Schweißen

Augen verblitzt, was tun?

08.05.2025

Ein typischer Tag in der Werkstatt: Funken fliegen, Metall glüht, der Lichtbogen brennt gleißend. Plötzlich spürt man ein kurzes Stechen in den Augen und weicht zurück. Wenige Sekunden der Unachtsamkeit und schon ist es passiert – die enorme Intensität des grell leuchtenden Plasmas hat die Augen „verblitzt“.

Beim Schutzgas-Schweißen entsteht ein intensiver Lichtbogen. Hierbei wird zwischen der Schweißelektrode und dem Werkstück eine elektrische Spannung angelegt. Ist diese ausreichend hoch, ionisiert das aus dem Schweißbrenner strömende Schutzgas, wodurch ein leitfähiges Plasma entsteht. Dieses Plasma ermöglicht den Fluss elektrischen Stroms, der den Lichtbogen erzeugt. Die freigesetzte Strahlung ist äußerst energiereich und kann ungeschützte Augen schmerzhaft schädigen. Der medizinische Fachbegriff hierfür lautet Keratokonjunktivitis photoelectrica, im Fachjargon auch als „verblitzte“ Augen bekannt. Es handelt sich dabei um eine akute Entzündung der Horn- und Bindehaut, verursacht durch intensive UV-Strahlung.

Was tun bei verblitzten Augen?

Franz Bichler, Schweißtrainer bei Fronius, sagt: „Früher habe ich mir immer wieder einmal die Augen verblitzt. Oft habe ich die Reflexion der Lichtbögen von naheliegenden Wänden unterschätzt, wenn ich mich in der unmittelbaren Umgebung von Schweißarbeiten aufgehalten habe.“

Viele Schweißer waschen sich die Augen mit steriler Kochsalzlösung aus und legen anschließend in kalte Milch getauchte Tücher auf. Mittlerweile weiß man jedoch, dass diese Art von Selbsthilfe absolut kontraproduktiv ist, da sie die Entzündungsgefahr zusätzlich erhöht. Durch das Verblitzen bilden sich nämlich kleine Narben, die sich leicht entzünden können. „Ich rate, sofort einen Arzt zu konsultieren, denn mit verblitzten Augen darf man kein Risiko eingehen. Ich kenne Schweißer, die beim WIG-Schweißen kaum noch etwas sehen, weil sie sich jahrelang nicht ausreichend geschützt haben und auch nicht zum Arzt gegangen sind“, sagt Bichler.

Statistiken zu Augenverletzungen

Laut der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) gibt es jährlich etwa 300.000 Augenverletzungen in Deutschland, von denen fünf Prozent schwerwiegende Auswirkungen haben. Dazu zählen dauerhafte Sehbeeinträchtigungen, chronische Schmerzen und in extremen Fällen sogar Erblindung. Auch in Österreich sind Augenverletzungen durch Schweißarbeiten ein ernstes Problem. Laut der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) gab es im Jahr 2023 insgesamt 129.866 Arbeitsunfälle, von denen ein erheblicher Teil auf Augenverletzungen zurückzuführen ist. Die AUVA betont, dass viele dieser Verletzungen durch den Einsatz geeigneter Schutzmaßnahmen vermeidbar wären.

Ärztliche Meinungen

Mit verblitzten Augen ist nicht zu spaßen. Schnelle, professionelle Hilfe ist gefragt, und die kann nur ein Augenarzt bieten. Deshalb betonen Ärzte eindringlich, wie wichtig es ist, Verblitzungen sofort zu behandeln.

„Um langfristige Schäden zu vermeiden, müssen die Symptome ernst genommen und rasch medizinisch versorgt werden. Wenn sie fachkundig behandelt werden, heilen die Verletzungen binnen 24 bis 48 Stunden ab.“ Dr.in Diana Pöppl AUVA

Typische Symptome für verblitzte Augen sind Rötung, Tränenfluss, ein Fremdkörpergefühl und Lichtempfindlichkeit. „Als erste Maßnahme sollten Kontaktlinsen entfernt und die Augen geschlossen gehalten werden, ohne mit den Fingern zu reiben, da dies die Entzündung verschlimmern kann“, rät sie und fährt fort: „Zu den üblichen Behandlungen gehören antibiotische Augentropfen und entzündungshemmende Medikamente.“

Wiederholtes Verblitzen und Schutzmaßnahmen

Häufiges Verblitzen kann zu chronischen Entzündungen, dauerhaften Schäden an der Hornhaut und einer erhöhten Anfälligkeit für weitere Verletzungen führen. Es besteht die Gefahr eines Grauen Stars und im schlimmsten Fall sogar der Erblindung.

Um Unfälle zu vermeiden, sollten Schweißerinnen und Schweißer stets geeignete Helme mit UV-Filter tragen. Auch zertifizierte Schweißschutzwände sind wichtig, um alle Personen in der Nähe von Schweißarbeiten zu schützen. „Regelmäßige Pausen und Schulungen sind ebenfalls ratsam“, betont Dr.in Diana Pöppl. Da Schweißhelme unerlässlich für die Sicherheit von Schweißfachkräften sind, lohnt es sich in Qualität und Zuverlässigkeit zu investieren

Anerkennung als Berufskrankheit

In Österreich können Augenverletzungen durch Schweißarbeiten ebenfalls als Berufskrankheit anerkannt werden, sofern ein klarer Zusammenhang zwischen der beruflichen Tätigkeit und der Erkrankung nachgewiesen wird. Die AUVA ist für die Anerkennung und Entschädigung zuständig. (gw)