Glas- und Fensterbranche

"Der wichtigste Trend ist Nachhaltigkeit"

Fenster
31.05.2023

Von: Redaktion Glas
Francis Cholley ist seit März 2022 Geschäftsführer von Swisspacer. Nach seinem ersten Jahr zieht er eine positive Bilanz. Und wagt einen vorsichtig optimistischen Blick in die Zukunft der Glas- und Fensterbranche, die einem Haupttrend folgt: Den CO2-Fußabruck von Gebäuden und Bauprodukten weiter zu verringern.
Wo es gilt, Isolierglas wärme- oder kältedämmend zu optimieren und Kondensat zu minimieren, machen Warme Kante-Abstandhalter den kleinen, aber feinen Unterschied.
Wo es gilt, Isolierglas wärme- oder kältedämmend zu optimieren und Kondensat zu minimieren, machen Warme Kante-Abstandhalter den kleinen, aber feinen Unterschied.

Sie sind seit einem guten Jahr CEO bei Swisspacer. Ein Einstieg in herausfordernden Zeiten. Wie hat das Unternehmen das letzte Jahr gemeistert?

Francis Cholley: Ja, der Start als neuer Geschäftsführer in wirtschaftlich so anspruchsvollen Zeiten war eine Herausforderung. Dabei hat mich das eingespielte Team von Swisspacer ausgezeichnet unterstützt. Wie viele Unternehmen hatten auch wir mit Preisanstiegen bei Rohstoffen und Energie zu kämpfen. Daher freut es mich umso mehr, dass dieses anspruchsvolle Jahr für uns sehr gut lief und wir die konstant hohe Nachfrage trotz der Rohstoffengpässe immer bedienen konnten. Zudem haben wir im letzten Herbst mit dem "Swisspacer Ultimate Pro" einen Abstandhalter auf den Markt gebracht, der sich noch leichter verarbeiten lässt – das bedeutet für unsere Kunden gerade bei großen Isoliergläsern einen hohen Benefit.

Francis Cholley ist seit März 2022 Geschäftsführer von Swisspacer.
Francis Cholley ist seit März 2022 Geschäftsführer von Swisspacer.

Wie schätzen Sie die aktuelle Lage für die Glas- und Fensterbranche ein? Welche Trends sehen Sie aufkommen?

Aufgrund der vielen Unwägbarkeiten wird 2023 sicher wieder ein anspruchsvolles Jahr. Die Prognosen gehen klar in Richtung schrumpfender Märkte. Das nehmen wir sehr ernst, auch wenn das erste Quartal des Jahres besser zu sein scheint als ursprünglich erwartet. Es ist noch zu früh, um erleichtert aufzuatmen, denn der Abwärtstrend kann sich im weiteren Verlauf des Jahres einstellen, da der Renovationsmarkt den geringeren Bedarf für Neubauten nicht ausgleichen wird. Das Angebot an Glas hat sich wieder normalisiert, und die gesamte Branche ist bereit, den Marktbedarf zu decken.
Der wichtigste Trend für 2023 und die folgenden Jahre ist Nachhaltigkeit, was uns neue Impulse geben und uns zur Anpassung unseres Wertversprechens bewegen wird. Die Bauwirtschaft und insbesondere der Wohnungsmarkt sind ja zentrale Stellschrauben, um der globalen Erwärmung entgegen zu treten. Ich bin fest davon überzeugt, dass ein niedriger CO2-Fußabdruck schnell ein integraler Bestandteil der Produktleistung und der Wettbewerbsfähigkeit sein wird. Die Werte, die für den Bau und den Betrieb eines Gebäudes erreicht werden, sind bereits jetzt Schlüsselmerkmale – und für die wird von jeder Komponente ein Beitrag erwartet. Zudem sehen wir in verschiedenen Ländern, dass sich die staatlich definierten Vorgaben für die Menge an gebundenem CO2 bei Neubauten verändern. So hat Frankreich die Gesamtmenge an CO2, die beim Bau eines Gebäudes entstehen darf, mit einer Obergrenze inzwischen gedeckelt. Diese Entwicklungen werden sich in ganz Europa und darüber hinaus verstärken und deutlich Einfluss auf den Markt haben. Das beobachten wir sehr genau.

Was trägt Ihr Unternehmen zum Thema Nachhaltigkeit bei?

Es ist ja unser tägliches Geschäft zu erforschen, wie sich Energieverbräuche reduzieren lassen. Daher ist es für uns nur konsequent, das Thema Nachhaltigkeit weiter voranzubringen. Wir sind einer der wenigen Hersteller von Abstandhaltern, die eine Umweltproduktdeklaration (EPD) für sämtliche Abstandhalterbreiten bereitstellen können. Mich freut besonders, dass wir beim CO2-Fußabdruck der klare Benchmark in unserer Branche sind. Für den Herstellungsprozess unserer Abstandhalter stellen wir mit den EPDs zuverlässige Daten bereit. Für die Berechnung der CO2-Einsparungen während der Nutzungsphase liefert das Tool Caluwin konkrete Daten. Beides zusammen sind zentrale Bausteine, um den CO2-Fußabdruck für den ganzen Lebenszyklus zu berechnen.
Ein weiterer Aspekt: Wir wollen mit dieser Kompetenz unsere Kunden unterstützen und deren Wettbewerbsfähigkeit stärken, indem wir ihnen unsere EPD-Daten für die Erstellung ihrer eigenen Umweltproduktdeklarationen zur Verfügung stellen. Wir profitieren dabei natürlich vom Erfahrungsschatz und der Leistungskompetenz der Saint-Gobain Gruppe, die mit dem CO2-reduzierten Glas Oraé einen neuen Standard gesetzt hat. Auch wir verfolgen die Strategie, in Sachen Nachhaltigkeit eine Führungsrolle einzunehmen und das Unternehmenswachstum vom CO2-Ausstoß zu entkoppeln. Das heißt für uns konkret: Wir werden unsere Treibhausgasemissionen auf Basis der Datengrundlage aus 2017 reduzieren – unabhängig von der tatsächlichen Produktionsmenge in den kommenden Jahren. Wir streben dabei eine Minderung der direkten und indirekten Emissionen um rund 30 Prozent an. Für alle weiteren Emissionen, die im gesamten Lebenszyklus des Produkts ausgestoßen werden, etwa beim Transport oder im Abfallmanagement, sehen wir gute Chancen, diese um rund 15 Prozent zu reduzieren.

Wo es gilt, Isolierglas wärme- oder kältedämmend zu optimieren und Kondensat zu minimieren, machen Warme Kante-Abstandhalter den kleinen, aber feinen Unterschied.
Die ganz großen Sprünge in Sachen Verringerung der thermischen Leitfähigkeit von Abstandhaltern sind gemacht, sagt Francis Cholley. Doch wo es gilt, Isolierglas wärme- oder kältedämmend zu optimieren und Kondensat zu minimieren, machen Warme Kante-Abstandhalter den kleinen, aber feinen Unterschied.

Welche Spielräume sehen Sie noch bei der Optimierung von Abstandhaltern?

Tatsächlich sind die ganz großen Sprünge in Sachen Verringerung der thermischen Leitfähigkeit von Abstandhalter gemacht. Neben diesen Werten berücksichtigen wir künftig immer auch den Umwelteinfluss unserer Produkte über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Das Thema Recycling beispielsweise hat aktuell eine hohe Priorität. Kommende Entwicklungen werden also nicht einzig und allein die Verbesserung der thermischen Faktoren betreffen. Wir sehen außerdem Potenzial für zusätzliche Funktionen, die Abstandhalter übernehmen könnten. 

Wie gefragt sind Warme-Kante-Abstandhalter weltweit?

Es freut mich, dass wir mittlerweile substanziellen Umsatz außerhalb Europas realisieren können. Sei es auf dem amerikanischen Kontinent oder auch im asiatischen Raum – es sind viele Länder, die sich immer mehr nach europäischen Spezifikationen und dem hiesigen Know-how ausrichten. Interessant sind auch neue Anwendungsmöglichkeiten von Isoliergläsern – nicht nur in klassischen Fenster- und Fassadenlösungen – die wir international beobachten. Überall dort, wo es gilt, Isolierglas wärme- oder kältedämmend zu optimieren und Kondensat zu minimieren, machen Warme Kante-Abstandhalter den kleinen, aber feinen Unterschied.
(bt)

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