Neues Wien Museum

Fusion von Alt und Neu

Sonnenschutzglas
29.04.2024

Von: Redaktion Glas
Mit einem zusätzlichen Geschoss, das über dem Altbau zu schweben scheint, konnte die Nutzfläche des neuen Wien Museums fast verdoppelt werden. Das stabile Raumklima in den Museumsräumen wird unterstützt durch die elektrochrome Verglasung.
Das Wien Museum am Karlsplatz in Wien wurde aufwendig saniert und erweitert. Die neue Architektur verbindet auf innovative Weise alte und neue Elemente. Neuer Blickfang ist der über dem Bestandsbau schwebende Betonkubus, der die Ausstellungsfläche nahezu verdoppelt.
Das Wien Museum am Karlsplatz in Wien wurde aufwendig saniert und erweitert. Die neue Architektur verbindet auf innovative Weise alte und neue Elemente. Neuer Blickfang ist der über dem Bestandsbau schwebende Betonkubus, der die Ausstellungsfläche nahezu verdoppelt.

Das Wien Museum am Karlsplatz ist eines der meistbesuchten Museen der Hauptstadt. Bei seiner Sanierung und Erweiterung sollte nicht nur die denkmalgeschützte Bausubstanz erhalten, sondern auch eine zeitgemäße Infrastruktur geschaffen werden. Sie soll sowohl den komplexen konservatorischen Erfordernissen der historischen Exponate als auch den zeitgemäßen Ansprüchen an Nachhaltigkeit und Energieeffizienz Rechnung tragen.

Die Schnittstelle symbolisiert ein transparent verglastes Terrassengeschoss mit multifunktional nutzbaren Räumlichkeiten für Events und Ateliers.

Ferdinand Ĉertov und Winkler + Ruck Architekten

Vertikale Erweiterung

In dem für den Umbau ausgelobten Wettbewerb überzeugten Ferdinand Ĉertov und Winkler + Ruck Architekten 2015 mit der Idee einer vertikalen Erweiterung, ein über dem Altbau "schwebender" Betonblock, sollte den notwendigen Flächengewinn bringen. Der architektonische Clou: Alt und Neu bleiben baulich komplett getrennt. Der aufgesetzte Neubau ist tief im ehemaligen Atrium des Museums statisch verankert, ohne den Bestand zu berühren. Dafür wurde im Atrium ein neues Fundament gelegt, bestehend aus einer bis zu vier Meter dicken Betonplatte auf 40 Bohrpfählen mit max. 40 Meter Länge. Eine zehn Zentimeter breite Fuge stellt sicher, dass die beiden Gebäudeteile im Falle eines Erdbebens völlig unabhängig voneinander schwingen können.
In der neuen Kubatur wachsen Alt und Neu zu einem homogenen Ganzen zusammen. Die Schnittstelle symbolisiert ein transparent verglastes Terrassengeschoss mit multifunktional nutzbaren Räumlichkeiten für Events und Ateliers. Von der frei zugänglichen Aussichtsplattform mit Café hat man einen traumhaften Ausblick auf den Karlsplatz und die Karlskirche.

Der vollverglaste Pavillon ergänzt den Eingangsbereich am Karlsplatz und wird als einladende Geste im ansonsten recht geschlossen wirkenden Altbau gelesen. Zusammen mit der neuen Plaza vor dem Museum sorgt der Pavillon für eine starke lokale Präsenz.
Der vollverglaste Pavillon ergänzt den Eingangsbereich am Karlsplatz und wird als einladende Geste im ansonsten recht geschlossen wirkenden Altbau gelesen. Zusammen mit der neuen Plaza vor dem Museum sorgt der Pavillon für eine starke lokale Präsenz. 

Neue Nutzflächen

Ein neuer gläserner Pavillon vor dem Eingangsbereich am Karlsplatz dient als vorgelagertes Foyer und vermittelt klimatisch zwischen Draußen und Drinnen. Zusammen mit der neuen Plaza vor dem Museum sorgt er für eine starke lokale Präsenz. Das Herzstück des neuen Wien Museums ist jedoch die 25 Meter hohe zentrale Halle im ehemaligen Atrium mit einer freischwebenden Treppenanlage, die ohne sichtbare Stützen auskommt. Tatsächlich konnte die gesamte Nutzfläche des 1959 von Oswald Haerdtl errichteten Museums von 6.900 auf 12.000 Quadratmeter erhöht werden. Die neu geschaffenen Ausstellungsflächen erlauben eine chronologische Raumfolge für die Dauerausstellung und bieten mehr Platz für die wechselnden Sonderausstellungen.

Die Gestaltung der Bestandsfassade erfolgte nach den ursprünglichen Entwürfen Oswald Haerdtls mit verschiedenen Natursteinen. Kalkstein und Marmor verleihen ihr eine einzigartige Textur. Die Betonfassade des Neubaus wurde durch eine spezielle Schalung und händische Nachbearbeitung fein strukturiert.
Die Gestaltung der Bestandsfassade erfolgte nach den ursprünglichen Entwürfen Oswald Haerdtls mit verschiedenen Natursteinen. Kalkstein und Marmor verleihen ihr eine einzigartige Textur. Die Betonfassade des Neubaus wurde durch eine spezielle Schalung und händische Nachbearbeitung fein strukturiert. 

Texturierte Fassaden

Die Fassaden des Bestandsgebäudes sind dem Original aus den 1950er-Jahren nachempfunden. Die Gestaltung mit einer Natursteinverkleidung aus verschiedenen Kalkstein- und Marmorflächen orientiert sich an den ursprünglichen Ideen von Oswald Haerdtl und gibt der Fassade zusammen mit den messingfarbenen Fensterrahmen eine wertige Struktur.
Für die Betonfassade des neuen Schwebegeschosses behandelten die Betonbauer den Sichtbeton durch spezielle Schalung und sorgfältige Nachbearbeitung so, dass feine Linien in unregelmäßigen Abständen die Wand herunterlaufen. Die Kanten der vertikalen Rillen wurden händisch abgeschlagen, um die gewünschte Optik einer rauen Schraffur und ein natürliches Schattenspiel zu erzeugen. 

Die Glasfassade im sogenannten Fugengeschoss, aber auch alle anderen Fensteröffnungen und Verglasungen im Museum Wien sind mit SageGlass ausgestattet. Das elektrochrome Glas reguliert die Wärmeeinstrahlung durch Sonnenlicht und trägt wesentlich dazu bei, die hohen Klimaanforderungen in den Museumsräumen mit hoher Energieeffizienz zu erfüllen.
Die Glasfassade im sogenannten Fugengeschoss, aber auch alle anderen Fensteröffnungen und Verglasungen im Museum Wien sind mit SageGlass ausgestattet. Das elektrochrome Glas reguliert die Wärmeeinstrahlung durch Sonnenlicht und trägt wesentlich dazu bei, die hohen Klimaanforderungen in den Museumsräumen mit hoher Energieeffizienz zu erfüllen.

Intelligent gesteuerte Verglasung

Dank der energetischen Sanierung der Bestandsfassaden und der Nutzung regenerativer Energie für Heizung und Kühlung ist das Wien Museum Karlsplatz annähernd energieautark. Zum konservatorischen Erhalt der Ausstellungsstücke ist in der Regel eine aufwendige Klimatisierung notwendig. In Zusammenarbeit mit Restauratoren, Gebäudemanagern und Fachplanern wurden Möglichkeiten gesucht, den Energieverbrauch zu senken und trotzdem ein stabiles Raumklima zu garantieren. Zum einen wurde das Gebäude dafür in drei Klimazonen mit unterschiedlichen Anforderungen eingeteilt, die baulich voneinander getrennt sind und unabhängig voneinander funktionieren. Zum anderen entschieden sich Planer und Bauherrschaft für den Einsatz von "SageGlass Classic" in allen Glasflächen zwischen innen und außen. Das intelligent gesteuerte Sonnenschutzglas ermöglicht einen maximalen Tageslichteinfall bei minimalem Wärmeeintrag. Durch diese Maßnahmen konnte die notwendige Kühl- und Beleuchtungsenergie im Wien Museum massiv reduziert werden.
(bt)

Bautafel

Projekt: Museum Wien
Standort: Karlsplatz 8, 1040 Wien
Bauherr: Museen der Stadt Wien
Architektur: ARGE Ĉertov, Winkler + Ruck
Tragwerksplanung: Bollinger + Grohmann
Generalunternehmer: ARGE Porr, Ortner, Elin
Fertigstellung: 2023
Zertifizierung: Österreichisches Umweltzeichen

Branchen
Glas Architektur