Bauzeitung-Umfrage

2023 war noch ganz gut!

Aktuelle Umfrage BAU
04.12.2023

Aktuelle Umfrage der Bauzeitung: 2023 lief für viele Unternehmen noch besser als gedacht - aber die Aussichten 2024 sind düster.

Gute Nachrichten aus der Bauwirtschaft haben derzeit Seltenheitswert: Schlechte Auftragslage, Einbruch des Immobilienmarktes, Anstieg der Insolvenzen – das sind die Meldungen, die derzeit die Medien dominieren. Gut ins Bild passt dabei die Insolvenz der Signa Holding des Tiroler Investors René Benko. Der vor kurzem noch gefeierte Star der heimischen Immo-Branche hat die größte Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte hingelegt. Mit Passiva von über mehr als fünf Milliarden Euro liegt die Signa weit vor dem bisherigen Spitzenreiter Alpine. Welche Folgewirkungen die Insolvenz der Signa Holding auf die rund 400 Unternehmen haben wird, die mit ihr in Verbindung stehen, ist noch offen. Genauso wie die Auswirkungen auf die übrige österreichische Bauwirtschaft.

Klar ist nur: Die Situation am Bau ist so schlecht wie lange nicht mehr. Oder vielleicht doch nicht? Die „Bauzeitung“ hat es genau wissen wollen und für ihre letzten Ausgabe des Jahres ihre Leserinnen und Leser gefragt, wie 2023 für Sie gelaufen ist und was sie sich von 2024 erwarten. Um es vorwegzunehmen: Die Ergebnisse sind durchaus überraschend. Die Stimmung ist nicht ganz so schlecht, wie man aufgrund der Berichterstattung hätte erwarten können.

2023 war hart - 2024 wird härter

Fast die Hälfte der Befragten – und zwar exakt 45,7 Prozent – gab zu Protokoll, dass für sie in 2023 zwar „nicht alles rund“ lief, das Jahr aber angesichts der Umstände „zufriedenstellend“ gelaufen sei. 26,1 Prozent bezeichneten 2023 sogar als „sehr gutes Jahr“. Nur für 10,9 Prozent war es ein Jahr „zum vergessen“. Dieses auf den ersten Blick überraschende Ergebnis, wird auf den zweiten Blick verständlich – und zwar, wenn man sich vor Augen hält, dass nicht alle Bereiche der Bauwirtschaft im gleichen Umfang von der Krise betroffen sind: Während der Hochbau – und hier vor allem der Wohnungsbau – massiv unter dem giftigen Mix von gestiegenen Zinsen, hohen Baukosten und hoher Inflation leidet, profitiert die Branche von der guten Auftragslage im Bereich Infrastruktur.

Befragt nach den größten Herausforderungen in 2023 nennen 45,7 Prozent wenig überraschend die Preissteigerungen – deutlich vor dem Auftragsrückgang mit 28,3 Prozent. An dritter Stelle liegt mit dem Fachkräftemangel (19,6 Prozent) ein guter, oder besser: schlechter, alter Bekannter.  Andere Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Energiekrise folgen unter ferner liefen und spielen keine Rolle. An den hohen Baukosten wird sich so schnell nichts ändern – im Gegenteil. Davon gehen jedenfalls die Leserinnen und Leser der Bauzeitung aus: 41,3 Prozent glauben, dass die Baukosten 2024 auf dem gleichen Niveau bleiben werden, exakt genauso so viele Befragte rechnen sogar mit einem weiteren Anstieg.

Dass 2023 für viele Unternehmen der Bauwirtschaft gar nicht so übel lief, unterstreichen auch die Antworten auf die Frage zur aktuellen Auftragslage. Für 13 Prozent war das Jahr sogar „sehr gut.“ 47,8 Prozent antworten mit „momentan noch gut, aber das nächste Jahr wird schwer“. 23,9 Prozent meinten, dass 2023 „nicht so gut“ gelaufen sei und „2024 nicht viel besser“ laufen werde. Damit bestätigen unsere Leserinnen und Leser, was Experten prognostizieren: So hart das Jahr 2023 für viele Unternehmen gewesen sein mag: 2024 wird härter.

Das unterstreichen die Antworten auf die Frage, was die Leserschaft sich von 2024 erwartet: Insgesamt zwei Drittel rechnen mit „keinem guten Jahr für die gesamte Branche“ (39,1 Prozent) oder „einem Jahr mit vielen Gefahren vor allem für kleinere Unternehmen“ (23,9 Prozent). Nur ein Drittel ist auch für 2024 vorwiegend optimistisch: 32,6 Prozent gehen von einem „fordernden Jahr mit vielen Chancen“ aus. 4,3 Prozent glaube sogar an ein gutes Jahr für die Baubranche. Für sie heißt es offenbar: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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