„Hoch wern mas nimma gwinnen“
Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie (VÖZ), im Interview „Nachgefragt bei“: Was ihn zuversichtlich stimmt, was weniger und wovon er nicht einmal träumt.
Wie ist 2025 für Ihre Branche gelaufen? Gibt es Anzeichen für eine Erholung und wann rechnen Sie mit einer nachhaltigen Trendwende?
Der heimische Zementmarkt verzeichnete 2023 einen Rückgang von 17 Prozent, 2024 von 10 Prozent. Für 2025 erwarten wir eine weitere Abnahme um 5 – 8 Prozent. Eine Stabilisierung ist frühestens im zweiten Halbjahr 2026 zu erwarten, wahrscheinlicher jedoch erst 2027. Zudem gehen zunehmend kleinere Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten in den Gemeinden und somit in der Fläche zurück – ein deutliches Warnsignal. Positiv entwickelt sich hingegen das Exportgeschäft in einige unserer östlichen Nachbarländer.
Energiewende erfordert Investitionen
Was stimmt Sie zuversichtlich, was nachdenklich?
Zuversichtlich stimmt mich, dass die Energie- und Mobilitätswende erhebliche Investitionen in die Infrastruktur erfordert – und zwar jetzt. Dazu zählen Wasser- und Windkraft, der Ausbau des Bahnnetzes sowie die Erhaltung der Straßeninfrastruktur. Ebenso dringend ist der Aufbau der notwendigen Infrastruktur für Wasserstoff und CO₂.
Bleibt Österreich weiterhin so attraktiv für Zuzug wie derzeit, benötigen wir zudem eine umfassende Wohnbauinitiative, gefolgt von Investitionen in den Schulbau und andere öffentliche Einrichtungen. All dies ist ohne Beton nicht denkbar und kann im Sinne der Sicherung des Wirtschafts- und Energiestandorts nicht länger hinausgezögert werden. Österreich muss klug und vorausschauend weiterbauen – sonst fährt der Zug an uns vorbei. Nachdenklich stimmt mich, dass wir dazu zunehmend Ausdrücke wie „eigentlich“, „hast eh recht“ und „ja eh“ hören.
Was erwarten Sie sich von der Politik? Welche Maßnahmen sollte sie setzen, um die Bauwirtschaft zu unterstützen?
Ich erwarte Leadership sowohl beim Sparen und den damit verbundenen Reformen als auch beim gezielten Herausinvestieren. Investitionen in leistbaren Wohnbau und in die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts sind Investitionen in gesellschaftlichen Frieden und in die Einnahmen von morgen.
Lieber einmal falsch abbiegen, als gar nicht in Bewegung kommen. Gleichzeitig fehlt uns zunehmend das notwendige Handwerkszeug: Wo bleibt das seit Jahren überfällige ElWG? Wo ein leistbarer und nachhaltiger Industriestrompreis? Wo die für die Wettbewerbsfähigkeit so wichtige CCS-Gesetzgebung? Und wo bleiben die angekündigten Verfahren zur Beschleunigung von Zukunftsinvestitionen? Und von echter Entbürokratisierung kann vorerst wohl nur geträumt werden, da man heute schon die Verschiebung zusätzlicher Bürokratie als Erfolg verkauft. „Hoch wern mas nimma gwinnen“, würde ein österreichischer Fußballprofi die Situation wohl treffend beschreiben.




