Fenster-Türen-Treff
Gestern, heute, MORGEN
Rund 290 Teilnehmer*innen fanden sich am 4. und 5. Mai 2023 zum diesjährigen Fenster-Türen-Treff in Salzburg ein. Die Vorträge und Diskussionen im Rahmen der 22. Auflage des Branchentreffs der Holzforschung Austria (HFA) hatte innovative Themen und technische Trends zum Inhalt – und man wagte aus unterschiedlichen Perspektiven einen Blick in die Zukunft des Fensters. Diesem Fokus auf das was Kommen kann trug man auch mit dem Motto "Gestern – heute – MORGEN" und der bewussten Großschreibung Rechnung. Für Initiator und Seminarleiter Peter Schober war es die letzte Veranstaltung seiner aktiven Karriere, da er sich Ende August in den Ruhestand verabschiedet. Er übergibt die Leitung an seine Nachfolgerin Julia Bachinger, die sowohl für die Kontinuität des erfolgreichen Fensterbereichs sorgen wird, als auch für jene des Fenster-Türen-Treffs.
Von Chancen und Glaskugeln
Peter Schober eröffnete die Veranstaltung und führte das Publikum in das Programm des Branchentreffs ein: "Fenster sind viel mehr als nur eine Öffnung in der Wand. Sie sind sowohl Zeugen vergangener Zeiten, sie öffnen aber auch den Blick in die Zukunft und wirken sowohl nach innen wie nach außen." Architekt Andreas Kleboth erörterte in seinem Vortrag "Window of Opportunity", dass gesellschaftliche und technologische Trends eine Chance fürs Bauen allgemein sowie für die Fenster- und Türenbranche im Speziellen sind. Ihnen müsse "proaktiv, kreativ und lösungsorientiert begegnet werden". In die gleiche Kerbe schlug Christoph Rellstab von der Berner Fachhochschule BFH für Bauingenieurwesen. Er wagte einen Blick in die (Fenster-)Glaskugel und plädierte für intelligente und selbstständige Fenster, die sowohl förderlich für die Gesundheit, Behaglichkeit und das Sicherheitsempfinden sind, als auch eine zentrale Rolle als Energieproduzent im Gebäudepark einnehmen. Die Sanierung und Updatefähigkeit nimmt in seinem Modell eine zentrale Rolle ein. Danach holte Marktexperte Andreas Kreutzer (Branchenradar) die Zuseher*innen wieder in die Gegenwart. Laut Kreutzer wird sich der Rückgang des Neubaus, gepaart mit einem überschaubaren Sanierungspotenzial, auf das Wachstum des klassischen Fenstermarktes auswirken. Sein Fazit: "Dem Funktionsfenster gehört die Zukunft."
Coole Fenster, coole Räume
Julia Bachinger eröffnete den zweiten Block "Forschung & Entwicklung" und zeigte in ihrem Vortrag das Optimierungspotenzial des Hochleistungsbauteiles Fenster im Klimawandel. Die Ergebnisse aus simulationsbasierten Untersuchungen für einen ganzheitlichen Lösungsansatz zur Reduktion des Energiebedarfes der Kühlung und Heizung bei gleichzeitig guter Tageslichtversorgung, liegen als Merkblatt "10 goldene Regeln für coole Räume" vor. In seinem Referat "Sonnenschutz und Tageslichtlösungen" ging Martin Hauer von der Universität Innsbruck danach auf neue Messverfahren sowie integrale Steuerkonzepte und -strategien für Tages- und Kunstlichtsysteme ein. Eduard Artner von 3D Beton Druck Baumit bot einen interessanten Einblick in das Metier des individualisierten 3D-Betondrucks und die Möglichkeiten der Produktionsweise. Auch für die Fenster- und Türenbranche ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten. Zum Abschluss des ersten Tages blickte Peter Schober auf 40 Jahre Fenstertechnik zurück und brachte die Teilnehmenden mit seinen Ausführungen über Interessantes, Kurioses und Heiteres abwechselnd zum Erstaunen und zum Schmunzeln. Im Anschluss verabschiedete sich der Initiator des Branchentreffs unter Standing Ovations in den wohlverdienten Ruhestand. Seine Agenden übergab er an seine Nachfolgerin Julia Bachinger, die bereits seit 2014 für die Holzforschung Austria tätig ist und ab 1. September 2023 den Fensterbereich der HFA leiten wird. Sie übernimmt ebenfalls den Fenster-Türen-Treff als Seminarleiterin und hat schon mit dem Programm für 2024 begonnen. Überrascht wurde Schober danach von einigen treuen Weggefährten, die sich für die Handschlagqualität und die lösungsorientierte Zusammenarbeit bedankten, darunter auch BIM Gerhard Spitzbart und sein Stellvertreter, LIM Helmut Mitsch im Namen der Innung der Tischler und Holzgestalter.
Recycling & High-Tech
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Technik. Georg Steiner (Holzforschung Austria) eröffnete den Block mit dem Vortrag "Plugin Fenstermontage", in dem er die Möglichkeiten der dauerhaften Verklebung eines Fensters mit der Wand aufzeigte. Daraus könnte ein neuartiges und vereinfachtes Montageverfahren entwickelt werden, um Kosten und Montagemängel zu reduzieren. Danach warf Christina Fürhapper, ebenfalls Holzforschung Austria, einen chemisch-analytischen Blick in Holz-Altfenster, die sie im Kontext der nachhaltigen Kreislaufführung des Rahmenmaterials auf die Problemstoffverteilung und -abtrennung durchleuchtet hat. Johannes Schatzer von Kamper Handwerk + Bau sprach im Anschluss über moderne Türentechnik im österreichischen Parlament. Er erläuterte die Anforderungen an die Nachrüstung der historischen sowie nach historischem Vorbild nachgebauten Türen in Punkto Sicherheit, Barrierefreiheit, Brandschutz und elektrischen Antrieben. Die nachfolgenden Referenten Thomas Walluschnig und Thomas Reibe vom Verein Plattform Fenster Österreich erörterten "Aktuelles aus der Branche für die Branche". Architekt Berndt Simlinger zeigte im Abschlussvortrag die Aufgaben und Grenzen der örtlichen Bauaufsicht auf. Abschließend gab es dann noch die Vorschau auf nächstes Jahr: Der 23. Fenster-Türen-Treff findet am 7. und 8. März 2024 im Congress Salzburg statt. (gh/hfa)