereich im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung. Die Zukunft gehört Produktionsverfahren mit umweltfreundlicher Technik und geschlossenen Kreisläufen sowie einem Konsum, der die ökologische Qualität und die Funktionen von Produkten beachtet. 

Mithilfe einer Lebenszyklusanalyse könnten ökologische, ökonomische und soziale Aspekte bereits in der Planungsphase abgeschätzt und berücksichtigt werden. In diesem Sinne bietet das Softwarehaus ABK nun mit dem Lebenszykluskostenmodell „Lekos“ von Helmut Floegl (Donau-Universität Krems) ein detailliertes und umfassendes Rechenmodell zur einfachen und schnellen Berechnung der Lebenszykluskosten für Praktiker an. Versteckte Kostenfallen lassen sich damit rasch und einfach ermitteln. Erstmals werden neben der Höhe der Baukosten auch langfristige Kostenfaktoren wie laufende Betriebs- oder Wartungs- und Instandhaltungskosten als bestimmende Parameter für die Entscheidungsfindung herangezogen.

Die ÖNorm 81801 „Bauprojekt- und Objektmanagement, Teil 2 – Objektfolgekosten“ gibt die Kostenstruktur für Folgekosten vor und empfiehlt die Ermittlung von aussagekräftigen Kennwerten. Diese Anforderungen wurden in „ABK-Lebenszykluskosten“ umgesetzt, und nun gelingt die Analyse und der Vergleich verschiedener Planungsvarianten leicht. Daraus entstehen aussagekräftige Berichte, und in der Folge werden Investitionsentscheidungen transparent und einfach optimiert.
Außerdem liefert das System aussagekräftige Kennwerte für Vergleiche und Plausibilitätsprüfungen. Diese Kennwerte können auch für die erste grobe Kostenschätzung sowie für die Zertifizierung von Gebäuden herangezogen werden. 

Lekos bietet für alle einzugebenden Parameter Voreinstellungswerte – wesentliche Parameter, die für jedes Projekt individualisiert werden müssen, werden von ABK gesondert aufgelistet und gekennzeichnet. Kosten für große Instandsetzungen werden aufgrund der Lebensdauer einzelner Gebäudeteile berechnet. Auch hier gibt es Vorschlagswerte, die angepasst werden können.
Die Folgekosten werden jährlich über die gesamte Lebensdauer hinweg angezeigt und bei einer dynamischen Betrachtung mit den jeweiligen Preissteigerungsindizes (z. B. für Bau, Lohn, Technik, Energie) beaufschlagt.

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