Die Blockchain wird auch die Baubranche verändern
Blockchain sowie Kryptowährung und die daraus resultierenden Konsequenzen werden die Baubranche gravierend verändern. Davon ist Jaqueline Peter überzeugt.

Ob ist schon lange nicht mehr die Frage, sondern nur noch wann beziehungsweise wie schnell: Die Digitalisierung der Baubranche ist in vollem Gange, und auch wenn BIM gerade die große Revolution zu sein scheint, die Entwicklungen geht viel weiter. Denn Blockchain sowie Kryptowährung und die daraus resultierenden Konsequenzen werden die Baubranche noch gravierender verändern. Davon ist Jaqueline Peter überzeugt. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Digitalisierung im Bauwesen der Universität Duisburg-Essen schreibt gerade an ihrer Doktorarbeit zum Einsatz von Smart Contracts im Bauwesen und geht davon aus, dass sie große Auswirkungen haben werden. Nicht nur auf die Baubranche, sondern auf das ganze Wirtschaftssystem, wie sie im Interview erzählt.
Jacqueline Peter: “Die Blockchain ist ein rein verteiltes Peer-to-Peer-System von Hauptbüchern, das eine Softwarekomponente verwendet, die aus einem Algorithmus besteht, der den Informationsgehalt geordneter und verbundener Datenblöcke gemeinsam mit kryptografischen und Sicherheitstechnologien aushandelt, um dessen Integrität zu erreichen und zu erhalten.” – So beschreibt es Daniel Drescher meiner Meinung nach sehr passend in seinem Buch “Blockchain-Grundlagen”.

Peter: Prinzipiell muss sich die Bauunternehmer*in mit der Technologie an sich nicht beschäftigen, diese ist einfach eine Hintergrundtechnologie. Keiner erwartet jetzt, dass Baufirmen auch noch ihre eigenen Programmierer*innen einstellen, die Blockchains anlegen oder Smart Contracts programmieren. Schlussendlich wird eine Firma diese einfach an einem Front End nutzen, die technische Seite obliegt externen Spezialisten. Es wäre aber gut, wenn man sich schon jetzt mit den Begrifflichkeiten auseinandersetzt und überlegt, welche Vorteile die Technologie für einen bringen kann.
Peter: Man muss schon mal wissen, was Kryptowährung ist und wie man diese nutzen kann. Ein weiteres spannendes Feld für die Baubranche sind Smart Contracts sowie die sich daraus ergebenden Möglichkeiten. Auch der grundsätzliche Wegfall eines Intermediär – also eines Mittelsmanns zwischen den Vertragsteilnehmern – ist ein wesentlicher Aspekt. Normalerweise ist da eine Bank oder ein Notar dazwischengeschaltet, das kann gänzlich wegfallen. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die Steuersituation: Momentan ist Kryptowährung, wenn man sie ein Jahr lang hält, steuerfrei.
Peter: Einfach gesagt, ist es ein digitaler Vertrag, der mittels “If-then”-Bedingungen aufgesetzt wird. Erfüllt der Auftragnehmer die Bedingung, wird zum Beispiel eine Zahlung freigeschaltet. Nehmen wir das Beispiel eines Auftraggebers, der etwa über eine Auftraggeberinformationsanforderungen eine Leistung ausschreibt. Diese Leistung ist genau definiert – soll es ein Plan im CAD-Format sein, ein BIM-Modell oder Ähnliches? Wurde die Leistung erbracht, dann gibt der Auftragnehmer dem Smart Contract diese an. Nun kann, muss aber nicht eine Prüfinstanz eingeschaltet werden, die kontrolliert, ob die Arbeit vertragskonform erledigt wurde. Bestätigt diese die Leistung, wird die Rechnung automatisch erstellt, das Geld sofort überwiesen und der Vertrag als erfüllt betrachtet.
Peter: Natürlich, es sind so viele Ebenen wie gewünscht möglich, die alle mit einer zu erfüllenden Bedingung sowie einer Zahlung dafür hinterlegt sind. Man kann prinzipiell jegliche Details wie Fristen, Ziele oder Pönalen hinterlegen, und der Vertrag liefert automatisch das darin vereinbarte Ergebnis.

© Universität Duisburg-Essen/Institut für Baubetrieb und Baumanagement (IBB)/HUSS-MEDIEN GmbH
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