Recht und Steuer - "Die Zahlungsmoral ist ein Dauerthema“

Zahlung
27.10.2014

 
Seit vielen Jahren befasst sich Dr. Stephan Trautmann in der GLAS mit unterschiedlichen Rechtsfragen. Zeit für eine Standortbestimmung.
Rechtsanwalt Dr. Stephan Trautmann führt eine Kanzlei in Wien und ist auf die Rechtsberatung von Klein- und Mittelbetrieben spezialisiert.

Rechtsanwalt Dr. Stephan Trautmann führt eine Kanzlei in Wien und ist insbesondere auf die Rechtsberatung und die gerichtliche Vertretung von Klein- und Mittelbetrieben spezialisiert. Seit vielen Jahren ist er als regelmäßiger Kolumnist für die GLAS tätig und befasst sich in seinen Beiträgen mit unterschiedlichen rechtlichen Fragestellungen. Zeit für eine kleine Standortbestimmung. 

GLAS: Was sind die häufigsten Fragen, die von Unternehmern an Ihre Kanzlei herangetragen werden?
Dr. Stephan Trautmann: Ein Dauerthema ist etwa die schlechte Zahlungsmoral der Kunden. Wie reagiert man? Da gibt es mannigfaltige Möglichkeiten: die Überarbeitung und Adaptierung der Geschäftspapiere, die Straffung des Mahnlaufs oder alleine schon eine bessere Reaktion auf die Geltendmachung von Gewährleistungsansprüchen. Ein Thema, das immer wieder auftaucht, sind veraltete Firmenverträge. GmbH-Verträge gehören von Zeit zu Zeit überarbeite – teilweise sind sie aus den 1960er- oder 1970er-Jahren! Gründe für eine Überarbeitung sind sich ändernde private Lebensumstände, zum Beispiel Heirat oder Nachwuchs – das führt oft zu Diskrepanzen in den Bestimmungen des Gesellschaftsvertrags und/oder auch dem Testament.

Viele Handwerksbetriebe sind gleichzeitig Familienunternehmen. Vermischen sich da oft berufliche und private Rechtsfragen?
Mit dieser Frage sprechen Sie ein wichtiges Thema an. Gerade in der Vermischung zwischen Unternehmen und Familie entstehen oft emotionale Reaktionen und Defizite, die negative Auswirkungen haben können. Ich sehe mich hier als ausgleichendes Bindeglied, um die oft ineinander verflochtenen Bereiche entsprechend sowohl auf der persönlichen als auch auf der rechtlichen Ebene einer klar strukturierten Lösung zuzuführen. Hierfür ist großes Vertrauen – natürlich wechselseitig – notwendig, da man auch die internen familiären Gegebenheiten kennenlernt. Mein Bestreben ist diesbezüglich, in ruhiger und sachlicher Form einen Ausgleich zu finden und dessen Auswirkungen rechtlich und persönlich zu begleiten.

Hat die schlechte wirtschaftliche Konjunktur einen Einfluss auf die Art der Anfragen und Fälle, mit denen Sie derzeit befasst sind?
Ja, es werden vermehrt Fragen der Gewährleistung und des Schadenersatzes diskutiert, andererseits natürlich auch die Frage der arbeitsrechtlichen Gestaltung der Unternehmen. Da wie erwähnt die Zahlungsmoral auch nicht besser geworden ist, ist das Mahnwesen (Kurrentien) ein immer wichtigerer Bestandteil unserer Kanzleitätigkeit.

In den nächsten Ausgaben werden Sie der ÖNorm B 2110 einen kleinen Schwerpunkt widmen. Ohne zu viel vorwegzunehmen: Warum ist diese für Handwerksbetriebe so wichtig?
In dieser sehr zentralen ÖNorm sind eigentlich alle wesentlichen Punkte, die jeder Handwerker und jeder Gewerbetreibende beachten sollte, aufgelistet und beschrieben. Es handelt sich dabei weit über den Tellerrand der ÖNorm hinaus um Grundsatzfragen, die jedem Gewerbetreibenden in Fleisch und Blut übergehen müssen. Deshalb möchte ich die Bestimmungen der ÖNorm und darüber hinausgehend die Konsequenzen daraus wieder in Erinnerung rufen. 

Noch zu Ihnen: Welche Vorteile sehen Sie, wenn sich ein Mandant an Sie oder andere kleinere Kanzleien und nicht an eine Großkanzlei wendet?
Weil hier nach meiner Meinung die persönliche Betreuung im Sinne der Kontinuität noch besser gewährleistet ist. Die Befassung eines Rechtsanwalts ist oft mit einem emotionalen Ereignis verbunden, sodass die kleineren, übersichtlicheren Strukturen von vielen Mandanten bevorzugt werden. 

Interview: Birgit Tegtbauer, Thomas Prlic

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