AMB 2020: Aussteller denken über Verringerung des CO2-Fußabdrucks nach

AMB
06.02.2020

 
Nachhaltigkeit im Werkzeugmaschinenbau und in der Metallbearbeitung rückt immer mehr in den Fokus - das zeigen auch die Aussteller der AMB, die vom 15. bis 19. September 2020 in der Messe Stuttgart stattfindet. 
Zur AMB 2020 werden Aussteller und Besucher auch über Ressourcenschonung und die Nachhaltigkeit von Produkten diskutieren.
Zur AMB 2020 werden Aussteller und Besucher auch über Ressourcenschonung und die Nachhaltigkeit von Produkten diskutieren.
Mit dem Hainbuch Baukasten-System dauert der Wechsel von Spannmitteln nur ein bis zwei Minuten. Im Sinne von Nachhaltigkeit lässt sich so Rüstzeit und damit ganze Maschinen einsparen.
Die Gewindetechnologie Emuge Punch Tap schont Ressourcen in der Serienfertigung. Sie ermöglicht bis zu 75% Zeiteinsparung und ist für Minimalmengenschmierung ausgelegt.

Angesichts eines wachsenden Bewusstseins für Nachhaltigkeit und aufgrund steigender Anforderungen den Klimaschutz betreffend, legen derzeit vermehrt Unternehmen des Maschinenbaus und der Metallbearbeitung die Leiter an den Effizienz- und Nachhaltigkeitsbaum und überprüfen wo weiteres Optimierungspotenzial zu ernten ist. Auch viele Aussteller der AMB 2020 beschäftigen sich mit der Frage, wie weitere signifikante Beiträge zu nachhaltigem Wirtschaften geleistet werden können. Zumal sich ein wachsender Teil der AMB-Besucher im September dieses Jahres – und somit vieler Anwender und Kunden – auch für dieses Thema interessieren dürfte.

Langlebigkeit von Produkten gewährleisten

Als Spannmittelhersteller setzt Hainbuch beim Thema Ressourcenschonung vor allem auf Langlebigkeit: „Viele Produkte auf dem Markt landen nach ihrem Verschleiß direkt im Müll“, sagt Stefan Nitsche, Leiter Produktmanagement bei Hainbuch. Deshalb habe es im Unternehmen Priorität, eine extrem lange Einsatzzeit der Produkte zu gewährleisten, die über den natürlichen Verschleiß einzelner Bauteile hinausgeht. Dafür bietet Hainbuch seinen Kunden regelmäßige Wartungen und Inspektionen an. Hier werden beispielhaft die werkstückberührenden Spannelemente nachvulkanisiert, entstandene Unebenheiten egalisiert und Verschleißstellen neu beschichtet. Die Kosten für die Instandsetzung betragen dabei einen Bruchteil von der Anschaffung eines Neuprodukts. Ein Win-Win-Deal also – für Umwelt und Industrie.

Doch auch die Anwender selbst, könnten laut Nitsche durch vorbeugende Wartung zur Langlebigkeit ihrer Spannmittel beitragen: „Im Idealfall sollten die Maschinen einmal am Tag kurz angehalten werden, um sie von Spänen und Schmutz zu befreien. Das Problem ist, dass viele Kunden sich das nicht leisten können, weil sie hohe Stückzahlen zu produzieren haben.“

Ressourcen schonen durch Minimalmengenschmierung

Ein Nachhaltigkeitstrend in der metallverarbeitenden Industrie, über den sich viele AMB-Besucher informieren: Statt großen Mengen an Kühl- und anderen Schmiermitteln setzt man immer häufiger auf die Minimalmengenschmierung: „Für die Bearbeitung wird hier nur noch ein Hauch von Öl gebraucht, was natürlich extrem ressourcenschonend ist“, so Gerhard Knienieder, Geschäftsführer des fränkischen Werkzeugherstellers Emuge. Vor allem bei der Serienfertigung in der Automobilindustrie werde diese Technik bereits eingesetzt. Die Aufgabe von Werkzeugherstellern sei es nun, mehr und mehr Werkzeuge auf diese Art der Verwendung vorzubereiten. Das größte Potenzial zur Energieeinsparung sieht Knienieder in der Fertigung: „Wir müssen in der Produktion darauf achten, dass weniger Energie verbraucht wird. Nicht nur um CO2 zu vermeiden, sondern auch aus Eigeninteresse im Sinne der Kosteneinsparung.“ Auch die Digitalisierung helfe hier, Prozesse mit möglichst wenig Energieaufwand zu entwickeln. Trotzdem sei es für Unternehmen langfristig unabdingbar, die gesamte Produktions- und Lieferkette auf ihre Nachhaltigkeit zu überprüfen. So müsse sein Unternehmen künftig zum Beispiel auch auf Lieferanten zugehen, um über die CO2-Bilanz des eingekauften Rohstahls im Bilde zu sein: „In ein paar Jahren werden wir nachweisen können müssen, wie der CO2-Footprint unserer einzelnen Produkte ist. Es ist also wichtig, den Energieverbrauch nicht nur zu dokumentieren, sondern auch zuzuordnen. Und die Emissionen natürlich langfristig immer weiter zu reduzieren.“

Hohe Quote an Gutteilen schont Ressourcen

Nicht nur aufgrund von Transparenz-Effekten steckt für viele Beobachter angesichts vieler ausgereizter Potenziale eine große Chance in der Digitalisierung des Produktionsprozesses. Hier lohnt es sich beim AMB-Besuch nach Neuigkeiten Ausschau zu halten: „Wir haben uns erst jüngst mit unserem Esprit CAM-System für CNC-Maschinen neu aufgestellt. Ein wesentlicher Aspekt hierbei war das Thema der Nachhaltigkeit“, sagt Sales- und Channel-Manager bei DP Technology, Kai Lehmann. Eine Software für die Programmierung einer Werkzeugmaschine müsse angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels zuallererst leicht zu bedienen sein. Ziel müsse es sein, schnell und einfach zum fertigen Produkt auf der Maschine zu gelangen. „Wir haben viel Wissen in die Software integriert, um die Vorbereitung der Zerspanung nachhaltig im Sinne der Programmierung zu gestalten. Ein wesentlicher Aspekt ist, dass wir eine hohe Reproduzierbarkeit erreicht haben“, sagt Lehmann. Wenn mehr bearbeitete Teile Gut-Teile sind, weil die Wiederholbarkeit der Prozesse verbessert sei, habe dies direkte Auswirkungen auf die Schonung von Ressourcen.

Auch die Flexibilität spiele hier eine entscheidende Rolle: „Wir haben durch die Nutzung von Elementen der künstlichen Intelligenz an der Schraube der Betriebsauslastung gedreht. Wenn weniger Maschinen im Leerlauf stehen und ein Auftrag nicht lange angepasst werden muss, beinhaltet auch das einen positiven Umwelteffekt“, sagt Lehmann. Erreicht wurde dies, indem die Software künftig auf sich ändernde Situationen schneller reagiert. So kann ein Bearbeitungsjob, der ursprünglich für eine Siemens-Steuerung angelegt war, schnell auch auf einer Heidenhain produziert werden oder eine Bearbeitung, die auf einer Fräsmaschine geplant war, in wenigen Schritten auf einer Dreh-/Fräsmaschine abgewickelt werden.

Automatisierte Werkzeuge

Welchen Einfluss das Lösen vieler klassischer Herausforderungen in der Metallbearbeitung auf den Aspekt der Nachhaltigkeit konkret haben, lässt sich schwer beziffern. Klar ist, dass die Schonung von Werkzeugen und zeit- sowie energieeffiziente Werkzeugwege einen ernst zu nehmenden Einfluss auf die Gesamtbilanz haben: „Nehmen Sie nur die Optimierung des Werkzeugeinstichs. Hier schlägt die Software mittlerweile Verfahrensweisen vor, die so komplex berechnet werden, dass es von Menschen mit händischer Programmierung an der Steuerung nicht mehr zu leisten ist. So werden unter anderem Schläge bzw. Spannungsspitzen auf das Werkzeug verhindert und somit eine gleichmäßige Spanbildung bei hoher Bearbeitungsgeschwindigkeit erreicht“, so Lehmann.

Neben den Aspekten der Arbeitsvorbereitung und der einzelnen Maschine lautet die Erfahrung von Lehmann, dass auch bei der Betrachtung des gesamten Maschinenparks und dessen Betrieb einiges an Optimierungspotenzial zu finden ist. „Wenn wir mit den Anwendern sprechen, sehen wir, dass jeder auf einem anderen technologischen Stand steht. Zwar haben nicht wenige schon Verbesserungen im Sinn, allerdings können viele mit der sich rasant verändernden Technologie nicht Schritt halten und alle Optionen im Blick behalten“, sagt er. Beispiel sind Betrachtungen zur Verbesserung der Gesamtanlageneffizienz. Selbst bei nicht allzu tief gehenden Analysen von Maschinentypen, Auslastung, Schichtfahrweisen, Rüstzeiten und Wartungszeiten zeigen sich Ansätze, um die Stillstände zu verringern. „Was gut ist für den ROI, ist in diesem Fall auch nachhaltig“, so sein Fazit.

Dass angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel die Bemühungen verstärkt werden müssen, liegt auf der Hand. Aus Sicht eines CAD/CAM-Anbieters sieht Lehmann den Weg vorgezeichnet: Um künftig mehr Potenzial in Sachen Nachhaltigkeit zu heben, müsse sich das Verhältnis von Software-Lieferant und Anwender grundlegend ändern. „Viele kleine Firmen kommen mit den technologischen Sprüngen nicht mehr mit. Gleichzeitig müssen wir es schaffen, noch individueller und tiefer in Analyse und Optimierung in den Betrieben einzusteigen. Ich sehe uns in der Zukunft eher als Technologie-Partner, statt Zulieferer. Dann können auch Aspekte der Nachhaltigkeit noch einmal besser bearbeitet werden“, blickt er in die Zukunft und benennt damit einen Trend, der sich quer durch die Branche zieht.

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