Neues Leben für Otto Wagners Postsparkasse

Universität
20.05.2020

Von: Redaktion Architektur & Bau Forum
Nach 100 Jahren der Nutzung als Bankgebäude wird der historische Prachtbau Otto Wagners, die Postsparkasse am Wiener Georg-Coch-Platz nun zur Heimat für Kunst und Wissenschaft. Geplant ist, einen Raum für Interaktion, für Kreativität, für Innovation und soziale Entwicklung entstehen zu lassen.
Die Große Kassenhalle in der Österreichischen Postsparkasse
Die Große Kassenhalle in der Österreichischen Postsparkasse

Parallel zur Nutzung durch die Universität für angewandte Kunst Wien sein soll im ehemaligen großen Kassensaal auch ein gastronomisches Konzept Einzug halten, das die Idee des Wiener Salons in das 21. Jahrhundert holen soll. Eine öffentliche Ausschreibung dazu läuft. Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, und Hans-Peter Weiss, CEO der Bundesimmobiliengesellschaft, unterzeichneten den Mietvertrag zur Nutzung der Räumlichkeiten in der „Alten PSK“. Die Universität für angewandte Kunst Wien ist damit die erste Institution, die sich offiziell in das von Otto Wagner entworfene Jugendstilgebäude einmietet. „Die Unterzeichnung des Mietvertrags mit der Universität für angewandte Kunst Wien ist der Startschuss für die Umsetzung eines einzigartigen Konzepts. Die ehemalige PSK ist ein Gebäude mit einer Bauhistorie, die nicht verstummt ist. Diesen sichtbaren Ausdruck von Aufbruch, Reform und Modernität entwickeln wir weiter. Gemeinsam mit unseren Mietern entsteht hier ein einzigartiger Ort für Wissenschaft und Forschung. Ein Raum für Interaktion, für Kreativität, für Innovation und soziale Entwicklung. Wir haben hier die Chance, in diesem einmaligen architektonischen Rahmen ein Paradebeispiel dafür zu schaffen, wie die Verzahnung von 'click' und 'brick', von digital und analog Forschung und Lehre belebt.", freut sich BIG CEO Weiss. Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien zeigt sich vor allem über die hervorragende Ausgangsbedingungen erfreut, die das Kooperationsvorhaben und die konkreten Kunst- und Forschungsprojekte in Otto Wagners Architekturjuwel vorfinden: „Das Gebäude eignet sich ausgezeichnet für vernetztes, übergreifendes Arbeiten und wird gleichzeitig als Kulturerbe gepflegt“.

Künstlerisch-wissenschaftlichen Kraft- und Kompetenzzentrum

Die Angewandte wird das PSK-Gebäude in zwei Etappen beziehen: Im ersten Schritt (Sommer 2020) wird die Universität rund 3.000 Quadratmeter im Hochparterre anmieten, im zweiten Schritt (Sommer 2021) rund 5.400 Quadratmeter. In den Räumen Otto Wagners Avantgarde-Bau sollen folgende Abteilungen, Fachdisziplinen bzw. Studienfächern untergebracht werden: Electronics & Coding, Digitale Kunst, Game Arts & Game Design, Art & Science, Science Visualization, International Programs in Sustainable Development, Cross-Disciplinary Strategies, Peter Weibel Forschungsinstitut, Medientheorie, Applied Human Rights, Angewandte Performance Lab und Kunst & Wissenstransfer. Überdies werden einige Verwaltungsabteilungen umziehen und das Angewandte Innovation Laboratory (derzeit Franz-Josefs-Kai 3) wird in der PSK eine neue Heimat finden. Bis Ende 2021 werden im Gegenzug dazu vier Exposituren der Angewandten aufgelöst werden können, jene am Heumarkt, in der Hinteren Zollamtsstraße, am Franz-Josefs-Kai und in der Dominikanerbastei. „Durch die Anmietung von Flächen im PSK-Gebäude kann die Angewandte ihre Standortkonsolidierung und -konzentration im unmittelbaren Nahebereich des Stammhauses am Oskar-Kokoschka-Platz fortsetzen und dadurch inhaltliche und organisatorische Synergien schaffen. Darüber hinaus intensiviert die Angewandte ihre in den vergangenen Jahren begonnene strategische Entwicklung in Richtung einer auf gesellschaftliche Wirkungskraft ausgerichtete inter- und transdisziplinär arbeitende Lehr- und Forschungsinstitution. Die Postsparkasse wird mit der Angewandten und anderen Institutionen, die dort ihre Arbeit aufnehmen werden, zu einem einzigartigen künstlerisch-wissenschaftlichen Kraft- und Kompetenzzentrum. Gerade in Zeiten, in denen uns bewusst wird, wie tiefgreifend und vielschichtig die in rascher Abfolge auf Gesellschaft und Wirtschaft wirkenden Veränderungen sind, wird die Notwendigkeit der Verbindung von Wissenschaft und Kunst mehr als deutlich", skizziert Bast die Zukunft des PSK-Gebäudes.

Wiener Salon in der Großen Kassenhalle

Inkludiert in die oben angegebene Quadratmeteranzahl, die die Angewandte von der BIG mietet, ist auch die Große Kassenhalle. Für diese begann vor wenigen Tagen eine Bietersuche in Form einer öffentlichen Ausschreibung, um einen geeigneten Gastronomiebetrieb als Untermieter zu finden. Auch in diesem Bereich soll ein besonderes gastronomisches Konzept verwirklicht werden, das im Idealfall die Idee des Wiener Salons im großen Maßstab in das 21. Jahrhundert holt. „Die Bundesimmobiliengesellschaft ist Eigentümerin von insgesamt 200 Universitäts-Liegenschaften in Österreich, mit Objekten von der Renaissance bis zum modernsten Universitätscampus. Damit verbunden ist eine besondere Verantwortung bei der Gestaltung des Wissensstandorts“, so Weiss. Das völlig neue Nutzungskonzept versteht das Gebäude als Treff- und Orientierungspunkt für Forschende, Lehrende und Studierende verschiedener Fächer und Disziplinen und gewährleistet darüber hinaus eine, zumindest teilweise, öffentliche Zugänglichkeit. Damit wird eine der prägendsten Immobilien der Wiener Innenstadt zu einem neuen Zentrum des Wissens und der Innovation. Otto Wagners Postsparkasse wird in Zukunft zur neuen Heimat für mehrere Forschungseinrichtungen werden. So sollen verschiedene Institutionen von spannenden Synergien als „neue Nachbarn“ profitieren. Die zentrale Lage der „Alten PSK“ bietet der Angewandten und auch anderen Forschungseinrichtung die Möglichkeit in unmittelbarer Nähe ihres Hauptstandorts zu wachsen. Anfang 2020 hat die BIG das Gebäude von der SIGNA Prime übernommen und mit den Adaptierungsarbeiten begonnen. Die Gesamtgebäudefläche beträgt rund 40.000 Quadratmeter.

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