Nachhaltig gut ausgelastet

Rhomberg
27.03.2017

Das Vorarlberger Bauunternehmen Rhomberg profitiert von der anhaltenden Erfolgswelle der deutschen Bauwirtschaft. Aber auch in der Heimat freut man sich über eine gute Auftragslage.

Das Ländle boomt, was die Bauwirtschaft betrifft. Zumindest beim Bauriesen Rhomberg herrscht gute Laune, wenn man über die Geschäftsentwicklung spricht – die Aufbruchsstimmung der deutschen Bauindustrie sei über den Bodensee geschwappt, die Auftragslage ist gut: „Sowohl in Österreich als auch in Deutschland sind die Zahlen erfreulich“, bestätigt Martin Summer, einer der Geschäftsführer des Mutterunternehmens Rhomberg Bau GmbH in Bregenz. Mitverantwortlich ist die Wohnbauoffensive der Vorarlberger Landesregierung, in deren Rahmen von 2015 bis 2019 jährlich 500 gemeinnützige Wohnungen errichtet werden. Zudem gibt es seit 2016 ein Sonderwohnbauprogramm, mit dem weitere 150 Einheiten in kostengünstigen Kleinwohnanlagen entstehen.

Wirksame Landesinitiative

Für Joachim Nägele, langerfahrener Rhomberg-Mitarbeiter und inzwischen Geschäftsführer der Rhomberg Bau GmbH Deutschland mit Sitz in Ravensburg, sind diese Maßnahmen „auf jeden Fall ein probates Mittel, um rasch dringend benötigten Wohnraum zu leistbaren Mieten schaffen zu können“. Genau das sei der Zweck des Programms, sagt Summer: „Der Bevölkerung zu helfen und nicht der heimischen Immobilien- und Bauwirtschaft.“ Jedoch: „Wenn wir das Land dabei unterstützen können, diese Ziele zu erreichen, dann tun wir das selbstverständlich gern.“ Konkret setze Rhomberg aktuell gemeinsam mit dem Vorarlberger Bauträger Wohnbauselbsthilfe fünf Projekte im Rahmen der Regierungsoffensiven um. Erst im Februar erfolgte etwa der Spatenstich für ein Holzbauprojekt in der Marktgemeinde Rankweil; seit September entsteht ein ähnlicher Bau in Feldkirch. Preiswert zu bauen hieße nicht gleich, dass es in der Ausführung billig ist, hieß es in einer zugehörigen Presseaussendung: Als Baustoff sei Holz mitunter sogar etwas teurer als andere Materialien, doch amortisieren sich die Kosten über die Lebensdauer eines Gebäudes. Um dies zu belegen, plant Rhomberg ab dem kommenden Herbst ein besonderes Projekt in Wolfurt: Es werden gleichzeitig zwei Bauten nebeneinander hingestellt – einmal in Massivbauweise, einmal als Holzbau. Das Ganze wird vom Energieinstitut Vorarlberg begleitet, wobei eine Studie alle Phasen der Entstehung und die Zeit darüber hinaus abbilden soll: Wie viele Lkw-Fahrten gab es jeweils, wie sieht es mit der Lärmbelästigung während des Baus aus, wie gestalten sich die Arbeitsabläufe, wie energieeffizient ist schließlich das Wohnen?

Für die Unternehmensleitung ist durchaus der Umweltaspekt ein bedeutender Antrieb. Immerhin engagiert sich Rhomberg mit anderen Unternehmen auch im Klimaneutralitätsbündnis 2025, koordiniert von der Vorarlberger Kraftwerke AG (VKW). Seit 2015 verfolgen die hier zusammengeschlossenen Bündnispartner das Ziel, bis 2025 all ihre unternehmerischen Aktivitäten klimaneutral zu betreiben. Den in der Branche mitunter thematisierten Gegensatz von Wirtschaft und Umwelt bzw. ein Entweder-oder in dieser Sache gibt es für Rhomberg nicht mehr: „Die Frage müsste vielmehr lauten: Wie lange können wir es uns noch leisten, als Wirtschaftsstandort keinen Umweltschutz zu betreiben?“, bringt es Nägele auf den Punkt.

Nachhaltigkeit als Prinzip

Natürlich müsse dieser „mit Augenmaß“ betrieben werden – „aber kein Unternehmer und kein Verantwortlicher wird auf Dauer darum herumkommen, dieses Thema auf die Agenda zu setzen“. Für den Deutschland-Geschäftsführer ist klar: „Wir können mit regenerativen Baustoffen wie Holz, schnelleren, lärm- und schmutzreduzierten Bauabläufen sowie ressourcenschonenden und energieeffizienten Gebäuden unseren Beitrag leisten.“ Und dabei machen die Vorarlberger keine halben Sachen: „,Wir betten das Thema Nachhaltigkeit in jeden Prozess, jede Maßnahme und jede Tätigkeit in jedem unserer Geschäftsfelder ein.“ Diesem Beispiel folgend – so zeigen sich er und Summer einig – „sollte jedes Unternehmen am besten in seinem Bereich und an seinem Standort herausfinden, wie es am nachhaltigsten wirtschaften kann“.

Die Rhomberg-Gruppe dürfte durch diese Selbstverpflichtung jedenfalls an keinem Standort merklich eingebremst werden. Gerade auch im süddeutschen Raum, der erst seit wenigen Jahren mit einer eigenen Niederlassung abdeckt wird, habe man gut Fuß gefasst. Bereits im Herbst 2015 wurde nach zweieinhalb Jahren das Projekt „Wohnen am Michelsberg“ in Ulm fertiggestellt. 110 Wohneinheiten mit bis zu fünfeinhalb Zimmern bieten insgesamt etwa 10.000 Quadratmeter Wohnraum. In der Gemeinde Berg nahe Ravensburg ist die Wohnanlage „Hubertusblick“ in Arbeit. Die 23 Einheiten sollen bis Ende 2017 bezugsfertig sein und den Eigentümern eine „einzig artige Aussicht über das Schussental“ bieten. „Atrium Wohnen“ nennt sich schließlich ein Projekt in Kempten, errichtet auf dem Gelände einer alten Weberei. Die 55 Wohnungen haben etwas weniger als 5.000 Quadratmeter und stehen Anfang 2018 zur Verfügung.

Aber auch in der Rhomberg-Heimat herrscht reger Baubetrieb. Neben den bereits erwähnten Projekten im Vorarlberger Oberland ist etwa der Bau in der Sankt-Gebhard-Straße in Bregenz anzuführen: In attraktiver Lage, zwischen Bahnhof Riedenburg und der Bregenzerach, entstehen zwei kombinierte Baukörper in Form eines Semiatriums mit Innenhof. Auf vier Etagen finden hier 45 Zwei- bis Vierzimmerwohnungen Platz. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit geht Rhomberg hier auch das Thema Mobilität neu an: In Kooperation mit dem Unternehmen Caruso-Carsharing wird den Bewohnern ein Elektroleihauto zur Verfügung gestellt, das auch Nachbarn der Wohnanlage nutzen können. In den ersten drei Jahren übernimmt Rhomberg die Kosten für dieses Service, wobei der Netzanschluss und die Stromkosten vom Partner VKW übernommen werden. Deren Geschäftsbereichsleiter für Energieeffizienz, Martin Seeberger, stellt fest: „Uns ist es wichtig, positive Anreize zu setzen, um das Mobilitätsverhalten der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger nachhaltig zu beeinflussen. Carsharingangebote direkt vor der eigenen Haustüre gehören definitiv dazu.“ Die gleiche Kooperation wird es auch beim Rhomberg-Projekt Bäumlequartier am See in Lochau geben. Spatenstich in der Bodensee-Gemeinde kurz vor der deutschen Grenze ist im Herbst. Neben den entstehenden Neubauten ist auch die Eingliederung einer ehemaligen Fabrikshalle geplant. Das Bäumlequartier wird knapp 140 Wohn- und Gewerbeeinheiten umfassen.

Bürokratie abbauen

Insgesamt eine imposante Bilanz des aktuellen Tuns. Mit knapp 550 Mitarbeitern hat Rhomberg im Geschäftsjahr 2015/16 234 Millionen Euro erwirtschaftet. Für die Zukunft wünscht sich Geschäftsführer Summer, dass „die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen im Baubereich auf den Prüfstand gestellt werden“. Die „überbordende Bürokratie“ müsse verschlankt werden: „Hier sollten Bauwirtschaft und Politik gemeinsam zukunftsfähige Lösungen entwickeln. Wir jedenfalls stehen dazu zur Verfügung.“ Handlungsbedarf gebe es insbesondere beim Abbau von Behördenauflagen und der Vereinfachung von Genehmigungsverfahren, springt ihm Nägele bei und ergänzt: „Ein wichtiger Impuls wäre auch die Baulandmobilisierung und die längst geforderte und versprochene Erhöhung der zulässigen Baudichten sowie die Schaffung eines rechtlichen Rahmens für die Nachverdichtung in den Zentren.“

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