Dachkompetenz

Sanierung von Flachdächern

Flachdach
30.06.2021

Flachdachsanierungen erfordern aufgrund der Begebenheiten eine umfangreiche Analyse und viel Erfahrung und technisches Wissen in der Ausführung, da es oft keine Standardlösungen gibt. Experte Marius Amann zeigt verschiedene Sanierungslösungen auf.
Die Sanierung von Flachdächern erfordert viel Erfahrung und technisches Wissen.
Die Sanierung von Flachdächern erfordert viel Erfahrung und technisches Wissen.

Im Rahmen einer Flachdachsanierung können neben einer hochwertigen Abdichtung und einer professionellen Ausführung verschiedene Aufbauten geplant und zusätzliche Sicherheitskomponenten eingebaut werden. Mit einfachen und oftmals kostengünstigen Maßnahmen kann ein optimaler Schutz der neuen Abdichtung gewährleistet und so für eine lange Lebensdauer gesorgt werden.

Technische Vorgaben für die Dachsanierung

Besonders wichtig ist es auch bei der Sanierung auf ein möglichst gutes normgerechtes Gefälle zu achten. Da die alte ÖNORM B 7220 ein Gefälle von 1,8 % gefordert hat und die neue ONORM B 3691 mindestens 2 % fordert, ergibt sich daraus alleine schon eine Diskrepanz. Normativ wird jedoch bei Sanierungen ein Unterschreiten des Regelgefälles als zulässig erachtet. Dies ist insbesondere relevant, wenn beispielsweise Balkontüren die Anschlusshöhen vorgeben und ein Anpassen des Gefälles nicht wirklich möglich ist. Das Niederschlagswasser sollte auch von den Anschlüssen weggeleitet werden, wodurch sich hier die Hochpunkte ergeben. Trotzdem sollte das maximal mögliche Gefälle bzw. ein möglichst normgerechtes Gefälle realisiert werden. Dabei gilt der Grundsatz: Ein geringes Gefälle ist besser als gar kein Gefälle.

Jede weitere Schicht, die auf eine bestehende Dachabdichtung aufgebracht wird, verändert die Diffusionsfähigkeit.

Marius Amann

Zudem ist die bauphysikalische Funktionsfähigkeit des neuen Aufbaus entscheidend. Denn jede weitere Schicht, die auf eine bestehende Dachabdichtung aufgebracht wird, verändert die Diffusionsfähigkeit. Was bis jetzt funktioniert hat, kann unter Umständen bei zusätzlichen Lagen nicht mehr funktionieren. Daher ist es von enormer Wichtigkeit, die Type und die Verlegequalität der diffusionshemmenden Schichte (Dampfsperre) zu kennen.
Im Idealfall befindet sich im Bestand eine Dampfsperre mit Alu-Einlage. Hier kann in der Regel jede Art von Dachsanierung durchgeführt werden. Anderenfalls ist der sd-Wert der Abdichtung mit der vorhandenen Dampfsperren zu vergleichen. Die vorhandene Dachabdichtung könnte dann auf dem Dach verbleiben, wenn sie sich im Schichtenaufbau nicht schädigend auswirkt. Bestehende Dachabdichtungen aus Kunststoffbahnen sind vor Aufbringen des neuen Dachaufbaues zu entfernen, oder durch kreuzweises Aufschneiden in maximal zwei m²-Stücke zu entspannen. Bei alten Bitumenabdichtung kann es ebenso ratsam sein, sie zu entfernen, da jede weitere Lage die Wasserdampfdiffusion durch das Bauteil wesentlich verschlechtern und es im schlimmsten Fall zu einem unkontrollierten Tauwasserausfall im und um das Bauteil kommen kann.
Abhängig vom Ergebnis der Voruntersuchung und von der gewählten Abdichtung sind gegebenenfalls Trenn- und/oder Ausgleichsschichten erforderlich. Besonders bei Nacktdächern und verklebten Konstruktionen ist abschließend noch auf eine ausreichende Lagesicherheit zu achten.

Überlaufsicherer Dachrand aufgrund geringer Anschlusshöhen

Überlaufsicherer Dachrand mit folienkaschiertem Blech.

Aufgrund zusätzlicher Dämmung und der vorher beschrieben Anpassung der Gefällesituation entsprechen die Anschlusshöhen an der Attika sehr oft nicht mehr den Mindestvorgaben von 15 bzw. 20 cm. Um dies auszugleichen, können überlaufsichere Dachränder ausgebildet werden. Bei Kunststoffabdichtungen TPO/FPO oder PVC Abdichtungsbahnen kann einfach ein folienkaschiertes Blech (mit Tropfnase!) an der Attika montiert werden, an das dann die Hochzugsbahn angeschweißt wird. Damit ist der Dachrand überlaufsicher und die Anschlusshöhe kann unterschritten werden.
Bei Bitumenbahnen kann das Vorgehen analog gewählt werden, indem ein Blech mit Tropfkante fachgerecht, sandwichartig zwischen die Bitumenbahnen eingebunden und bei Bedarf noch mittels Flüssigkunststoff abgesichert wird

Bestehende Warmdachaufbauten ohne Rückbau sanieren

Die Sanierung bestehender Dächer ist aufwendig und kostenintensiv, da meist das gesamte Dach abgetragen und das Material entsorgt werden muss. Nach Ausschluss von schädigenden Auswirkungen auf die Konstruktion und Dachschichten kann der Bestand gegebenenfalls verbleiben. Bevor die Dachbahn des Altbestands perforiert und aufgeschnitten wird, damit die Feuchtigkeit entweichen kann, ist freistehendes Wasser auf der Dampfsperre abzusaugen.
Im Anschluss können zur Verbesserung der Austrocknung eine mit Lüftungskanälen versehene Dämmstoffplatte auf der Dachbahn aufgebracht und Lüftungsstutzen für die konvektive Trocknung eingesetzt werden.
Danach folgt die neue Dachabdichtung. Über die Be- und Entlüfter strömt die Feuchtigkeit über die Zeit nach außen und der durchfeuchtete Dämmstoff trocknet schrittweise aus. Wichtig ist jedoch, dass im Winter die Öffnungen verschlossen werden, damit keine kalte Luft in den Dachaufbau gelangen kann und dort kondensiert. Durch diese Methode kann gegebenenfalls der komplette Rückbau des Dach-Alt-Bestandes entfallen.

Aufbauschema eines Warmdach-Sanierungsystems.

Duodach als Sanierungsaufbau

Das Duodach vereint die positiven Eigenschaften eines Warmdaches mit denen eines Umkehrdaches. Wie beim Umkehrdach liegt die Dachabdichtung im warmen und geschützten Bereich unter der Wärmedämmung, wird aber zusätzlich durch eine weitere Wärmedämmung auf der Rohdecke ergänzt. Dieser Aufbau eignet sich auch sehr gut um eine Installationsebene für vorhandene Leitungen im unteren Dämmbereich zu gestalten und darauf den Flachdachaufbau wie beim klassischen Duodach oder auch als Warmdach mit Dampfsperre aufzubauen. Dadurch kann optimal mit Bestandsleitungen umgegangen werden und der Flachdachaufbau kommt ohne störende, horizontal verlaufende Leitungen aus.

Sanierung von Warmdachaufbauten beim Holzbau

Warmdachaufbauten, die nicht mehr funktionieren, können einerseits durch kompletten Rückbau und Neuaufbau (ab Dampfbremse inklusive möglicherweise der Tragkonstruktion) der Schichten saniert werden. Das sind meist sehr aufwendige Sanierungen, die einem Neubau der obersten Decke fast gleichkommen. Bei frühzeitigem Erkennen von Undichtheiten ist es noch möglich, ohne Eingriff in den Bestand zu arbeiten und z. B. lediglich die feuchte Dämmung auszutauschen und über eine neu zu errichtende Hinterlüftungsebene samt Unterdach die Feuchtigkeit im Bestand abzutransportieren und dem Holz das „Atmen“ (Austrockenen) zu ermöglichen.
Es gibt jedoch auch weitere Möglichkeiten den Feuchtigkeitsandrang von der Tragkonstruktion aufgrund Kondensat-Problematik abzuhalten. Beispielsweise kann eine Verschiebung des Taupunktes aus dem kritischen Bereich der Tragkonstruktion in eine zusätzlich aufgebrachte Dämmung erfolgen. Dadurch wandert der Taupunkt in diese obere Dämmschicht (hier fällt das Tauwasser dann aus) und die darunterliegende Ebene mit der Tragkonstruktion bleibt ohne Kondenswasserausfall und trocken.

Feuchteausfall beim Duodach.

Dieser Aufbau eignet sich beispielsweise dazu, ein bestehendes Holz-Warmdach, das aufgrund einer Taupunktproblematik und einer ungenügenden Dampfbremse nicht funktioniert, zu sanieren. Wichtig ist dabei natürlich, dass alle Schichten im Bestand auch noch ihre Funktion erfüllen. Das heißt, der Aufbau sollte noch „halbwegs trocken“ sein und die Tragkonstruktion intakt. Diese Traupunktverschiebungen benötigen jedoch auch eine genaue bauphysikalische Betrachtung.
Der optimale Aufbau für eine Holzkonstruktion ist auch am Flachdach ein hinterlüftetes Kaltdach (Hinterlüftungsebene unterhalb der Dachabdichtung), bei dem über ein diffusionsoffenes und notdachtaugliches Unterdach die Feuchtigkeit ausdiffundieren kann.

Entwässerungselemente bei der Sanierung

Bereits in die Jahre gekommen, sind Entwässerungselemente in der Regel zu ersetzen bzw. mittels Sanierungselementen (meist kleinerer Durchmesser) an die Bestandsrohrleitung und die neue Dachabdichtung anzuschließen. Zudem ist zu berücksichtigen, dass gemäß ÖNORM B 3691 die Entwässerungselemente gegenüber der Dachabdichtung abzusenken sind, was in der ÖNORM B 7220 nicht explizit gefordert wurde.
Ganz wichtig ist auch, die Gullys bzw. Sanierungsabläufe zu fixieren, um ein Hinausziehen und Verdrehen zu verhindern. Ebenfalls sind die geänderten Bemessungsregenspenden für Österreich, die in manchen Regionen zu einer weit höheren Ablaufleistung der Entwässerungspunkte führen, zu beachten. Bei alten Dächern wurde oft keine Notentwässerung vorgesehen. Diese ist bei der Sanierung z. B. mittels Notüberläufen über die Attika sicherzustellen.

Damit das sanierte Dach eine hohe Lebensdauer erreichen kann, braucht es qualitativ gute Materialien, eine einwandfreie Verarbeitung und eine periodische Kontrolle der Dachfläche.

Marius Amann

Optimaler Schutz für Jahrzehnte

Damit das sanierte Dach eine hohe Lebensdauer erreichen kann, braucht es qualitativ gute Materialien, eine einwandfreie Verarbeitung und eine periodische (mindestens jährliche) Kontrolle der Dachfläche. Diese Kombination garantiert ein sicheres und dichtes Dach.
Zur Überprüfung der Dachabdichtung müssen bei hochwertigen Dächern der Kategorie 3 (nach ÖNORM B 3691) Vorkehrungen wie Kontrollstutzen, elektronische Feuchtüberwachungssysteme oder ähnliches vorgesehen werden. Eine Schutzlage wie eine ökologische Dachbegrünung oder auch die Ausführung als Plusdach schützt die Abdichtungsebene zusätzlich, reduziert die mechanische Beanspruchung und verlängert die Lebensdauer. Damit sollte das Dach bis zur nächsten Sanierung das Gebäude über Jahrzehnte schützen.

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