Karl-Heinz Granzner: "Der Beschaffungsmarkt wird sich durch Corona teilweise verlagern"

Die Corona-Krise werde zu tiefgreifenden Veränderungen für heimische Betriebe führen, ist sich Karl-Heinz Granzner, Verkaufsleiter für den Metall- und Glasbau bei Schachermayer, sicher. Mit welchen er rechnet und wie man bei Schachermayer die aktuelle Situation meistert, erzählt er im Interview. 
"Uns ist es gelungen, den Betrieb in dieser außergewöhnlichen Zeit in einer für unsere Kunden akzeptablen Qualität aufrechtzuerhalten", sagt Karl-Heinz Granzner, Verkaufsleiter Metall- und Glasbau bei Schachermayer.
"Uns ist es gelungen, den Betrieb in dieser außergewöhnlichen Zeit in einer für unsere Kunden akzeptablen Qualität aufrechtzuerhalten", sagt Karl-Heinz Granzner, Verkaufsleiter Metall- und Glasbau bei Schachermayer.

Herr Granzner, wie geht es Ihnen und Ihren Kunden in der aktuellen Situation?

Karl-Heinz Granzner: Uns geht es sehr gut, da wir rechtzeitig wichtige Maßnahmen zum Schutz unserer Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten getroffen haben. Eine gewisse Unsicherheit und Anspannung sind zwar spürbar, aber das ist auch nachvollziehbar, schließlich ist die aktuelle Situation und die weitere Entwicklung schwer einschätzbar. Im selben Ausmaß empfinden dies unsere Kunden und Lieferanten.

Mit welchen Herausforderungen hatten Sie in den letzten Wochen zu kämpfen?

Granzner: Es war einfach die Gesamtsituation, die in den letzten Wochen herausfordernd war. Uns ist es aber gelungen, den Betrieb in dieser außergewöhnlichen Zeit in einer für unsere Kunden akzeptablen Qualität aufrechtzuerhalten.

Gab es denn einen Nachfragerückgang?

Granzner: Ja diesen Rückgang gab bzw. gibt es – im Speziellen bei den metallverarbeitenden Betrieben und unseren Tischlern. Im Bereich des Baunebengewerbes haben wir momentan noch keine Einbrüche. Es ist schwer vorauszusehen, wie sich die Situation nach der Krise entwickeln wird.

Nehmen Sie derzeit Förderungen der Regierung in Anspruch?

Granzner: Unser Unternehmen hat die Kurzarbeit in Anspruch genommen. Die notwendigen Rahmenbedingungen machten es natürlich schwierig, den Betrieb für unsere Kunden aufrechtzuhalten. Um dies gewährleisten zu können, waren wir gefordert, kurzfristig neue Abläufe zu erarbeiten und diese auch rasch umzusetzen. Bei einem Unternehmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern ist das eine sportliche Aufgabe, die nur durch die Flexibilität und das Engagement unserer Mitarbeiter möglich wurde.

Ist es Ihnen gelungen, die Lieferkette vollständig aufrechtzuerhalten?

Granzner: Das ist es. In gewissen Produktbereichen wurde unser Einkauf gefordert. Durch hohen Einsatz konnten wir auch diese Themen gemeinsam erfolgreich lösen.

Gab es Materialengpässe bzw. ist mit solchen in Zukunft zu rechnen?

Granzner: In den Produktgruppen der PSA „persönlicher Arbeitsschutz“ kam es durch die hohe Nachfrage aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen zu Engpässen im Beschaffungsprozess. Diese Nachfrage wird bereits deutlich weniger. In anderen Produktbereichen sehe ich aus momentaner Sicht keine Engpässe.

Blicken Sie trotz der Krise positiv in die Zukunft?

Granzner: Selbstverständlich. Wir meistern gemeinsam mit unseren Mitarbeitern diese herausfordernde Zeit und unser Unternehmen wird auf weitere Entwicklungen überlegt reagieren.

Mit welchen Veränderungen rechnen Sie?

Granzner: Meiner Meinung nach, wird die Coronakrise generell zu Veränderungen führen: Es wird sich der Beschaffungsmarkt teilweise verlagern – weg von der internationalen hin zur lokalen Beschaffung. Die Betreuung unserer Kunden unterliegt ebenso einem Wandel. Die fachliche Kompetenz wird sowohl im Außen- als auch im Innendienst immer wichtiger. Es reicht nicht mehr, wenn ein Verkäufer „nur“ ein Produkt verkauft, sondern auch die dazugehörigen optimierten Prozesse gepaart mit nutzenstiftender Dienstleistung gehören heute dazu. Eine neue Herausforderung für uns alle. Auch der Besuchsrhythmus unserer Verkäufer im Außendienst wird sich ändern – weg von einem statischen Tourenplan hin zu einer themenorientierten dynamischen Tourenplanung. Zudem haben sich gewisse Arbeitsmethoden wie beispielsweise Videokonferenzen in der Krise etabliert. Diese werden teilweise bestehen bleiben und uns im Tagesgeschäft unterstützen, effektiver zu arbeiten. Gesellschaftlich hat der Shutdown zu einer Entschleunigung geführt – der Mensch, der Zusammenhalt, das Miteinander, der Patriotismus steigt im gesellschaftlichen Wertekatalog – für mich persönlich eine extrem wichtige Veränderung.

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