Marktunsicherheiten

Turbulenzen im Wärmepumpenmarkt

Wärmepumpe
18.10.2023

Noch kann die Wärmepumpenbranche über Rekordumsätze jubeln, die Aussichten für die kommenden Monate sind allerdings nicht mehr so rosig – F-Gase-Verordnung, rückläufige Bautätigkeit und Marktunsicherheiten sorgen für rückläufige Umsätze in den kommenden Monaten.
Wärmepumpe im Garten

Die Kaufkraft sinkt aktuell in Österreich zwar, doch die Wärmepumpen-Branche erzielte laut einer Analyse des Verbandes Wärmepumpe Austria (WPA) im ersten Halbjahr 2023 eine Steigerung des Absatzes in Österreich von 42 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr. Diese Zahlen seien allerdings auf Nachholeffekte aus dem Jahr 2022, den höheren Marktanteil beim Heizungstausch und auch eine deutlich bessere Verfügbarkeit der Geräte zurückzuführen. „Die Aufträge aus 2022 wurden größtenteils abgearbeitet und die Verfügbarkeit von Wärmepumpen hat sich deutlich verbessert. Die Nachfrage und der Ausblick sind jedoch getrübt“, betonte dementsprechend WPA Präsident Richard Freimüller im Zuge der Präsentation der Halbjahreszahlen.
So sei etwa der starke Rückgang der Bautätigkeit, speziell im Wohnbau, auch am Heizungsmarkt deutlich spürbar. „Die Baupreise steigen weiter, gleichzeitig sinkt die Kaufkraft und Investitionsbereitschaft.“ Der erste Schock und die Unsicherheit der Kunden über die Gasversorgung, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, würden abklingen und auch die aktuelle Zinssituation trage zur aktuellen Unsicherheit bei. Die negativ wahrgenommene Diskussion zum Heizungsgesetz in Deutschland und der Europäische Verordnungsentwurf zur Beschränkung von Kältemittel würden wechselwillige Gas- und Ölheizungsbesitzer zusätzlich verunsichern.
„Die Rahmenbedingungen für die Umstellung des Heizsystems in Österreich sind deutlich besser. Die Förderungen sind hoch und bis Ende 2024 beschlossen. Der Entwurf des Erneuerbaren Wärme Gesetz (EWG, Anm. d. Red.) ist ausgewogen und bietet Betreibern von Öl- und Gasheizungen Übergangsfristen und langfristige Förderungen für den Umstiegs. Auch der Entwurf der europäischen F-Gase Verordnung braucht unsere Kunden nicht zu sorgen, da Wärmepumpen, die heuer oder 2024 installiert werden, davon nicht betroffen sind. Dieser rechtliche Rahmen betrifft ausschließlich Wärmepumpenhersteller und das frühestens ab dem Jahr 2025. Damit ist ein langfristiger und sicher Betrieb für unsere Kunden nicht gefährdet.“

Der Wärmepumpenmarkt ist derzeit im Umbruch. Die Nachfrage sinkt, vor allem im Neubau, und gleichzeitig steht die Revision der F-Gase-Verordnung ­bevor.

Andreas Grimm, Leiter Produktmarktmanagement Heiztechnik Hoval

Andreas Grimm im Porträt
Andreas Grimm, Leiter Produktmarktmanagement Heiztechnik Hoval

Enorme Herausforderungen

„Der Wärmepumpenmarkt ist derzeit im Umbruch. Die Nachfrage sinkt, vor allem im Neubau, und gleichzeitig steht die Revision der F-Gase-Verordnung bevor“, erklärt auch Andreas Grimm, Leiter Produktmarktmanagement Heiztechnik bei Hoval. Die geplante Verschärfung stelle „die Branche vor Herausforderungen“, so der Fachmann. „Das systematische Zurückfahren der am Markt verfügbaren F-Gase – auch unter ‚Phase down‘ bekannt – wird viel schneller vonstattengehen als erwartet. Wir gehen davon aus, dass die reduzierten Quoten nicht nur eine signifikante Teuerung von Kältemitteln mit hohem GWP-Wert zur Folge haben, sondern auch die Förderlandschaft verändern werden.“ Mehr denn je gelte es für das Fachhandwerk daher, vorausschauend zu planen und auf Wärmepumpenmodelle zu setzen, die Kältemittel mit niedrigem GWP-Wert verwenden- „R290 – also Propan – ist das Mittel der Wahl, denn durch seine thermodynamischen Eigenschaften sind auch höhere Vorlauftemperaturen realisierbar, was bei richtiger Planung das Sanierungsgeschäft durch die Möglichkeit der Heizkörpernutzung deutlich vereinfacht und Wärmepumpen mit R290 zu echten Allround-Talenten macht.“
Im Großobjektbereich hingegen sei hingegen ein deutlich steigendes Interesse an Wärmepumpen zu beobachten, verweist Grimm. „Der Trend zu natürlichen Kältemitteln wie R290 wird auch hier Einzug halten müssen. Die Anbieter sind mehr denn je gefordert, Nachhaltigkeit und Effizienz in der Bereitstellung höherer Leistungsklassen sinnvoll miteinander zu verbinden.“ Hoval habe bereits 2020 mit „Belaria pro“ eine „zukunftssichere Luftwärmepumpe“ auf den Markt gebracht, die Propan als Kältemittel nutze. „Mittlerweile bieten wir mit acht kW, 13 kW, 15 kW und 24 kW Leistung eine breite Palette an – dank Kaskadenschaltungen lassen sich auch höhere Leistungen realisieren. Modelle mit 40 kW und 50 kW werden folgen.“

Zukunftsfähige Lösungen mit R290

Auch Martin Bauer, Produktmanager Wärmepumpen bei Wolf sieht zahlreiche Vorteile bei Propan als Kältemittel. „Die hervorragenden thermodynamischen Eigenschaften des natürlichen Kältemittels Propan sind in der Branche bereits bekannt. Da die mit R290 betriebenen Wärmepumpen zudem ohne Zusätze von PFAS auskommen, ist ihr Betrieb effizient, umweltfreundlich, sicher und im Sinne der F-Gase-Verordnung zukunftsfähig.“
Die effiziente „CHA-Monoblock“ von Wolf sei beispielsweise mit R290 ausgestattet und eine häufig verbaute Monoblock-Wärmepumpe für Einfamilienhäuser im Neubau und vor allem im Bestand. Verfügbar in den Ausführungen CHA-07/400V (Leistungsbereich von 1,6−6,8 kW bei A-7/W35) und CHA-10/400V (Leistungsbereich von 2,2−9,8 kW bei A-7/W35) sei sie als Kaskade auch für gewerbliche Projekte die optimale Lösung.
Der Klimawandel mache vor den Schwankungen des Energiemarktes oder schwierigen Kreditvergabe nicht halt, warnt VWA-Präsident Freimüller. Ein wesentlicher Beitrag zur Erreichung der Klimaziele sei die Dekarbonisierung des Heizungsbestandes. „Abwarten und nichts tun ist in der jetzigen Situation das Falsche, die wahrgenommene Sicherheit ist trügerisch, den der Klimawandel und seine Folgen können nur durch einen raschen Ausstieg aus den fossilen Energiesystemen gelingen“, unterstreicht Freimüller. Der zu erwartende Absatzrückgang in den folgenden Jahren stelle sowohl die Branche als auch die Politik vor besondere Herausforderungen. „Dies sieht man bereits bei der geringeren Anzahl an Förderungsansuchen bei der Bundesförderung ‚Raus aus Öl und Gas‘“. Entsprechend der veröffentlichten Anzahl an Anträge seien die Förderungsansuchen gegenüber 2022 erst auf einem Niveau von etwa 20 Prozent.
Die Wärmewende sei dem Präsidenten zufolge eine Tatsache. Nun müsse klug und schnell gehandelt, keine weiteren Barrieren aufgebaut und bestehende rasch und nachhaltig beseitigt werden. „National braucht es den schnellstmöglichen Beschluss des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes, der Nachbesserungen bei Förderbedingungen und deutlich weniger Bürokratie und Vorschriften und die Verfügbarkeit ausreichend spezialisierten Fachkräfte.“ //

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