KSV1870

Firmeninsolvenzen legen 2023 weiter stark zu

Insolvenz
23.03.2023

Erstmals meldet der KSV1870 mehr Insolvenzen als 2019, also vor der Corona-Pandemie. Den größten Zuwachs gibt es in Wien, das deutlichste Minus in Vorarlberg. Besonders stark betroffen ist die Baubranche.
Im Vergleich zu  2022 sind im ersten Quartal 2023 die Unternehmensinsolvenzen um 22,3 Prozent angestiegen.
Im Vergleich zu  2022 sind im ersten Quartal 2023 die Unternehmensinsolvenzen um 22,3 Prozent angestiegen.

Schon 2022 gab es mit insgesamt 4.770 Unternehmensinsolvenzen eine kräftige Steigerung gegenüber 2021, insgesamt ein Plus von 57,2 Prozent. Damit hat man knapp das Vorkrisenniveau vom Jahr 2019 mit rund 4.000 Pleiten nicht erreicht. Nun haben auch im ersten Quartal 2023 die Firmenpleiten ordentlich zugelegt. Der Trend des Vorjahres setzt sich also fort.

Derzeit sind 1.279 heimische Betriebe von einer Insolvenz betroffen, das ergibt im Vergleich zu 2022 einen Anstieg von 22,3 Prozent. Das bedeutet, dass in den ersten drei Monaten jeden Tag 14 Unternehmen in die Insolvenz geschlittert sind. Damit wurde im ersten Quartal erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie das Vorkrisenniveau um ein Prozent überschritten. Für Karl-Heinz Götze, Leiter KSV 1870 Insolvenz, nicht verwunderlich, weil sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Vorjahres zu Jahresbeginn fortgesetzt haben: "Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis das Vorkrisenniveau erreicht wird. Jetzt ist es soweit."

Insolvenzantrag kommt oftmals zu spät

Den größten Zuwachs bei den Firmenpleiten verzeichnet Wien (+ 40,3 %), ein deutliches Minus gibt es hingegen in Vorarlberg (- 13,3 %). Neben dem deutlichen Zuwachs bei den Eröffnungen insgesamt (+ 35,5 %) fällt auf, dass auch die Zahl der mangels Kostendeckung nicht eröffneten Verfahren gestiegen ist (+ 5,1 %). In diesen Fällen ist der "worst case" eingetreten. "Nachdem zu lange mit einem Insolvenzantrag gewartet wurde, müssen diese Unternehmen liquidiert werden. Für die Mitarbeiter bedeutet das den Verlust der Jobs, zudem sehen die Gläubiger keinen Cent", so Götze. Aus Sicht des KSV1870 wäre es daher eine interessante Option, zukünftig über die Eröffnung von aktuell nicht eröffneten Fällen nachzudenken. Denn im Zuge einer ordentlichen Regulierung wäre es häufig durchaus realistisch gewesen, zugunsten der Gläubiger verwertbare Assets zu finden.

Auch der jüngste Trend, dass Firmenpleiten zunehmend kleinteiliger werden, hält weiter an. Das zeigt sich daran, dass im Gegensatz zu den Fallzahlen das Plus bei den vorläufigen Passiva weitaus geringer ausfällt. Die Passiva betragen derzeit rund 286 Millionen Euro, was einen Anstieg von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr ergibt.

Größter Insolvenztreiber Bauwirtschaft

Wie im Vorjahr sind auch im ersten Quartal 2023 die Bauwirtschaft (mit 274 Fällen), der Bereich "Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftzeugen" (mit 217 Fällen) und die Branchen Tourismus sowie Gastronomie (mit insgesamt 181 Fällen) am stärksten von Insolvenzen betroffen. Hohe Kosten und fehlendes Personal bilden, so Götze, jenen gefährlichen Mix, der für viele Betriebe über einen längeren Zeitraum nicht zu stemmen ist. Da bleibt oft die Insolvenzanmeldung der einzige Ausweg. Für den KSV1870 ist es daher wenig überraschend, dass auch bei den Nichteröffnungen der Handel, die Bauwirtschaft, der Bereich Tourismus/Gastronomie sowie der Sektor Gesundheits- und Sozialwesen die meisten Fälle aufweisen.

Man rechnet daher seitens des Kreditschutzverbandes mit einer Fortsetzung der aktuellen Insolvenzentwicklungen. Abhängig von den äußeren wirtschaftlichen Bedingungen besteht die Möglichkeit, dass es bis zum Jahresende bis zu 5.500 Unternehmensinsolvenzen werden. Gegenüber den Vorkrisenzeiten wären das bis zu 500 Firmenpleiten mehr, was einen Zuwachs im niedrigen zweistelligen Prozentbereich entsprechen würde.

Unternehmensinsolvenzen 1. Quartal 2023
Unternehmensinsolvenzen 1. Quartal 2023