Leichtgläser

Schlanker Aufbau, volle Leistung

Isolierglas
13.10.2021

Im energieeffizienten Bauen sind heute Dreifach-Isoliergläser die Regel, allerdings sind diese dicker und deutlich schwerer. Abhilfe schaffen Leichtgläser, die bei vergleichbaren glastechnischen Kennwerten besonders schlanke und leichte Verglasungen ermöglichen.
Ästhetische Gestaltung mit großen Fenstern: Leichtgläser ermöglichen deutliche Gewichtsreduzierungen bei voller Leistungsfähigkeit.

Mit Ug-Werten in Größenordnungen von 0,5 bis 0,7 W/m²K sind Dreifach-Isoliergläser eine überzeugende Antwort auf die Anforderungen des modernen energiesparenden Bauens – ohne sie geht heute meist nichts mehr. Bauherren, Planer*innen und Glasverarbeiter*innen profitieren von den Vorteilen beim Wärmeschutz, aber der Wechsel von den Zweifach- zu den Dreifachverglasungen bringt auch bestimmte Herausforderungen mit sich.
So ist das Isolierglas im klassischen Dreifachaufbau 4/14/4/14/4 insgesamt 40 Millimeter dick und erzeugt damit einen deutlich sichtbaren Glasfalz, der nicht immer der filigranen Eleganz entspricht, die sich Architekt*innen und Bauherren vorstellen. Außerdem benötigt dieser Aufbau mit einem Glasgewicht von rund 30 kg/m² sehr belastbare und dadurch optisch meist auffällige Flügelrahmenprofile. Durch die leichten Isoliergläser lassen sich besonders schlanke und damit elegante Verglasungen und Rahmenprofile mit hohem Lichteinfall realisieren.

Spürbare Entlastung bei der Montage

Auch die Glasverarbeiter*innen und Fensterbauer*innen bemerken das gestiegene Gewicht der Dreifach-Verglasungen: Bei der Herstellung des Isolierglases werden die Mitarbeiter*innen körperlich stärker beansprucht. Wo früher bei vielen gängigen Formaten ein*e Mitarbeiter*in für die Montage ausreichte, müssen heute oft zwei eingeteilt oder ein Hebezeug bereitgestellt werden.
Auf diese gestiegenen Anforderungen reagieren Hersteller*innen mit der Entwicklung von Leichtgläsern. Saint-Gobain Glass zum Beispiel hat hier die Serien "Climatop XN Light" und "Extra Light" im Programm. Diese Gläser erlauben mit drei Millimeter und teilweise sogar nur zwei Millimeter dünnen Scheiben besonders leichte und schlanke Isolierglasaufbauten – ohne Abstriche beim Wärmeschutz, in der Stabilität oder bei der Sicherheit. Zudem ergibt sich in der Werkstatt und bei der Montage ein einfacheres Handling der Gläser. Das geringere Glasgewicht schont dadurch auch die Rahmen und Beschläge, was sich mit einer längeren Lebensdauer bezahlt macht.

Kennwerte auf hohem Niveau

Ein leichtes Isolierglas wie etwa "Climatop XN Light" im Aufbau 3/14/3/14/3 hat ein Glasgewicht von nur 22,5 kg/m². Noch leichter wird es mit "Extra Light" (3/14/2/14/3), das mit 20 kg/m² eine Gewichtseinsparung von 33 Prozent gegenüber dem Standardaufbau erreicht und liegt damit sogar in der Größenordnung früherer Zweifach-Verglasungen. Der leichtere Isolierglasaufbau ist zudem ohne Abstriche bei den bauphysikalischen Kennwerten möglich. Mit Ug-Werten von 0,5 bis 0,7 W/m²K je nach Beschichtung und Gasfüllung ist eine zeitgemäß hohe Wärmedämmung sichergestellt. Der Tageslicht- und der Gesamtenergiedurchlass sind sogar etwas höher als im Standardaufbau von Dreifach-Isolierglas. Trotz des geringeren Glasgewichts werden außerdem vergleichbare Schalldämm-Maß RW für die Fenster erreicht.

Komponenten der "Climatop Light"-Serie von Saint-Gobain Glass und deren Glasgewicht im Vergleich zu konventionellen Gläsern.

Für Neubau und Sanierung geeignet

Mit diesen hervorragenden technischen Werten eignen sich die dünnen Gläser für alle gängigen Anwendungen im Neubau und bei der Modernisierung. Speziell im Wohnungsbau können je nach Einbausituation Glasgrößen bis zu 1.400 x 2.200 Millimeter und damit rund 85 Prozent der üblichen Einbaumaße angeboten werden. Auch bei der Wiederherstellung historischer Fenster punkten die schlanken Isoliergläser, da mit ihnen zum Beispiel die Proportionen ursprünglicher Flügelrahmen bewahrt werden können und die Anmutung des Fensters erhalten bleibt.
Ebenso sind moderne Sicherheitsanwendungen möglich, denn Leichtgläser lassen sich wie gewohnt zu ESG und VSG verarbeiten. Verbund-Sicherheitsglas kann aus Gläsern mit einer Einzelglasdicke von nur zwei Millimeter hergestellt werden. Es wiegt nur 10 kg/m², ein Drittel weniger als konventionelles VSG mit 6 mm und 15 kg/m². Leichtes Einscheiben-Sicherheitsglas ist sogar lediglich drei Millimeter dick und nur 7,5 kg/m² schwer. Sicherheitsfenster sind bis zur Widerstandsklasse RC-2 möglich.
Leichtglas ist so robust wie herkömmliches Glas und kann grundsätzlich genauso verarbeitet werden. In den Abläufen und bei der Gerätetechnik gibt es also keinen Unterschied. Das leichte Glas ist jedoch die bessere Wahl, wenn es per Hand bewegt werden muss. In den gängigen Fensterformaten kann eine Person allein die Verglasung in den Rahmen stellen oder den Flügel am Einbauort einhängen. Das entlastet die Mitarbeiter*innen und erhöht ihre Leistungsfähigkeit. Gleichzeitig sinken die Montagezeiten und der Aufwand für maschinelle Hebezeuge. Selbst der Transport wird günstiger, weil mehr Elemente bis zum zulässigen Gesamtgewicht des Fahrzeugs geladen werden können bzw. die weniger schwer beladenen Fahrzeuge auf dem Weg zum Einbauort weniger Kraftstoff benötigen.

Bauen mit Leichtgläsern wie „Climatop Light“ bedeutet eine deutliche Gewichtsentlastung in der Fensterfertigung und bei der Montage.

Punkte in Sachen Nachhaltigkeit

Dünne und leichte Gläser bilden auch einen wichtigen Baustein in der Nachhaltigkeitsstrategie. Durch ihren Einsatz wird der Materialeinsatz über den gesamten Lebensweg eines Produkts deutlich verringert – von der Herstellung über den Transport bis hin zur Verarbeitung. Im Vergleich mit konventionellen Produkten sinken die CO2-Emissionen bis zu einem Viertel. Damit können Leichtgläser zum nachhaltigen Bauen beitragen und auch bei der Zertifizierung von Gebäuden positiv ins Gewicht fallen. (bt)

Branchen
Architektur Glas