Rohr-/Verbindungstechnik

Rohre: Die Lebensadern unserer Gesellschaft

Rohre und deren Verbindungen sind die wohl am meisten unterschätzten Haustechnikbausteine unserer Zeit. Schließlich hängen an dieser "Blutbahn der Zivilisation" zahlreiche Entwicklungen, die unsere Gesellschaft aus dem Mittelalter herausgeholt haben.
Rohrdickicht
Rohrdickicht

Alles, was in urbanisierten Räumen fließt, benötigt Rohre, um kontrolliert kanalisiert werden zu können. Das Einsatzgebiet ist nahezu unüberschaubar und reicht allein schon in der Haustechnik von der Heizungsinstallation über Kühlkreisläufe bin hin zu (ab)wasserführenden Rohren in den Wänden unserer Badezimmer. Es gibt kaum ein von Menschen gebautes Objekt, das ohne Rohre und deren Verbindungen auskommt. Sie sind also die Hidden Champions der Haustechnik, da sie zumeist im Verborgenen hinter der Wand ihre Arbeit verrichten. 

Dass es sich um absolute Hightech-Entwicklungen handelt, wird einem spätestens dann bewusst, wenn man sich ein wenig mit Materialkunde auseinandersetzt. Denn allein schon der Zusammensetzung der für Rohre und deren Verbindungen benötigten Werkstoffe wird seitens der Forschung viel Aufmerksamkeit beigemessen. Schließlich müssen die in Mauern und unter der Erde verborgenen Rohre möglichst lange halten, da an nicht leicht zugänglichen Orten eine Reparatur oder Sanierung enorm aufwendig und vor allem teuer ist. Es geht hier also um Produktlebensdauerzyklen von zumindest 50 Jahren sowie einer umwelt- und ressourcenschonenden Produktion.  

Jedenfalls kommt Rohren im Gleichklang mit der rasant voranschreitenden Zivilisationsentwicklung eine immer wichtigere Bedeutung zu. Kein Wunder also, dass jene Unternehmen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen, regelmäßig durch radikale Neuentwicklungen aufhorchen lassen. Denn der Markt ist nicht nur nahezu unerschöpflich, sondern dürfte in den nächsten Jahren auch noch einen zusätzlichen Absatzturbo erhalten. Gemeint ist jedoch nicht nur der Wiederaufbau der vom Krieg zerstörten Gebiete, sondern auch der Umstand, dass jene flüssigkeitsführenden Systeme, die in den boomenden Wirtschaftsaufbaujahren des 20. Jahrhunderts verbaut wurden, nun sukzessive ausgetauscht werden sollten.  
Wir haben uns daher am Markt umgesehen, mit welchen Entwicklungen die Industrie diesen Herausforderungen gerecht werden will.

Wasser für die Stadt der Zukunft

JRG Sanipex/GF

Das Team von GF Piping Systems trifft sich beispielsweise im Rahmen der ISH in Frankfurt mit zahlreichen Expert*innen, um sowohl über das Rohrsystem der Zukunft als auch dessen nachgelagerte Herausforderungen, wie etwa eine nachhaltigere Produktion, zu diskutieren. Deren Rohrleitungssystem JRG Sanipex MT geht jedenfalls schon einmal ins Rennen für die Nominierung jener Bausteine, auf denen die Stadt der Zukunft aufgebaut werden kann.

Denn es besteht aus Mehrschichtverbundrohren mit einem Innenrohr aus vernetztem Polyethylen und speziell entwickelten Zweikomponentenfittings und eignet sich bei Anlagen für kaltes und warmes Trinkwasser sowie für Druckluftanwendungen. Das Produkt ist frei von Toträumen im Bereich der Fittings, die leicht zu verarbeiten und wieder lösbar sind. Der volle Querschnitt zwischen Rohr und Fitting reduziert die Druckverluste auf ein Minimum, das schafft die Grundlage für hygienisch einwandfreies Trinkwasser. Dank einfacher und professioneller Werkzeuge von GF können Verarbeiter*innen die Installationszeiten gering halten.

Das System Cool-Fit wiederum umfasst vorgedämmte Rohre, Fittings, Ventile, flexible Schläuche und Werkzeuge in Dimensionen von d32 bis d450 und hält einem Druck von bis zu 16 Bar stand (bei einer Medientemperatur von 20 °C). Die PE-Rohre und -Fittings sind mit einem effizienten und FCKW-freien HE-Schaum vorgedämmt und einem robusten HDPE-Außenmantel umgeben. Abhängig von der Rohrdimension und den Betriebs­temperaturen variiert die Dicke des GF-HE-Dämmschaums zwischen 22 mm und 40 mm.

Damit wird eine zuverlässige Temperaturregelung von –50 °C bis +60 °C gewährleistet. Der feste Verbund ermöglicht eine einfache Montage in nur einem Gewerk, zudem ist das Rohr durch den robusten Außenmantel gegen nachträgliche Beschädigungen durch andere Gewerke geschützt. 

Wirtschaftliche Edelstahl-Rohre

Temponox/Viega

Das Temponox-Programm von Viega ist ideal für Heiz- und Kühlinstallationen geeignet. Die Edelstahlrohre mit den abgestimmten Pressverbindern sorgen nicht nur für eine hochwertige Optik, sondern stehen dank ihrer robusten Korrosionseigenschaften gleichzeitig für die Langlebigkeit der In­stallation.

Ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen des Rohres besteht selbst dann keine Korrosionsgefahr, wenn in den Estrich eindringende Feuchtigkeit direkt auf die Rohroberfläche trifft. Dies passiert häufig bei nicht fachgerecht geschützten Heizkörperanschlüssen aus dem Boden oder aufgrund von versehentlichen Beschädigungen im Bauprozess. Auch der zusätzliche Schutz vor Außenkorrosion durch anfallendes Kondensat ist nicht mehr notwendig. Temponox ist als Komplettsystem aus Rohren und Verbindern in den Dimensionen 15 mm bis 108 mm erhältlich. Neben Bauteilen wie Bögen, ­T-Stücken, Muffen, Verschraubungen und Flanschen sind alle wesentlichen Installationskomponenten für Heiz- und Kühlanlagen verfügbar. Werksseitig sind die Pressverbinder mit EPDM-Dichtelementen ausgestattet. 

Für höhere Anforderungen können sie einfach gegen solche aus FKM ausgetauscht werden. Die werden zum Beispiel für den Einsatz in Anbindeleitungen für Vakuum-Röhrenkollektoren benötigt. Dieses System ist für Heiz- und Kühlinstallationen zugelassen, darf jedoch nicht in Frisch- und Trinkwasseranlagen eingesetzt werden. Daher sind die Rohre deutlich mit einem breiten kupferfarbenen Streifen kennzeichnet, die Verbinder mit einem entsprechenden Punkt und leichten Verformungen am Pressende. Außerdem haben die Verbinder und das Rohr zusätzlich das Symbol "Nicht für Frisch- und Trinkwasseranwendungen geeignet" aufgedruckt. 

Schallgedämmte Entwässerung

Geberit

Das von Geberit vor 25 Jahren entwickelte Entwässerungssystem Silent-db20 stellt auch heute noch den aktuellen Stand der Technik auf diesem Gebiet dar. Das Rohrsystem kommt ohne Muffen aus – dies verursacht weniger Verschnitt und Abfall, einen geringeren Rüstaufwand und eine einfachere Lagerhaltung.

Somit punktet es nicht nur bei der Verarbeitung, sondern auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit. Zudem erleichtern hydraulisch optimierte Formteile die Ablaufleistung: Die Abzweige haben einen Bogenradius, der für eine 30 Prozent höhere Ablaufleistung gegenüber Entwässerungssystemen mit Abzweigen ohne Bogenradius sorgt.

Dank kürzbarer Formstücke eignet sich das System optimal in engen Bausituationen. Die Kunststoffrohre und Fittings haben eine hohe chemische Beständigkeit und sind somit gegen innere und äußere Korrosion resistent. Darüber hinaus ist Silent-db20 weitestgehend unempfindlich gegen äußere mechanische Einflüsse. Dieses Rohr lässt sich auf drei Arten verbinden: mit einem Spannverbinder, einer Elektroschweißmuffe und per Spiegelschweißung.

Die letzten beiden Verbindungstechniken sind stoff- und längskraftschlüssig, wohingegen erstere lösbar ist. Bei der Verbindung mittels Spannverbinder sind keine Spezialwerkzeuge erforderlich – ein Rohrschneider und ein Akkuschrauber genügen. Zu den Anwendungsbereichen gehören unter anderem der mehrgeschoßige Wohnungsbau mit Anforderungen an den erhöhten Schallschutz, häusliches Abwasser sowie innenliegende Regenwasserleitungen. 

Spart Energiekosten

KE Kelit

In Hinsicht auf die momentan wohl wichtigsten Themen wie Energiesparen, Effizienz und Kosten hat KE Kelit eine radikale Weiterentwicklung gelandet: Mit einem neuen Drei-Schicht-Verbundrohr mit einer Außenschicht aus Aluminium wird die Deckenheizung und -kühlung auf ein neues Niveau gehoben.

Mit dem neuen Climatefix-Alox-Rohr können Energiekosten eingespart werden – gleichzeitig wird die Wärmeübertragung und somit die Effizienz aufgrund der Aluminiumaußenschicht deutlich gesteigert. So ist dieses Rohrmaterial leistungstechnisch annähernd mit dem wesentlich teureren Kupfer vergleichbar. Verbunden werden die vorgefertigten KCG3-Module mit dem bewährten Kelox-Protec-Stecksystem. Dieses sorgt wiederum für eine wesentlich schnellere Montage, da auf schwere und teure Presswerkzeuge verzichtet werden kann. 

Komfortable Montage

Poloplast

Sauber, schnell und sicher – Polo-KAL XS hat das Verlegen von Kunststoffrohrsystemen bereits vor zehn Jahren revolutioniert. Mit einer Fülle an technischen Innovationen wird auf der Baustelle Zeit und Platz gespart.

Durch die geringen Steckkräfte, den Wegfall von Gleitmitteln und den fix in die Muffe integrierten Dichtring ist die Arbeit mit dem Polo-KAL XS nicht nur komfortabler geworden, sondern auch sauberer, sicherer und schneller. Durch die bewährte Drei-Schicht-Technologie und die besonders schlanke Monotec-Muffe liefert das Rohrsystem bei geringstem Platzbedarf eine erstklassige Qualität und hervorragende Schalldämmwerte.

Die Vorteile sind unter anderem eine extraschnelle Montage, da kein Gleitmittel, kein Abmessen und kein Anfasen erforderlich ist. Dank der schlanken Monotec-Muffe eignet sich das System ideal bei beengten Platzverhältnissen oder bei geringer Bodenaufbauhöhe. Zudem ist es mit seiner integrierten Dichtung extrasicher.

Biobasierte PEX-Rohre

Uponor

Uponor hat für die im letzten Jahr eingeführten biobasierten PEX-Rohre den Plus X Award 2023 erhalten – und das in den vier Kategorien Innovation, High Quality, Funktionalität und Ökologie. Denn diese neuen PEX-Rohre haben einen signifikant verringerten CO₂-Fußabdruck von bis zu 90 Prozent, der auf Berechnungen der Environmental Product Declaration (EPD) gemäß den Normen EN15804+A1, CML/ISO 21930 basiert.

Mit der EPD wird bewertet, welche Auswirkungen ein Produkt auf die Umwelt im Laufe seines gesamten Lebenszyklus hat. Die Daten werden zusätzlich von einer unabhängigen dritten Partei überprüft. Durch die vollständige ISCC-Zertifizierung schafft Uponor bei den PEX-Rohren Pipe Blue umfassende Transparenz der Wertschöpfungskette.

Derart wird eine Rückverfolgbarkeit in der gesamten Liefer- und Produktionskette sichergestellt. Mit der Verwendung von biobasierten Materialien trägt Uponor dazu bei, fossile Ressourcen durch erneuerbare Rohstoffe zu ersetzen. Darüber hinaus wird der Rohrspezialist jährlich von unabhängigen Dritten geprüft. 

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Haustechnik