Firmenpleiten

Hochrechnung der Insolvenzen

Insolvenz
15.12.2021

Von: Redaktion Handwerk + Bau
Trotz einer annähernd identen Zahl an Firmenpleiten wie im Vorjahr, sind die Passiva um rund die Hälfte gesunken.
Insolvenzen 2021

Laut aktueller KSV1870 Insolvenzhochrechnung befindet sich die Zahl der Firmenpleiten in Österreich mit 3.048 Fällen auf Vorjahresniveau. Das Minus gegenüber dem Jahr 2019 fällt mit 39 Prozent weniger Insolvenzen hingegen massiv aus. Aber: Das 4. Quartal 2021 steht auch für eine Trendumkehr – nicht weniger als 40 Prozent aller diesjährigen Firmenpleiten erfolgten in diesem Zeitraum. Das sind ähnlich viele wie im vierten Quartal 2019, womit sich erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise ein Quartalsergebnis auf "Vor-Krisen-Niveau" bewegt. Eine ähnliche Entwicklung erwartet der KSV1870 für das Jahr 2022. Gleichzeitig sind die geschätzten Passiva um 49,5 Prozent auf 1.543 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Auch die Zahlen der betroffenen Dienstnehmer*innen und Gläubiger*innen sind rückläufig.

Unternehmensinsolvenzen 2021

Trendumkehr bei Insolvenzen

"Wenn man von einer Trendumkehr sprechen möchte, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Mit Blick auf die vergangenen Wochen zeigt sich deutlich, dass im Bereich der Unternehmen erstmals seit Beginn der Corona-Krise Quartalszahlen auf dem Tisch liegen, die 'Vor-Krisen-Niveau' erreicht haben", so Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Zwischen Oktober und Dezember 2021 wurden österreichweit 1.234 Firmenpleiten gezählt – das sind 40 Prozent aller diesjährigen Unternehmensinsolvenzen. Dieses Quartalsergebnis entspricht nicht nur etwa 2,5-mal so vielen Fällen wie im Vorjahr, sondern es wurde damit auch das "2019er-Niveau" erreicht. Dass die Zahl der Firmenpleiten in Richtung Jahresende steigt, ist aufgrund zuletzt auslaufender Staatshilfen für den KSV1870 wenig überraschend – hinzu kommt, dass Gesundheitskassa und Finanzämter nun wieder Insolvenzanträge stellen. Dem gegenüber stehen Betriebe, die ihre Geschäftslage wesentlich optimistischer einschätzen. Demnach bewerten 65 Prozent der befragten Betriebe ihre eigene Geschäftslage insbesondere im zweiten Halbjahr 2021 zunehmend positiv. "Im Vergleich zum Frühjahr schätzt ein Fünftel der Unternehmen die eigene Geschäftssituation mit sehr gut oder gut ein. Ein Wert, der zuletzt im März 2020 noch vor der Pandemie erreicht wurde", so Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG, über die Ergebnisse des jüngsten Austrian Business Check des KSV1870.

Branchenunterschiede bei Insolvenzen unübersehbar

Während der Corona-Pandemie hat der KSV1870 darauf aufmerksam gemacht, dass Branchen in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung differenziert bewertet werden müssen – selbst innerhalb einer Branche kann es zu deutlichen Unterschieden kommen. Mit Fokus auf das 4. Quartal 2021 bestätigt sich dieses Bild auch bei den Insolvenzen. Ein massives Plus von 75 Prozent verzeichnet die Bauwirtschaft.

Gesamtinsolvenzen nach Branchen

Jahresausklang 2021 richtungsweisend für 2022

Die vom KSV1870 zuletzt prognostizierten Nachholeffekte bei den Unternehmensinsolvenzen sind wie erwartet eingetreten. Zwar wurden zahlreiche Firmenpleiten aufgrund der unter anderem erst Ende September ausgelaufenen "Safety-Car-Phase" unnötigerweise verzögert, was aus volkswirtschaftlicher Sichtweise wenig sinnvoll ist, doch seit einigen Wochen ist ein deutlicher Anstieg in Richtung "Vor-Krisen-Niveau" offensichtlich. Nichtsdestotrotz erwartet der KSV1870 auch im kommenden Jahr keinen plötzlich eintretenden Insolvenzausbruch, sondern eine sukzessive Fortsetzung der jüngsten Entwicklung. "Die im vierten Quartal eingesetzte Trendumkehr wird für die Zahl der Firmenpleiten im Jahr 2022 richtungsweisend sein. Es ist davon auszugehen, dass sich das aktuelle Niveau fortsetzen wird", so Götze. Für das kommende Jahr ist damit ein Ergebnis rund um die 5.000-Fälle-Marke durchaus realistisch – damit würde man sich auf "Vor-Krisen-Niveau" befinden. (dd)