Bauma 2022
Die Schalungstrends 2022
Wie kann ich mit weniger körperlicher Belastung noch schneller schalen und meine Produktivität steigern? Mit dieser Frage haben sich die Schalungshersteller seit der letzten Bauma intensiv auseinandergesetzt. Die Antwort bieten in diesem Jahr weniger digitale Lösungen, sondern viel schlaue Weiterentwicklungen bewährter Systeme, aber auch einige brandaktuelle Neuheiten. Auffällig dabei: Der Fokus vieler Hersteller lag im Bereich der Deckenschalung.
Ringer: Premiere für Deckentisch
Der oberösterreichische Schalungshersteller Ringer hatte heuer schon vor der Bauma Grund zum Feiern. Das Institut für Zeitwirtschaft und Betriebsberatung Bau aus Deutschland kürte 2022 die Deckenschalung AluDek in einem Vergleichstest zum schnellsten System am Markt. Ein handliches 1,35 x 1,35 Meter großes Schalelement und nur ein AluDek-Kopf für alle Anwendungsbereiche ermöglichen ein zügiges und sicheres Arbeiten vom Boden aus. In München konnte das Fachpublikum am Ringer-Messestand selbst Hand anlegen und den Aufbau ausprobieren.
Brandneu aus dem Werk mitgebracht hatte Ringer auch den Deckentisch Dekplus für schnelles und großflächiges Deckenschalen mit dem Kran. Mit den vollverzinkten Elementgrößen von 5,40 x 2,25 Meter und 5,40 x 1,80 Metern lassen sich Decken in der Regel bis zu einer Stärke von 70 Zentimetern zügig schalen. Dank der niedrigen Bauhöhe von nur zwölf Zentimetern passen 480 Quadratmeter Schalungsfläche auf einem Sattelzug. "Dekplus ist mit all unseren anderen Ringer-Systemen kompatibel, vor allem mit AluDek sowie mit der leichten Rahmenschalung AL2000", berichtet Markus Ringer, Vertriebsleiter Österreich. Für verbesserte Sicherheit sorgen die werkzeuglose Montage der Sicherheitskomponenten und die durchgängigen Seitenschutzsysteme der Tisch- und Eckbühnen. Der Deckentisch Dekplus soll planmäßig ab Anfang 2023 verfügbar sein.
Doka: Neue Systemfamilie für Decken
Neben dem Upgrade der Framax Xlife plus – die Rahmenschalung wurde durch neue Komponenten und einer zusätzlichen Systemhöhe von 3,00 Metern ergänzt – zeigte Doka mit DokaXdek eine komplett neue, dreiteilige Systemfamilie im Bereich Deckenschalung. Der DokaXdek-Tisch hat ebenfalls eine Bauhöhe von nur zwölf Zentimetern und stemmt Decken bis zu 112 Zentimeter Stärke. Das DokaXdek-Element, bestehend aus einem pulverbeschichteten Aluminiumrahmen und einer Xlife-Platte, ist eine leichte Zwei-Personen-Handschalung. Der dritte Teil, der DokaXdek-I-Rahmen, befindet sich zwar noch im Stadium des Prototyps, soll aber mit einem Gewicht von weniger als 15 Kilogramm die körperliche Belastung des Baustellenpersonals deutlich verringern.
Noch weniger Belastung könnte es aber künftig dank eines echten Gamechangers geben. Der Prototyp des Schalungsroboters DokaXbot schalt Decken in bis zu 5,2 Meter Höhe und auch am Deckenrand ohne Pause und Ermüdungserscheinungen. Der DokaXbot passt durch jede Tür und soll damit universell einsetzbar sein. Er wird von einem Bediener an der richtigen Stelle vorpositioniert, die DokaXdek-Elemente sowie die DokaXdek-I-Rahmen werden dann semiautomatisch in die eingestellte Höhe gehoben und eingelegt. "Das Deckenschalen haben wir dadurch ein gutes Stück automatisiert", zeigt sich Doka-Österreich-Geschäftsführer Harald Zulehner begeistert.
Der DokaXdek-Tisch und das DokaXdek-Element haben bereits die ersten Baustellentests erfolgreich abgeschlossen. Der Rollout startet ab Ende 2022 in Deutschland, Österreich, Norwegen und Schweden. Der weitere internationale Markteintritt erfolgt im kommenden Jahr.
Peri: neue Sicherheitssysteme für Decken
Auch Peri hat neben weiteren zahlreichen Produktneuheiten seine Großpaneel-Deckenschalung Skymax seit der Bauma 2019 weiterentwickelt. Die Paneele können nun für eine optimale Leistungsfähigkeit der Deckenschalung miteinander kombiniert und etwa zu Eckrand-Deckentischen montiert werden. Zudem ist eine Ergänzung um weitere Paneele möglich. Alle Arbeitsschritte, inklusive der Realisierung von hohen Decken, hochtragfähiger Abspannungen sowie Lösungen für Eckausgleiche, werden von der unteren Ebene mit Systembauteilen umgesetzt. "Zur Vereinfachung und Optimierung der Logistikprozesse sind die Skymax-Paneele aus Aluminium standardmäßig mit RFID-Chips ausgestattet", erklärt Peri-Österreich-Geschäftsführer Peter Radel.
Ergänzend zu den Deckenschalungen hat Peri auch das Portfolio an Sicherheitssystemen für Deckenschalungen erweitert. So dient das neue Hammock-Schutznetz als kollektive, technische Maßnahme gegen den Absturz von Personen beim Einschalen von oben. Das neue Prokit-Alpha-Seitenschutzgitter für freie Deckenränder, das System Catchfan als Fangschirm für Fallhöhen von bis zu sechs Metern sowie Bautreppen für sichere Zugänge in bis zu sieben Metern runden das Sicherheitsportfolio ab.
Meva: Unterstützung für Filigrandecken
Auf Kooperation setzt Meva im Deckenbereich. Anfang 2022 ging der Schalungshersteller mit dem Unternehmen Mayer Schaltechnik eine Partnerschaft für die von Mayer Schaltechnik entwickelte Produktgruppe MiniMax ein. Mit der Kooperation will Meva sein Angebot im Bereich der Filigrandecken um das vorhandene System ausbauen. Seit einigen Monaten ist das System nun auch bei Meva unter dem Namen VarioMax erhältlich. Das flexible Unterstützungssystem VarioMax stellt eine zeitsparende und kraftschonende Lösung für die Erstellung von Filigrandecken dar. Mit der Trägerklammer H20 kann VarioMax auch im Ortbeton-Bau eingesetzt werden. "Das System ist rasterlos an alle Grundrisse anpassbar, es besteht aus wenigen Teilen und nur drei Komponenten: teleskopierbaren Doppel- und Einschubträgern aus Aluminium sowie Stützen", berichtet Simon Röger, Leiter des Produktmanagements bei Meva. Da die Stützenpositionen systembedingt vorgegeben sind, benötigen Anwender bis zu 50 Prozent weniger Stützen. "Lohnkosten für Auf- und Abbau sinken deutlich", so Röger. Sogenannte Angststützen seien damit überflüssig, zudem werden Lagerhaltung und Transportaufwand vereinfacht.
Paschal: Weniger Gewicht mit mehr Performance
Aber nicht nur neue Deckensysteme gab es bei den Schalungsherstellern zu sehen. Am Paschal-Stand weckte vor allem die neue NeoR-Leichtschalung besonderes Interesse, welche die Eigenschaften der bewährten Schalsysteme Logo.3 und Universalschalung Raster/GE mit jenen einer modernen Leichtschalung vereint. Mit einem Maximalgewicht von lediglich 41,3 kg beim Element 90 x 150 cm kann dieses zu zweit und die kleineren Elementabmessungen sogar problemlos alleine von Hand – ohne Kran oder andere Transporthilfen – auf der Baustelle montiert oder umgesetzt werden. Gleichzeitig verfügt die NeoR-Leichtschalung im Vergleich zur Universalschalung Raster/GE über eine deutlich höhere Frischbetondruckaufnahme von 50 kN/m².
Ebenfalls im Fokus standen die neuen Features im Bereich Schalung für noch effizienteres Arbeiten. Drei neue, leichte Systemteile für den Multigurt 140 ermöglichen das Arbeiten an geneigten Schalungen mit geraden Arbeitsbühnen sowie die Verwendung als leichten, modularen Stützbock. Mit den neuen Vieleckausgleichselementen für Logo und NeoR können die beiden Schalungssysteme jetzt auch für das Schalen von "runden" Wänden und Wandabschnitten eingesetzt werden. So sind polygonale Rundungen schnell und kostengünstig realisierbar.
Hünnebeck: Fokus auf Infrastruktur
Hünnebeck hatte schon auf der Bauma 2019 einen Fokus vermehrt auf den stark wachsenden Bereich Infrastruktur gelegt. In den vergangenen drei Jahren hat der Schalungshersteller das Produkt- und Service-Portfolio in diesem Bereich kontinuierlich ausgebaut. Die Basis bildet das Baukastensystem Infra-Kit, bestehend aus wenigen lastoptimierten Systemteilen wie Trägern, Lastrahmen, Gurten und Spindeln. Um alle Anforderungen des Infrastrukturbaus und insbesondere auch des Brückenbaus abzudecken, ist das Infra-Kit-System mittlerweile in drei Ausführungen erhältlich: Infra-Kit L (Light) und M (Medium) eignen sich für leichte und mittelschwere Anwendungen, Infra-Kit H (Heavy-duty) wird bei der Abtragung schwerster Lasten eingesetzt. Alle drei Lastklassen verfügen über Träger in unterschiedlichen Längen und lassen sich untereinander kombinieren. Zahlreiche Anschlüsse für Adapter und Ausgleichsverbinder ermöglichen je nach Bedarf gelenkige oder biegesteife Verbindungen. Jeder Infra-Kit-Einsatz wird vom europaweit agierenden Kompetenzzentrum Infrastruktur technisch und logistisch geplant. "Hier haben wir unser langjähriges Know-how gebündelt und unterstützen unsere Kunden bereits ab der Ausschreibungsphase mit maßgeschneiderten Best-Practice-Lösungen", erklärt Brian Keating, Leiter der Business-Unit Infrastrukturbau Europa und Lateinamerika.
Eine neue Anwendung auf Grundlage des Infra- Kit-Baukastens ist ein Gesimskappen-Schalwagen, den Hünnebeck speziell für das häufig nachgefragte Schalen oder Sanieren von Brückenrändern entwickelt hat. Das variabel nutzbare Gerät kommt ohne Verankerung am Bauwerk aus und eignet sich dank seines modularen Aufbaus nicht nur für jede Brückenlänge und jeden Radius, sondern sogar für Brücken mit starken Längs- und Querneigungen. Der modulare Aufbau des Systems soll auch hier die technische Planung deutlich erleichtern. Ergänzt wird das Schalwagen-Grundgerüst durch Schwerlastrollen aus den Systemen Protecto oder Modex.