Stählerne Seilschaften auf dem WU-Dach

Arbeitssicherheit
24.02.2016

Von: Redaktion Metall
Auf den Gebäudedächern der Wiener Wirtschaftsuniversität sorgen Stahlseile für die ­Absturzsicherung.
Seilsicherungs-Anschlagspunkte auf dem Unidach.
Seilsicherungs-Anschlagspunkte auf dem Unidach.
Rückhaltesicherung mit Lux-top.
Seilsicherung und ASP als Wandmontage.

Wer in schwindelnder Höhe arbeitet, kommt um die Sicherung gegen Absturz nicht herum. Sowohl für die Bauphase als auch für die spätere Nutzung, Wartung und Instandhaltung müssen Bauherr bzw. Planer nach einer Gefährdungsbeurteilung für die geeignete Absturzsicherung sorgen. Entscheidend dabei sind örtliche Gegebenheiten wie Dachneigung und Form, zulässige Belastung sowie die Gebäudehöhe und Windstärke. Am Beispiel der neuen Wirtschaftsuniversität in Wien werden nachfolgend umsichtige Planung und exzellente Fachmontage der Absturzsicherungseinrichtungen auf den einzelnen Dächern des Campus vorgestellt. 

So unterschiedlich wie die Fassadengestaltungen und Gebäudeformen am modernen Wiener WU-Campus sind auch die einzelnen Dachkonstruktionen der zwischen 15 und 30 Meter hohen Gebäude, auf deren unterschiedlichen Untergründen die Dachsicherung im Detail individuell geplant und ausgeführt werden musste. Der Luxemburger Hersteller intelligenter Absturzsicherungen, ST Quadrat Fall Protection, arbeitete hier stark mit Planern und Architekten zusammen. Die Spezialisten konzipierten ihre Absturzsicherungen nach den Planungsgrundlagen, die von der internationalen Gruppe D-A-CH-S erarbeitet wurden und in Österreich durch die Ö-Norm B 3417 bzw. mit den Planungsgrundlagen der ­AUVA umgesetzt werden. Darüber hinaus leisten sie professionelle Beratung und Unterstützung bei der Planung unterschiedlichster Absturzsicherungssysteme. 

Eine Besonderheit bei der WU lag zum Beispiel darin, auf die Ausführung von Fassadenbefahranlagen zu verzichten und dafür die meisten Bauteile explizit für alpinistische Zugangstechniken einzurichten und zu planen. Dieser Umstand bedingte die Ausarbeitung einer detaillierten Studie im Vorfeld der Baumaßnahme, über die später während der Bewirtschaftung durchzuführenden Tätigkeiten sowie auch der zu manipulierenden Lasten, die als Bemessungsgrundlage für die Auslegung der Dachsicherung und des Befahrkonzeptes diente. Der tatsächlichen Ausführung ist somit beinahe ein Jahr an Planungsleistungen vorausgegangen. 

Bei der Ausführung ist das Fachhandwerk gefordert. Den Großauftrag für die Montage der Absturzsicherungs- und Rückhalteeinrichtungen auf dem gesamten Campus sicherten sich die drei versierten Dachbauspezialisten, Pasteiner aus St. Pölten-Unterradl­berg, Industrial Alpinists (IAV) Wien und Dachbau Piesendorf. Beliefert wurden die Handwerker von Walser Dachtechnik, dem autorisierten Handelspartner für Lux-top-Absturzsicherungen in Österreich. 

Für die drei Verarbeiter stellte die Bewältigung der Bauaufgabe eine große Herausforderung dar. Schließlich handelte es sich um eine Großbaustelle, auf der täglich in Spitzenzeiten mehrere hundert Handwerker ihre Gewerke koordinieren und zusätzlich Baufahrzeuge mit Materiallieferungen quer über den Campus zu den einzelnen Baufeldern gelotst werden mussten. Weil über die gesamte Bauzeit hinweg eine kollektive Absturzsicherung in Form von Geländern vorhanden war, konnte die Fachmontage der Absturzsicherungsanlagen von Bauzeiten abgekoppelt und zum späteren Zeitpunkt erfolgen. Trotzdem war eine detaillierte Abstimmung und Planung mit den Vor- und Nachgewerken zwingend erforderlich. 

Verschiedene Untergründe

Die Lösung für die geforderten Absturzsicherungen bestand entweder in dem Seilsicherungssystem Lux-top FSE 2003 oder dem Schienensystem Lux-top FSA 2010. Bei dem Seilsicherungssystem handelt es sich um ein überfahrbar oder nicht-überfahrbar konstruiertes Edelstahlseilsystem mit beweglicher Führung, das mit verschiedenen Lux-top-Anschlagpunkten als Seilhalter kombiniert werden kann. Alle Anschlageinrichtungen sind so konzipiert, dass eine Installation des Seilsystems im flach geneigten Dach möglich ist. Zum System gehören neben dem 8-mm-Seil aus rostfreiem Stahl, Spannelemente, Endterminals, Eck- und Stoßverbinder, verschiedene Seilführungen und Seilzwischenhalter sowie Seilgleiter. Das System ist für sechs Personen ausgelegt, wobei gleichzeitig maximal vier Monteure in einem Feld angeschlagen sein dürfen. 

Horizontale Sicherungen

Bei dem Schienensystem Lux-top FSA 2010-H handelt es sich um eine horizontale Anschlageinrichtung mit fester Führung, die zum Anschlagen der persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) bei Arbeiten in absturzgefährdeten Bereichen dient. Das System fungiert als Anschlageinrichtung zur Nutzung mit Auffanggurt und einem Höhensicherungsgerät. Dieses Sicherungssystem wird grundsätzlich horizontal verbaut und erlaubt individuelle Befestigungsvarianten in Wand und Fassaden.  Lux-top FSA 2010-H wird werkseitig bereits vorkonfektioniert geliefert, d. h. gebogen und bemessen und dann lediglich mit wenigen Handgriffen auf der Baustelle endmontiert.

Absturzsicherungen

Das bewährte Seilsystem Lux-top FSE 2003 wurde bei dem 28 Meter hohen Library & Learning Center auf Kalzip Gleitbügeldächern sowie auch auf Umkehrdächern (Stahlbetondecke mit dreilagig-bituminöser Abdichtung und Kiesauflast) montiert. Besondere Berücksichtigung galt den Dachaufbauten (BRA-Lüfter, Lichtkuppeln und Technikzentralen). Hier erwies sich die variable Ecküberfahrung des Seilsystems, mit der ein störungsfreies Gleiten über die gesamte Strecke gewährleistet wird, ebenso komfortabel und robust wie der Spannkrafterhalter, der das System vor außerordentlichen Belastungen schützt. 

Auf der ca. 5600 m² großen Dachfläche sorgen insgesamt 650 Laufmeter Edelstahlseil (8 mm Stärke) mit 15 zusätzlichen Einzelanschlagpunkten (ASP) für die erforderliche Absturzsicherung. Die Randbereiche sicherten die Monteure zusätzlich mit Schwerlastplatten gegen Windsog. Die als Warmdächer ausgestatteten Dächer der Executive Academy, der Department Gebäude sowie der Administration verfügen über unterschiedliche Aufbauten entweder als Umkehrdächer, Warmdächer, Glasdächer. Hierfür wurden unterschiedliche Stützenkonstruktionen, Seilanlagen und Schienensysteme zur Absturzsicherung in den jeweiligen Untergrund geschraubt, gedübelt und/oder genietet. Auf ca. 12.000 m² montierten die Handwerker ca. 1500 Laufmeter Seilanlagen auf 350 Stützen. 

Jeder Anschlagpunkt wurde entsprechend dokumentiert und enthält Angaben über die Objektidentifikation, Montagefirma, Namen des verantwortlichen ­Monteurs, Montagehöhe, die Produktidentifikation, das Befestigungsmittel sowie die Installation, Dach-Schemaplan und eine Benutzerinformation mit Angabe, wo sich welche Anschlagpunkte befinden und – last but not least – natürlich die Prüfmarke. 

Mit der Lux-top Quick-Doku stellt der Hersteller seinen Kunden eine komfortable elektronische Applikation für die geforderte Dokumentation der Befestigung von Anschlageinrichtungen zur Verfügung. ST Quadrat Fall Protection reagiert mit dieser App auf Forderungen innerhalb verschiedener aktueller europäischer Vorschriften und Empfehlungen. Neben einer einfachen Dokumentation der Befestigung der Lux-top Anschlageinrichtungen bietet das digitale Werkzeug außerdem eine bequeme Erfassung und Auswertung aller wichtigen Montagedaten.  [red/st-quadrat] 

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