Nach vorne schauen und Schwung holen
Die Bauwirtschaft, Handwerksbetriebe und das Baunebengewerbe blicken auf ein herausforderndes Jahr zurück. Geduld ist gefragt. Zwar mehren sich die Anzeichen für eine Stabilisierung, doch von einem echten Aufschwung ist noch keine Rede. Dennoch könnten Unternehmen das Jahr 2026 als Rampe nutzen, um Schwung zu holen.
Das Jahr 2025 war für die österreichische Bauwirtschaft und das gewerbliche Handwerk von einer verhaltenen Erholung unter schwierigen Rahmenbedingungen geprägt. Während sich die allgemeine Wirtschaft zumindest moderat entwickelte, hat der Bausektor weiterhin mit Schrumpfungstendenzen zu kämpfen. In Gesprächen mit Branchenvertreter*innen dominierten 2025 zwei Gedanken: Zum einen gebe es Signale für eine Stabilisierung, die negativen Trends der Vorjahre wurden abgeschwächt. Zum anderen bleibe der Aufschwung zäh. Nicht wenige Branchenvertreter sehen eine nachhaltige Erholung erst ab dem Jahr 2027. Belastet werden die Betriebe durch hohe Kosten, regulatorische Unsicherheiten und eine weiterhin zögerliche Nachfrage, vor allem im Wohnbau.
Handwerk und Gewerbe unter Druck
Das Bau- und Bauhilfsgewerbe meldete im dritten Quartal 2025 erstmals wieder positive Auftragsbestände. Gewerke wie Tischlerei, SHK, Trockenbau oder Elektrotechnik hingegen verzeichneten weiterhin rückläufige Nachfrage. Besonders betroffen waren auch Metalltechnik und Ausbaugewerbe. Der Saldo der Erwartungen für das vierte Quartal blieb leicht negativ, zeigte aber eine Tendenz zur Entspannung gegenüber dem Vorjahr.
Diese Entwicklungen zeigen, dass neben dem klassischen Baugewerbe auch viele Investitionsgüter- und Ausbaugewerke weiterhin unter Druck stehen. Das wirkt sich auf die gesamte Wertschöpfungskette aus und erklärt, warum sich die Erholung vergleichsweise langsam vollzieht.
Maßnahmen mit begrenzter Wirkung
Ein wiederkehrendes Thema in Branchenkreisen war 2025 die Frage der Planbarkeit. Förderprogramme, politische Maßnahmen und regulatorische Unsicherheiten beeinflussen Investitionsentscheidungen stark. Die KIM-Verordnung wurde im Laufe des Jahres ausgesetzt, was laut Bundesinnungsmeister Bau Robert Jägersberger zwar hilfreich war, aber keine sofortige Trendwende im Wohnbau auslöste. Er rechnet mit maximal leichter Besserung im Jahr 2026, echte Dynamik erwartet er frühestens 2027.
Auch der Mangel an klaren und verlässlichen Förderstrukturen, etwa bei der thermischen Sanierung, erschwerte Investitionsentscheidungen. Immerhin wurde hier im Herbst Klarheit geschaffen, Effekte aus der neuen Sanierungsoffensive sind freilich erst 2026 zu erwarten.
2026 als Jahr der Weichenstellung
Für 2026 zeichnet sich ein vorsichtiges Erholungsbild ab. Viele Prognosen bleiben zurückhaltend, sehen aber Chancen, den Boden für einen nachhaltigen Aufschwung ab 2027 vorzubereiten. Viele Faktoren spielen eine Rolle, darunter auch jene im globalen Massstab, wie Zölle und Kriege, die sich nur schwer beeinflussen lassen.
2026 wird sicherlich kein Jahr sprunghaften Wachstums, aber es kann ein Jahr der Vorbereitung, Konsolidierung und klugen Ausrichtung werden. Folgende Handlungsfelder verdienen eine Betrachtung:
- Geschäftsprozesse: Effizienz in Organisation (KI!), Vergabe und Projektabwicklung steigern
- Fachkräfte: Ausbildung, Weiterbildung und neue Modelle für Arbeitszeit und Karriere fördern
- Digitalisierung: Neue Tools zur Planung, Kalkulation und Baustellensteuerung nutzen
- Kosten: Strategische Material- und Personaldisposition, transparentere Angebote
- Förderlandschaft: Förderungen gezielt realisieren und in Angebotsportfolios integrieren
- Netzwerke: Kooperationen mit Planer*innen und Zulieferern intensivieren
- Nachhaltigkeit: Auch wenn Nachhaltigkeit gerade weniger in Mode ist, bleibt die Baubranche intensiv am Thema dran und das ist gut so, denn die grünen Innovationen werden dringend benötigt, um die Klimaziele zu erreichen und am Markt künftig eine Rolle zu spielen.
Wer diese Felder bearbeitet, schafft Wettbewerbsvorteile und Handlungsspielräume, wenn ab 2027 die Bedingungen für einen echten Aufschwung günstiger sind.
Allen Leserinnen und Lesern von Handwerk und Bau wünschen wir ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!




