Spenglertechnik

Rollnahtgeschweißte Edelstahldächer aus Oberösterreich

Die ersten rollnahtgeschweißten Edelstahldächer entstanden 1962 in Schweden. Seit 12 Jahren setzt sich Dachdecker- und Spenglermeister Philipp Kastl intensiv mit dem verbesserten Protectum Schweißverfahren auseinander. Seit 2022 führt die Dach & Wand Kiesenhofer u. Grilberger GmbH aus Oberösterreich rollnahtgeschweißte Dächer nun selbst aus. Und teilt diese Erfahrungen.

Für den erfahrenen Spenglermeister Philipp Kastl ist die Wiedereinführung der Technik von rollnahtgeschweißten Edelstahldächer in Österreich nicht nur Geschäft, sondern auch Leidenschaft. “Mich begeistert die Möglichkeit, den Anwendungsbereich des Spenglerhandwerks zu erweitern”, erklärt er. Im Ausstellungsbereich der Spenglerei Dach & Wand Kiesenhofer u. Grilberger in Lasberg können die Kund*innen Dachmodelle mit PV-Modulen und mit Gründachaufbau besichtigen. Wannenförmig verlegt sind sogar Warm- und Flachdachaufbauten realisierbar. Das “Protectum Dachsystem”, bestehend aus Edelstahlbahnen, Systemhaften und Systembefestigern, besitzt eine bauaufsichtliche Zulassung für verschiedene Untergründe und bietet höchste Sicherheit, auch für genutzte Dachflächen. Photovoltaikmodule werden mit Falzklemmen indirekt befestigt.

Rollnahtgeschweißte Pultdächer

Aktuell werden vor allem rollnahtgeschweißte Pultdächer umgesetzt. Dabei kommen Winkelfalzprofile vom Typ “Protectum Profilbahn RS 32-F-ES” mit einer Höhe von 32 mm zum Einsatz. Um die spezielle Profilgeometrie ausführen zu können, wurde in Lasberg ein eigener Rollformer angeschafft. Für die Edelstahlprofile werden die Werkstoffe “1.4301” oder “1.4404” in der matt mustergewalzten Oberfläche “Uginox Top 2F” von Aperam in Ansfelden verwendet.

Die Verarbeitung in der Praxis

Im Zuge einer Sanierung werden die Dachschichten üblicherweise komplett neu aufgebaut, beginnend bei der vorhandenen Schalung (siehe Bild 1). Bereits im Vorfeld erfolgt eine detaillierte Planung der Dehnungsbereiche des Daches, um die Querdehnung des Materials etwa alle zehn Scharen oder sechs Meter aufzufangen. Werden Trennleisten oder Kästen eingeplant (Bild 2), übernehmen diese auch die Funktion der Dehnungsfuge. Die vorprofilierten Edelstahlbahnen werden in der Regel auf einer vlieskaschierten, nahtselbstklebenden Bitumen-Unterdeckbahn verlegt. Zusätzlich kann ein Gleit- und Schallschutzvlies aufgebracht werden.
Die Befestigung erfolgt mit den “Protectum GP6” Systemhaften, die mit speziellen Systembefestigern verschraubt werden. Die verschraubte Montage gemäß der mitgelieferten Windlastberechnung des Systemanbieters garantiert eine dauerhaft sichere Befestigung des Daches.

Dachsanierung bei einem Wohnhaus in Gramastetten. Vor dem Befestigen und Verschweißen werden die Profile firstseitig vorbereitet. © Philipp Kastl
Bild 1: Dachsanierung bei einem Wohnhaus in Gramastetten. Vor dem Befestigen und Verschweißen werden die Profile firstseitig vorbereitet. © Philipp Kastl
Aufgrund der L-förmigen Dachgeometrie wurde ein Kasten zur Wasserableitung und als Dehnungsfuge gewählt. © Philipp Kastl
Bild 2: Aufgrund der L-förmigen Dachgeometrie wurde ein Kasten zur Wasserableitung und als Dehnungsfuge gewählt. © Philipp Kastl

Nach der Verlegung werden die einzelnen Scharen mittels Rollennahtschweißmaschine wasserdicht verbunden. Die Falzverbindung entsteht durch ein von Rudolf Schmid weiterentwickeltes und patentiertes Rollnahtschweißverfahren mit 500 Hz-Technologie. Die neueste Generation der Schweißmaschinen verfügt über gekühlte Schweißrollen und lässt sich flexibel an unterschiedliche Bedingungen anpassen. Durch die hohe Frequenz des Stroms wird das Edelstahlblech an der Kontaktstelle stark, aber kontrolliert erhitzt, sodass ohne Schweißzusatz eine dauerhaft korrosionsbeständige Verbindung entsteht. Die Schweißnahthöhe ist zwischen 16 mm und 22 mm einstellbar (Bild 3).

Die Ausführung der Schweiß-naht erfolgt mit dem Ferumira Schweißautomat. © Philipp Kastl
Bild 3: Die Ausführung der Schweißnaht erfolgt mit dem Ferumira Schweißautomat. © Philipp Kastl

Die Ausführung von Anschlussdetails erfolgt entweder durch Umrüstung der Ferumira Schweißmaschine zur Detailmaschine mittels Demontage des Adapterschlittens oder durch den Einsatz einer handlichen Detailmaschine zum Punktschweißen. Besonderes Augenmerk wird auf die präzise Ausführung und die Qualität der Schweißnähte gelegt (Bild 4).

Die Schweißnahtprobe dient zur Qualitätssicherung. © Philipp Kastl
Bild 4: Die Schweißnahtprobe dient zur Qualitätssicherung. © Philipp Kastl

“Dem Spenglerhandwerk werden durch innovative Technologien wie der Rollennahtschweißung neue Möglichkeiten bei flachen Dachneigungen eröffnet. Die Kombination aus dem Protectum-System und Edelstahlbahnen vom Typ Uginox Top hat sich als ideale Lösung für die Errichtung langlebiger, wartungsarmer und genutzter Dächer erwiesen”, ist Philipp Kastl überzeugt. Eine Vielzahl von ausgeführten Projekten zeigt durchwegs die Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit dieses Systems.
(bt)

Das fertige Edelstahldach mit montierter PV-Anlage. © Philipp Kastl
Das fertige Edelstahldach mit montierter PV-Anlage. © Philipp Kastl