Objektbericht Fassade

Das Baumwerk in Freistadt

18.06.2025

Das Projekt Baumwerk im oberösterreichischen Freistadt zeigt, dass nachhaltiger Wohnbau erschwinglich sein kann – dafür wurde es mit dem OÖ Holzbaupreis 2025 ausgezeichnet.

„Man muss nicht in den Wald ziehen, um naturnah zu wohnen.“ Mit diesem Satz bewirbt die Landwirtschafskammer Oberösterreich den Wohnbau „Baumwerk“, den sie auf ihrem Gelände in Freistadt hat errichten lassen. Das Projekt wurde 2024 fertiggestellt und hat beim OÖ Holzbaupreis 2025 die Kategorie Wohnbau für sich entscheiden können.

Mächtig stolz

Bei der Landwirtschaftskammer ist man nicht nur deshalb mächtig stolz auf das Vorhaben. „Unser Projekt Baumwerk wurde – dank der Unterstützung versierter Partner – im Zeichen der Nachhaltigkeit verwirklicht und soll als Leuchtturm-Projekt für den heimischen Holzbau im mehrgeschossigen Wohnbau stehen“, meinen Präsident Franz Waldenberger und Kammerdirektor Karl Dietachmair.

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Das Besondere am Baumwerk: Beim Bau des Wohngebäudes hat man nicht nur konsequent auf Nachhaltigkeit geachtet, sondern auch darauf, dass die Wohnungen erschwinglich sind. Die Mieterinnen und Mieter zahlen für das Vergnügen, im Baumwerk zu wohnen, einen marktüblichen Preis. Dazu Andreas Henter vom Linzer Architekturbüro TP3 Architekten, der für das Projekt verantwortlich war: „Klimabewusste Architektur in Holzbauweise muss nicht einer kleinen Elite vorbehalten sein, sondern ist für alle möglich.“

„Alle“ – das bedeutet im konkreten Fall die Bewohner*innen von 28 Wohneinheiten in zwei Baukörpern, die auf einem Grundstück in Zentrumsnähe errichtet wurden. Die beiden Baukörper sind in Holzriegelbauweise ausgeführt. Die unterirdischen Geschosse inklusive einer Tiefgarage und die Stiegenhauskerne hat man in Massivbauweise aus Stahlbeton errichtet.

Im Innern des Gebäudes haben Architekt Henter und sein Team die Tragstruktur, bestehend aus Stützen und Trägern, sichtbar gelassen. Bei der Gestaltung der vorgehängten hinterlüfteten Fassade haben sie sich straßenseitig für Eternitplatten entschieden – und die Optik damit bewusst den Büro- und Betriebsgebäuden angeglichen, die in unmittelbarer Nachbarschaft stehen. Nur kleine Einschnitte sind mit Holz verkleidet. Innen, Richtung Hof und Garten, besteht die Fassade aus einer vorvergrauten Tannenschalung. „Je weiter man in die Gebäude vordringt und je geschützter die Bereiche sind, desto natürlicher wird das Holz belassen“, so Architekt Henter.

Und noch einen gestalterischen Kniff haben die Architekten bei der Gestaltung der Fassade angewandt: „Wir haben uns an den Strukturen der traditionellen Bergbauernhöfe orientiert“, erläutert Henter. Bei ihnen habe man in der Regel das Erdgeschoss gemauert und verputzt und die Stockwerke darüber in Holz ausgeführt. Diese Optik haben die Architekten nun beim Baumwerk gedanklich aufgegriffen, indem sie im Erdgeschoss helleres Holz verwendet haben und darüber dunkleres.

Die Balkone und Laubengänge zum Innenhof wurden mit auskragenden Trämen stützenfrei ausgebildet. Dadurch dominiert auch hier das Material Holz. Kleine optische Akzente wurden durch das verzinkte Stahlgeländer gesetzt. Ein Sichtschutz aus Holzlamellen auf einer Seite schafft einen geborgenen Charakter. Das Gebäude „zeigt, dass auch im urbanen Raum eine Ausführung mit natürlichen und regionalen Materialien funktioniert und so auch in der Stadt naturnahes Wohnen möglich ist“, meint Architekt Henter.

Ausschlaggebend für die Wahl der Holzriegelbauweise war unter anderem der Wunsch, nicht nur einen Holzbau zu errichten, sondern dies mit Holz aus der Region zu schaffen. Sowohl das Konstruktionsvollholz als auch die Brettstapelholzelemente der obersten Geschossdecke stammen aus der eigenen Produktion des Holzbauunternehmens Obermayr, das für die Ausführung verantwortlich war. Das Holz selbst kommt aus regionalen Wäldern aus dem Hausruckviertel und dem Salzkammergut. Insgesamt wurden 480 Kubikmeter Holz verbaut.

„Um die Transportwege so gering wie möglich zu halten, wurde in der Ausschreibung definiert, dass das Holz aus der unmittelbaren Region und aus einem Umkreis von maximal 300 Kilometer transportiert, geerntet und verarbeitet werden darf“, erklärt Architekt Henter. „Diese Vorgabe wurde mit einer Distanz von circa 100 Kilometer deutlich unterschritten. Auch dies trägt zu einer deutlichen CO₂-Reduzierung bei.“

Die Nachhaltigkeit des Vorhabens beschränkt sich nicht auf die Entscheidung für regionales Holz als Material für den Hochbau. Auch bei den sonstigen Gewerken wurden großteils biobasierte Materialien verwendet. Architekt Henter verweist zudem darauf, dass man sparsam mit dem knappen Gut Boden umgegangen sei. Henter: „Kein Bau der grünen Wiese, sondern eine Nachverdichtung – innerhalb einer bestehenden Häuserzeile, wo die offene Baulücke, die als Parkplatz genutzt wurde, bebaut und der Innenhof restauriert und begrünt wurde.“

Begrünt wurden auch die Flachdächer der beiden Baukörper. Dort hat man eine PV-Anlage mit einer Fläche von 250 Quadratmeter und einer Leistung von 55 Kilowattpeak montiert, die die Mieterinnen und Mieter mit sauberem Solarstrom versorgt. Geheizt wird mit einer hauseigenen Hackschnitzelheizung.

Architekt Henter sieht das Projekt als Prototyp oder „Bauteilkatalog an einfachen, reduzierten Bauteilaufbauten“ für den sozialen, geförderten Wohnbau. Das Projekt zeige, so Henter weiter, „dass man gerade bei nachhaltigen Bauwerken keinen Unterschied in der sozialen Schicht machen muss. Daher sagen wir: Einfachheit als Prinzip.“