Interview: Klare Worte

„Ohne Optimismus gibt es kein unternehmerisches Handeln“

Interview
11.09.2024

Max Kloger, Eigentümer und Geschäftsführer des Rohr- und Pfahlsystemherstellers Tiroler Rohre (TRM) findet im Gespräch mit der Bauzeitung „Klare Worte“. Er spricht über hohe Energiekosten und Versäumnisse der EU – und warum er trotz aller Herausforderungen optimistisch ist.
TRM-Chef Max Kloger.
TRM-Chef Max Kloger.

Max Kloger über die Entwicklung von TRM im laufenden Geschäftsjahr:
Wir sind insgesamt zufrieden. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen in der Bauwirtschaft entwickelt sich unser Geschäft recht gut. Aber wir sind natürlich weit von dem Boom entfernt, den wir nach der Corona-Pandemie gesehen haben.

Wo es gut läuft …
Bei den Rohrsystemen für die Trinkwasserversorgung läuft es gut. Dieses Geschäft ist nicht von der aktuellen Wohnbauflaute betroffen, da es nicht mit den einzelnen Wohnbauvorhaben zusammenhängt. Wir liefern die Transportleitungen für ganze Gebiete. Unsere Kunden sind vor allem Städte und Gemeinden. Und die investieren derzeit stark in die Versorgungssicherheit. Es geht ihnen darum, sich langfristig gegen die drohende Wasserverknappung im Zuge des Klimawandels abzusichern.

Gut und weniger gut

… wo sehr gut …
Sehr zufrieden sind wir mit dem Bereich Beschneiungsanlagen. Das entwickelt sich weltweit gut. In Österreich steht die Ski WM in Saalbach Hinterglemm an. Darauf bereitet man sich vor. Und auch außerhalb von Europa wird viel investiert, vor allem in die Modernisierung veralteter Anlagen.

… und wo weniger gut:
In anderen Geschäftsfeldern liegen wir unter den Erwartungen: Bei den Turbinenleitungen für Wasserkraftwerke läuft das Geschäft derzeit sehr schleppend. Das liegt unter anderem daran, dass nach der Corona-Pandemie hohe AWS-Förderungen für die Umsetzung des EU Green Deals ausgezahlt wurden. Viele Kunden haben daher Investitionen vorgezogen. Das fehlt jetzt. Ähnlich ist es im Spezialtiefbau bei den Pfahlsystemen.

Was er vom Baupaket der Regierung hält …
Das Paket ist gut. Es enthält eine Reihe von Maßnahmen, die zu begrüßen sind. Jetzt kann man nur hoffen, dass die Wohnbaumilliarde auch wirklich abgeholt wird. Auch von den privaten Häuslbauern. Das wäre wichtig, damit der Wohnbau wieder anzieht. Helfen würde auch eine Lockerung der KIM-Verordnung, die den Banken strenge Auflagen bei der Vergabe von Immobilienkrediten macht. Vor allem für junge Familien ist das eine große Hürde, um an Geld zu kommen. Die gibt es in anderen Staaten in dieser Form nicht.

… und was vom Green Deal der EU:
Der Green Deal ist eine große Chance für Europa. Wir können bei umweltfreundlichen Technologien die Rolle des Vorreiters einnehmen und damit nachhaltig Wachstum schaffen. Am Green Deal führt aus meiner Sicht kein Weg vorbei.

Was notwendig ist, um die Chancen zu nutzen, die der Green Deal bietet:
Der Green Deal muss profitables Wirtschaften ermöglichen: nachhaltiges Handeln im Sinne der Umwelt und der Wirtschaftlichkeit. Hier spielt die Energie eine zentrale Rolle. Ein wesentliches Element des Green Deals ist der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf alternative Energieformen. Es fehlt aber eine europaweite Strategie, wie das funktionieren soll. Die Franzosen setzen stark auf Atomstrom. Die Deutschen stellen Atomkraftwerke ab und kompensieren sie in der Zwischenzeit mit Kohle – was natürlich völlig widersinnig ist. Es braucht eine klare Strategie für den Ausbau der Windkraft, der Solarenergie und der Wasserkraft. Die EU hat das bislang verabsäumt. Und das hat Folgen. Es ist eine der Ursachen für die Deindustrialisierung, die in Europa eingesetzt hat. Für internationale Konzerne, die entscheiden müssen, an welchem Standort sie investieren, sind die Energiekosten ein wesentlicher Faktor.

Warum er trotz aller Herausforderungen vor allem für Österreich optimistisch ist:
Die Wirtschaftsprogramme zur Abfederung der Corona-Pandemie in Europa haben gezeigt, was man schaffen kann, wenn man entschlossen handelt. Das ist beim Green Deal auch möglich. Auch und gerade in Österreich. Wir leben in einem tollen Land. Und ich bin überzeugt, dass wir das schaffen. Ich wäre ein schlechter Unternehmer, wenn ich ohne Optimismus an die Dinge herangehe. Ohne Optimismus gibt es kein unternehmerisches Handeln.  

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