Prognose

Wohnbauförderungsstatistik 2022: Weiterer Absturz droht

Statistik
03.11.2023

Von: Redaktion Handwerk + Bau
Der Fachverband der Stein- und keramischen Industrie präsentierte die Wohnbauförderungsstatistik 2022, die alljährlich mit dem Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) erstellt wird. Die Bewilligungszahlen brechen weg, ein weiterer Absturz droht.

Lagen die Höchstwerte für baubewilligte Wohneinheiten vor wenigen Jahren (2019) noch bei über 85.000, so waren es 2022 nur mehr 63.000. Die Förderausgaben lagen 2022 mit EUR 1,9 Mrd. auf dem tiefsten Wert seit 30 Jahren. In Summe wurden österreichweit im gesamten Jahr 18.500 Wohneinheiten gefördert. Der Förderungsdurchsatz — das Verhältnis von baubewilligten zu geförderten Bauten — liegt bei Eigenheimen bei 20%.

"Die Bau- und Immobilienwirtschaft befindet sich in einer Abwärtsspirale, wie wir sie schon lange nicht mehr erlebt haben. Die verschärften Kreditvergaberichtlinien, das gestiegene Zinsniveau und die hohe Inflation sorgten dafür, dass der Neubau praktisch zum Erliegen gekommen ist. Gleichzeitig wird durch die steigende Bevölkerungszahl die Nachfrage nach finanzierbarem Wohnraum größer", betont Robert Schmid, Obmann des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie. "Wenn hier seitens Politik nicht aktiv gegengesteuert wird, drohen Kollateralschäden auf mehreren Ebenen, wirtschafts- wie gesellschaftspolitisch", so Schmid. Eine Aufhebung der Schuldendienstquote oder eine Refundierung der Mehrwertsteuer auf Neubau oder Sanierung wären Möglichkeiten, die Bauproduktion und damit Arbeitsplätze und das Angebot an leistbaren Wohnungen zu stabilisieren. 

Rückgang bei fast allen Indikatoren

Die Zahl der Baubewilligungen ging auf 63.000 zurück und der Boden ist weiter nicht in Sicht. Für 2023 werden nur noch 51.000 baubewilligte Einheiten prognostiziert. Das sind 40% unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Das ungünstige Umfeld lässt befürchten, dass viele baubewilligte Projekte nicht zur Umsetzung gelangen.

2022 lag die Wohnbaurate (Wohnungsbewilligungen pro 1.000 Einwohner) bei 5,2. Im Jahr davor lag sie noch bei 6,3. Nach IIBW Schätzungen wird sie 2023 nur mehr bei 3,9 liegen. Unter den österreichischen Bundesländern gab es im vergangenen Jahr nur in Wien überdurchschnittliche Neubauvolumina (6,8). In Salzburg (4,0) und in Oberösterreich (4,4) lagen sie unter dem Schnitt.

Auch der Einbruch der Förderzusicherungen 2021 hat sich 2022 verfestigt. Im letzten Jahr wurden 18.500 Wohneinheiten gefördert (davon 14.700 großvolumig und 3.800 Eigenheime). Dies sind minus 30% gegenüber dem 10jährigen Durchschnitt. Entsprechend stagniert der Förderungsdurchsatz. Bei Eigenheimen liegt er nur noch in Tirol und Oberösterreich bei über 30%. Im Burgenland, Kärnten und Salzburg liegt er bei unter 12%, in der Steiermark und in Wien im einstelligen Bereich. Im großvolumigen Bereich verzeichnen Niederösterreich, die Steiermark und Oberösterreich vergleichsweise geringe Rückgänge zum langjährigen Durchschnitt. Die größten Rückgänge gab es im langjährigen Vergleich in Wien, Kärnten und dem Burgenland.

Die Ausgaben der Sanierungsförderung aus den Wohnbauförderungsmitteln stiegen im vergangenen Jahr um 4% auf EUR 530 Mio. Es gab länderweise starke Unterschiede. Besonders groß waren die Zuwächse im Vorjahresvergleich in Salzburg, Tirol und Kärnten. Rückläufig war die Entwicklung in Wien, der Steiermark und in Oberösterreich.

Laut Schmid braucht es nun dringend Impulse, um der dramatischen Entwicklung entgegenzusteuern. "Aus unserer Sicht gibt es zwei wesentliche Hebel. Erstens eine praxisnähere Ausgestaltung der Vergaberichtlinien bei Wohnbaukrediten. Der 40%-Deckel auf das verfügbare Haushaltseinkommen ist sehr realitätsfremd und trifft gerade junge Familien. Hier braucht es eine An- bzw. Aufhebung. Zweitens braucht es unmittelbar wirksame Anreize, um den Wohnraumbedarf abzudecken. Etwa eine Refundierung der Mehrwertsteuer auf Neubau und Sanierung durch Vorsteuerabzug oder nicht rückzahlbare Zuschüsse", so Schmid abschließend.

(ps)

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