Lacke

Brillante Vorstellung

Lacke
11.04.2023

Von: Redaktion Tischler Journal
Aktualisiert am 20.04.2023
Im Steinbruch St. Margarethen zeichnete das Wiener Unternehmen Winter Artservice für den gesamten Bühnenbau verantwortlich. Der Betrieb fertigte die imitierten Felsen genauso wie die mit Zweihorn-Lacken ablackierte Echtblattvergoldung.
Bühnenbild

Bühnenbild
Die mit Zweihorn-Lacken ablackierte Blattvergoldung sticht aus der Naturbühne im Steinbruch St. Margarethen hervor.

Im Juli letzten Jahres tönte die Oper "Nabucco" von Giuseppe Verdi mit ihrem berühmten Gefangenenchor einen Monat lang durch den Steinbruch St. Margarethen. Die monumentalen Aufbauten verschmolzen auf den ersten Blick mit der Naturbühne. Allein die funkelnden Echtgoldtafeln ließen die Ebenen und Verbindungswege erkennen. Der Bühnenbauer Winter Artservice sorgte wie seit Jahren für die professionelle Realisierung des Bühnenbildes. Die Echtblattvergoldung der Metalltafeln an den Stegen wurde mit Zweihorn-Lacken ablackiert.

9.400 Arbeitsstunden

Bühnenbild
Die drehbaren Metalltafeln – von einer Seite vergoldet und mit Zweihorn-Lacken ablackiert.

Winter Artservice baute die Bühne auf einer Fläche von fast 7.000 Quadratmetern. "Das von Bühnenbildner Thanassis Demiris entworfene Konzept setzten wir angefangen von der 3D-Planung über die Produktion in unseren Werkstätten bis hin zum Aufbau im Steinbruch um", so Christopher Winter, Geschäftsführer der Winter Artservice GmbH. "Dazu waren fünf bis zehn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus unserem 27-köpfigen Team im Wechsel tätig. Insgesamt wurden etwa 9.400 Arbeitsstunden sowie 4.200 Roboterstunden auf unseren CNC-Anlagen geleistet. Ein Bühnenbauprojekt wie für den Steinbruch St. Margarethen oder Bregenz bedeutet die Champions League im Kulissenbau. Man benötigt eine moderne technische Ausstattung und Spezialisten für die Umsetzung. So haben wir beispielsweise drei baugleiche CNC-Fräsen. Damit stellen wir, auch bei einem eventuellen Ausfall eines Geräts, die jeweilige Fertigstellung sicher, denn Premieren können nicht verschoben werden", so Winter.

Vergoldete Stege

Bühnenbild
Außergewöhnlich ist, dass das Gerüst im mittleren Bereich auf Rollen steht. 

Seit 2010 baut Winter Artservice das Bühnenbild im Steinbruch. "Dieses Mal war es eine ganze besondere Gestaltung," so Christopher Winter, "kein klassisches Bühnenbild. Wir mussten ganze Felslandschaften kreieren, die die Gesteinsoptik des Steinbruchs imitieren. Mit Putz und Dispersionsfarben gelang das täuschend echt. Und das Highlight sind die in dieser schroffen, stumpfmatten Gesteinsstruktur herausblitzenden vergoldeten Stege." Außergewöhnlich ist, dass das Gerüst im mittleren Bereich auf Rollen steht. Dadurch kann je nach Bedarf der Aufführungen der mittlere Part um mehr als zehn Meter nach hinten verschoben und die Bühnen dementsprechend erweitert werden.

100 Quadratmeter Blattgold

vergoldetes Bühnenbild
Echtes Blattgold wurde bei den Tafeln des Bühnenbildes verwendet.

Die Felsen haben eine Unterkonstruktion aus Holz und Gitter, auf denen mit Putz und Dispersion das Felsenrelief geschaffen wurde. Die schiefen Ebenen und Rampen werden durch Metalltafeln flankiert. Diese quadratischen Tafeln sind drehbar. Die beidseitig nutzbaren Tafeln werden je nach Inszenierung in Position gedreht. Eine Seite mit stumpfer, rostbrauner Oberfläche und die andere Seite in funkelndem Gold. "Anfänglich dachten wir an Goldbronze, doch das wäre dem Qualitätsanspruch nicht gerecht geworden", so Christopher Winter, "so fiel der Entscheid auf Schlagmetall, sprich echtes Blattgold." In Summe waren mehr als 100 Quadratmeter Blattgold anzulegen.

Oberflächenspezialistin am Werk

Oberflächenspezialistin
Die Auszubildende hat sich zur Oberflächenspezialistin entwickelt, die nicht nur vergoldet, sondern auch die Oberflächen hochprofessionell lackiert.

Die Werkstätten von Winter Artservice machten daraus ein Lehrlingsprojekt. "Wir haben drei Lehrlinge darauf ausgebildet und entdeckten dabei ein Talent. Die Auszubildende hat sich zur Oberflächenspezialistin entwickelt, die nicht nur vergoldet, sondern auch die Oberflächen hochprofessionell lackiert", so Christopher Winter. "Bei Letzterem kam uns die Unterstützung und Schulung durch Zweihorn-Fachberater Rainer Schwendinger zugute. Durch gezielte Unterweisung vor Ort konnten wir uns noch die letzten Prozentpunkte für eine perfekte Lackierung erarbeiten."

Klarlack von Akzo Nobel

Auftragen von Lack
Der zweikomponentige Klarlack stammt von der Marke Zweihorn von Akzo Nobel.

Für das Ablackieren des Blattgoldes fiel die Entscheidung auf den Klarlack Crystallit CL-H der Marke Zweihorn von Akzo Nobel. Der zweikomponentige Klarlack brachte auf dem nicht anschleifbaren Untergrund aus Blattgold die besten Haftungstests hervor und überzeugte durch eine gute Abdeckung. Zumal der lichtechte PUR-Klarlack, wenn auch nur für eine gut vierwöchige Dauer bis zur letzten Vorstellung, über edle hochglänzende Wirkung verfügt und der Blattvergoldung Brillanz und Tiefe verleiht.

Am Lack hängt am Ende alles

Experteninterview
Geschäftsführer Christopher Winter

Im Gespräch mit Geschäftsführer Christopher Winter über die Herausforderungen im Museums-, Studio und insbesondere Theaterbau.

Herr Winter, Sie bauen seit fast 30 Jahren Bühnen und Studios. Wenn Sie aus heutiger Sicht auf die Anfänge zurückschauen, wie war das?

Als gelernter Zimmermann habe ich begonnen mich für Raumdesign zu interessieren und daraus resultierend Bauelemente umgesetzt. Vor der eigentlichen Firmengründung arbeitete ich für Walt Disney um Filmkulissen zu bauen. Dies gab den Startschuss für den Bühnenbau und der Firma Winter Artservice. 1995 erweiterten wir unser Portfolio auf Ausstellungsbau. Heute sind wir stolz, dass wir mit einem großen Team an festangestellten MitarbeiterInnen und einem Netzwerk an freien MitarbeiterInnen seit vielen Jahren die größte Naturbühne Europas realisieren. Darüber hinaus haben wir in ganz Österreich die ORF Studios ausgestattet. Blicken wir zurück, war es damals einfacher. Oberflächen haben wir noch gerollt, das Spritzlackieren kam erst später hinzu. Heute sind die Anforderungen an Leistungsfähigkeit und Qualität sehr hoch und klar definiert.

Hohe Anforderungen – was müssen wir uns darunter vorstellen?

Ein Bühnenbauprojekt wie für den Steinbruch St. Margarethen oder Bregenz bedeutet die Champions League im Kulissenbau. Man benötigt eine moderne technische Ausstattung und Spezialisten für die Umsetzung. So haben wir beispielsweise drei baugleiche CNC-Fräsen. Damit stellen wir, auch bei einem eventuellen Ausfall eines Geräts, die jeweilige Fertigstellung sicher, denn Premieren können nicht verschoben werden. Im Falle der Bühne im Steinbruch St. Margarethen sind wir zudem Generalunternehmer, das heißt die Planung beginnt neun Monate vorher in der Abstimmung mit Tondesignern und -technikern und endet mit der letzten Montage vor der Aufführung.

Welches sind weitere typisch anspruchsvolle Projekte aus Ihren Werkstätten?

Ein gutes Beispiel sind die ORF-Studios. Hier haben wir High-Quality bemustert und bestanden. Wir haben insgesamt neun Studios, für jedes Bundesland eines gebaut. Bei den 19.00 Uhr Nachrichten sehen Sie die Studiobauten – jeweils nach den Landesfarben gestaltet. Und hier ist die Oberfläche das A und O.

Warum ist der Lack so bedeutungsvoll?

Am Lack hängt am Ende alles. Man kann darunter bauen, was man will. Wenn der Lack nicht funktioniert, scheitert das Projekt. Da gibt es ein simples Beispiel: Wird eine Oberfläche zwecks Beschriftung foliert, wird diese vorgängig mit einem Klarlack ablackiert. Wenn der Lack noch ausdampft, gibt es Blasen und das Projekt ist gescheitert. Durch unsere vielfältigen Aufgaben arbeiten wir auf vielen verschiedenen Untergründen. Ein funktionierender Lack führt unsere Projekte zu einem erfolgreichen Abschluss. Mit Zweihorn von AkzoNobel haben wir seit acht Jahren einen verlässlichen Partner, der sicherstellt, dass alles hervorragend klappt. Wir haben durch die professionelle Unterstützung unseres Zweihorn Fachberater Rainer Schwendinger auch schwierige Untergrundbeschichtungen gelöst. Durch seine Schulungen vor Ort erreichen unsere Mitarbeiter*innen auch noch die letzten Prozentpunkte für eine nahezu perfekte Oberfläche.

Was erwarten Sie von der Zukunft?

In Bezug auf die Projektrealisierung sehen wir eine klare Entwicklung hin zur Vergabe. Entschieden wird nicht nur mehr nach dem Prinzip des Billigsten, sondern nach klar definierten Qualitätskriterien. Damit werden neue Standards gesetzt.

Wir investieren in perfekte Bemusterungen auf High-End Niveau und natürlich in die Ausstattung unserer Werkstätten sowie in die Weiterbildung unserer Mitarbeiter*innen, um am Ende zuverlässig High-End-Qualität liefern zu können.

Branchen
Tischlerei