Umfrage Dachmarkt

Vorsichtige Prognosen für das Dach-Jahr 2022

Dachbranche
08.02.2022

Zukunftsprognosen aufzustellen gleicht seit Beginn der Pandemie dem Blick in eine Kristallkugel. Um den heimischen Dachhandwerker*innen trotzdem Perspektiven geben zu können, vor allem in den kritischen Bereichen Lieferfähigkeit und Preisentwicklung, haben wir Vertreter der Industrie gebeten, einen Ausblick auf 2022 zu wagen.
Wie wird sich der Dach-Markt 2022 entwickeln? Wir haben bei der österreichischen Bedachungsmaterial-Industrie nachgefragt.
Wie wird sich der Dach-Markt 2022 entwickeln? Wir haben bei der österreichischen Bedachungsmaterial-Industrie nachgefragt.

Wir haben den Managern der österreichischen Dachmaterial-Industrie jeweils drei Fragen gestellt:

  • Wird sich die im letzten Jahr angespannte Rohstoff-, Material- und Preis­situation durch Omikron weiter verschärfen? Müssen die Verarbeiter*innen mit (eventuell sogar verstärkten) Lieferengpässen und Preiserhöhungen im ersten Halbjahr 2022 rechnen?
  • In welchen Segmenten bzw. bei welchen Produkten könnte es vor allem zu Verknappungen kommen?
  • Wie ist Ihre persönliche Prognose für das Dach-Jahr 2022?

Das sind ihre Antworten:

Michael Utvary, Managing Director BMI Österreich:

Michael Utvary, BMI Österreich

Die Dachmaterial-Industrie hatte durch den ungeplant hohen Bedarf des letzten Jahres keine Chance, Lagermengen aufzubauen. Im ersten Halbjahr 2022 hängt somit sehr viel vom Wetter ab – wenn die Saison spät startet, bestehen gute Chancen auf weitgehend problemlose Verfügbarkeit. Wird es rasch warm, dann sind Lieferengpässe unausweichlich. Die Preissituation ist nach wie vor angespannt – erdölbasierte Produkte, Zement, Energie und vor allem Transport sind hier die größten Kostentreiber. Die Industrie hat gar keine andere Chance, als diese teilweise massiven Kostenerhöhungen frühzeitig an den Markt weiterzugeben.
Eventuelle Verknappungen sind weniger spezifischen Produktgruppen zuzuordnen, sondern werden, wie oben ausgeführt, vom Zeitpunkt des Saisonstarts abhängen. Aber es wird nicht nur an den Produktions- und Lagerkapazitäten liegen – die Transportindustrie war schon in den letzten Jahren durch den zunehmenden Fahrermangel an der Kapazitätsgrenze angelangt. Weitere Ausfälle durch Omikron könnten diesen Flaschenhals weiter verengen.
Meine persönliche Prognose für das Jahr 2022 ist grundsätzlich positiv. Die Marktdynamik wird allerdings gegenüber dem verrückten Vorjahr zurückgehen, und zwar etwas stärker im Steildach- als im Flachdachsegment, da der Run auf Einfamilienhäuser aufgrund der Kostensteigerungen abflaut. Dennoch wird es 2022 Wachstum in der Dachbranche geben, zudem ja ein signifikanter Auftragsüberhang von 2021 mitgenommen wurde.

Hans-Jörg Kasper, Geschäftsführer Eternit Österreich GmbH:

Hans-Jörg Kasper, Geschäftsführer Eternit Österreich

Bei einigen wenigen Rohstoffen gibt es derzeit noch eine leicht angespannte Situation. Wir haben aber vorausschauend agiert und unseren Kunden sowohl bei der Verfügbarkeit als auch bei der Preisgestaltung gezeigt, dass wir ein verlässlicher und vertrauensvoller Partner sind. Auch bei einzelnen Zubehörteilen, die etwa durch die Hagelunwetter 2021 besonders nachgefragt wurden, wird sich die Liefer­situation in den nächsten Wochen wieder normalisieren.
Verknappungen wird es bei keinen Produkten geben, da wir stets mit Blick auf die Zukunft geplant haben – vom Einkauf bis hin zur Produktionsplanung. Einzelne Verknappungen der letzten Monate konnten sich auflösen und werden 2022 kein Thema mehr sein.
Ich sehe eine sehr positive Entwicklung für das Jahr 2022, mit einem Wachstum in allen Segmenten – in den Bereichen Neubau, Sanierung, aber vor allem auch im Bereich Photovoltaik. In schwierigen und besonderen Zeiten zahlt sich echte Partnerschaft aus. Darauf bauen wir auch in diesem Jahr.

Gerhard Koch, ­Bereichsleiter der Sparte Filli Dachprofi, Filli Stahl­groß­handels­ges.m.b.H.:

Gerhard Koch, ­Bereichsleiter der Sparte Filli Dachprofi

Es sieht so aus, dass sich die Liefer- bzw. Lagersituation in einigen Bereichen entschärft. Andererseits gibt es Bereiche, bei denen in den nächsten Wochen keine Verbesserung der Liefersituation absehbar ist. Ich denke, dass sich die Industrie auf die Corona-Situation eingestellt hat. Es wurden so weit wie möglich Vorkehrungen getroffen, um Produktionsausfälle zu vermeiden. Im vergangenen Jahr hat es mehrmals Preiserhöhungen in noch nie dagewesenem Ausmaß gegeben. Aus diesem Grund gibt es heuer keine "allgemeine" Preiserhöhung am Anfang des Jahres. Einzelne Bereiche aus dem Stahlsektor zeigen bereits fallende Preise. Für verzinkt beschichtete Bänder ist mit leichter Entspannung allerdings frühestens im Sommer zu rechen. Anders ist die Situation bei Zink. Hier haben die Preissteigerungen verzögert begonnen. Bei PVC und Öl-basierten Artikeln ist keine Prognose möglich.
Es gibt Anzeichen, dass es im Zinkbereich heuer zu Verknappungen kommen könnte. Dieser Bereich war im letzten Jahr am wenigsten von Engpässen betroffen. Bei Aluminium sollte es im zweiten Quartal zu einer Entspannung der angespannten Liefersituation kommen. Auch im Stahlbereich gibt es erste Anzeichen, dass der Höhepunkt der Liefereinschränkungen überschritten ist.
Da im Gegensatz zum Anfang des Vorjahres die Lager aktuell noch nicht in allen Bereichen ausreichend gefüllt sind, wird der Start in die neue Saison sehr herausfordernd. Nach vielen Gesprächen würde ich sagen, dass die Auftragssituation in der ersten Jahreshälfte als zufriedenstellend anzusehen ist.
Da wir davon ausgehen können, dass sich mit den steigenden Temperaturen auch die Virussituation entschärfen wird, sehe ich dem Jahr 2022 generell positiv entgegen.

Leopold Pasquali, Geschäftsführer Prefa Aluminiumprodukte GmbH:

Leopold Pasquali, Geschäftsführer Prefa Aluminiumprodukte GmbH

Wenn uns die letzten Monate eines gelehrt haben, dann dies, dass eine langfristige Planbarkeit am Markt schier unmöglich ist. Wir haben in unserem Team gelernt, uns kurzfristig auf Veränderungen einzustellen, um in kürzester Zeit Kurskorrekturen vornehmen zu können. Die gute Nachricht ist, Prefa ist mit Vormaterialien gut versorgt, eine Materialknappheit wie voriges Jahr wird es somit nicht geben.
Trotz stetig ansteigender Rohstoff- und Energiepreise, die eine große Herausforderung darstellen, möchten wir unseren Kunden größtmögliche Planungs- und Preissicherheit geben. In den vergangenen Monaten wurden seitens Prefa bereits zahlreiche Investitionen eingeleitet, auf infrastruktureller wie auch personeller Ebene. Neben einem erweiterten Maschinenpark an mehreren Standorten im In- und Ausland, die größere Kapazitäten zulassen, stand bei uns auch eine Erweiterung der Logistikkapazität an erster Stelle. Auch die Digitalisierung wird weiterforciert und ausgebaut. Wie Sie sehen, setzen wir bei Prefa auch 2022 alles daran, wieder in gewohnter Höchstform als starker Begleiter und Partner bei jedem Dach- und Fassadenprojekt für unsere Kunden da zu sein.
Ich denke, dass die besonders schwierigen Phasen nun überstanden sind. Zulieferer wie Produzenten haben sich mittlerweile gut gerüstet und sich einen adäquaten Vorrat zugelegt. Quer durch den Markt ist eine positive Grundhaltung und Aufbruchsstimmung zu vernehmen. Auch wir von Prefa möchten wieder einmal eine Vorreiterrolle einnehmen und präsentieren in Kürze eine Weltneuheit, die am Markt für sehr viel Aufsehen sorgen wird. Wir freuen uns auf die künftigen Wochen und Monate.

Karl Hofer, Geschäftsführer Triflex GesmbH:

Karl Hofer, Geschäftsführer Triflex GesmbH

Wir werden ab 1. April 2022 eine Preiserhöhung von zehn Prozent durchführen. Weitere Preiserhöhungen wollen wir für 2022 vermeiden. Die Rohstoffsituation wird mindestens im ersten Halbjahr 2022 anhalten.
Aus heutiger Sicht können wir von 100-prozentiger Lieferfähigkeit ausgehen. Verknappungen könnten sich im Segment Polyurethanharzen und im Zubehör ergeben. Mit verbesserter Lagerlogistik werden wir wie 2021 die Situation aber ganz gut in den Griff bekommen.
Das Dach-Jahr 2022: Im Bereich Flachdach rechne ich auch heuer wieder mit einer rund fünfprozentigen Steigerung.

Bernhard Wieseneder, Geschäftsführer Rheinzink Austria GmbH:

Bernhard Wieseneder, Geschäftsführer Rheinzink Austria GmbH

Wir bei Rheinzink haben die Versorgung unserer Feinzinkbestände für unsere Kunden langfristig abgesichert. Daher hatten wir im letzten Jahr keine Probleme, die Lieferketten funktionierten, und wir haben kontinuierlich produziert. Auch für das komplette Jahr 2022 haben wir unsere Mengen durch eine proaktive und langfristig orientierte Beschaffungspolitik abgesichert. Die Kostensteigerungen in den Bereichen Energie-, Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Verpackungen und Paletten sowie Logistik trafen natürlich auch uns und mussten über Preiserhöhungen an den Markt weitergegeben werden. Das haben wir unseren Geschäftspartnern angekündigt und auch teilweise schon umgesetzt. Da wir aber natürlich überhaupt nicht sagen können, wie sich die Situation an der Londoner Metallbörse entwickeln wird, können weitere Preiserhöhungen leider nicht ausgeschlossen werden.
Temporäre Verknappungen durch mögliche, Corona-bedingte Engpässe im Logistikbereich können aber natürlich genauso wenig ausgeschlossen werden. Prinzipiell haben wir unsere Mengen für das Jahr 2022 abgesichert und gehen davon aus, dass wir – wie schon im letzten Jahr – den Markt im Rahmen unserer normalen Lieferzeiten werden bedienen können. Grundsätzlich ist die Auftragslage für uns durchaus zufriedenstellend. Wir haben sehr viele Projekte in Beratung. Die Nachfrage nach ökologischen, nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Werkstoffen ist groß. Wir stellen fest, dass heute darauf wesentlich mehr Wert gelegt wird als noch vor ein paar Jahren. Aufgrund der Preissteigerungen in sämtlichen Bereichen kann es aber natürlich zu Verschiebungen in der Ausführung und Substitution durch Billigwerkstoffe kommen.

Johann Marchner, Geschäftsführer Wienerberger Österreich:

Johann Marchner, Geschäftsführer Wienerberger Österreich

Für 2022 blicke ich positiv in die Zukunft: Zwar wird uns alle die Situation um Corona noch weiterhin beschäftigten, aber ich gehe davon aus, dass die Initiativen der Wissenschaft und die Maßnahmen der Politik mittelfristig eine echte Erleichterung der Lage bringen. Wir werden uns auf ein Leben mit dem Virus einstellen müssen und das auch gemeinsam meistern.
Wirtschaftlich erwartet ich wieder ein sehr intensives Jahr für Wienerberger – die Nachfrage nach unseren Ziegeln wird weiterhin hoch sein. Hier punkten wir mit Regionalität, nachhaltigen Produkten und einem optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir haben unsere Produktionskapazitäten erneut optimiert und werden 2022 in Summe Ziegel für mehr als 15.000 Dächer und Wandziegel für mehr als 23.000 Einfamilienhäuser herstellen.
Einen Schwerpunkt werden wir im Bereich Nachhaltige Produktion setzen: Wir haben bereits viele Maßnahmen für die Wiederverwendbarkeit und Recyclebarkeit unserer Produkte erfolgreich umgesetzt. Im vergangenen Jahr waren bereits 78 Prozent des gesamten Abfall­aufkommens von Wienerberger recycelbar. Kreislaufwirtschaft ist eine zentrale Säule des Wienerberger-Nachhaltigkeitsprogramms 2023. So werden künftig alle neuen Produkte bei Wienerberger zu 100 Prozent recyclebar oder wiederverwendbar sein.

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