Besser abschneiden – mit der Tischkreissäge

09.07.2025

Ob Grobschnitt oder Feinarbeit – bei der Tischkreissäge zählt mehr als nur das Sägeblatt. Wer verschiedene Werkstoffe sauber trennen will, braucht das richtige Zusammenspiel aus Technik, Werkzeug und Erfahrung. Das Tischler Journal zeigt, worauf es ankommt.

Die Tischkreissäge ist eine der wichtigsten Maschinen in der Tischlerwerkstatt. Auch auf der Baustelle gehört sie zu den essenziellen mobilen Maschinen. Durch die große Materialvielfalt im Tischlerhandwerk sind die Ansprüche an die Schnittqualität sehr hoch. Neben unterschiedlichen Massivhölzern werden diverse Plattenmaterialien, Holzwerkstoffe, Kunststoffe, kunststoffbeschichtete Plattenmaterialien, aber auch Nichteisenmetalle, wie zum Beispiel Aluminium, verarbeitet. Egal, welches Material zum Einsatz kommt, ein sauberer und präziser Zuschnitt an der Tischkreissäge ist die Basis und somit die Grundlage für eine präzise und ordnungsgemäße Weiterverarbeitung.

Jede und jeder, der in unserem Handwerk arbeitet, weiß: je sauberer der Zuschnitt, umso einfacher die Verarbeitung. Auch heutzutage ist noch kein Kraut gegen Ausrisse und Brandstellen gewachsen. Aber mit den richtigen Sägeblättern und Einstellungen gehören diese sichtbaren Hinweise auf den Einsatz einer Säge der Vergangenheit an. Natürlich ist dies immer im Zusammenhang mit den zu erzielenden Ergebnissen zu sehen. Nicht jeder Sägeschnitt muss gleich ein sogenannter „Sahneschnitt“ sein. Vor allem dann, wenn es um den Grobzuschnitt geht und große Materialdicken aufgetrennt werden sollen. In den meisten Fällen wird im Nachgang die Oberfläche noch durch Hobeln in Form gebracht. Daher lenkt dieser Beitrag den Blick auf die Faktoren, die zusätzlich zur Sägeblattauswahl eine Auswirkung auf die Schnittqualität haben.

1: Große Zahnzwischenräume und eine geringe Zähnezahl zeichnen Sägeblätter für Massivholz aus. Weiterhin wird die gesamte Schnitthöhe ausgenutzt. (C) S. Böning
Große Zahnzwischenräume und eine geringe Zähnezahl zeichnen Sägeblätter für Massivholz aus. Weiterhin wird die gesamte Schnitthöhe ausgenutzt. (C) S. Böning

Massivholz im Faserverlauf zuschneiden

Beim Längszuschnitt von Massivholz geht es darum, binnen kürzester Zeit aus einer Bohle oder einem Brett beliebige Formate herauszutrennen. In den meisten Fällen werden die durch den Grobzuschnitt anfallenden Teile der Weiterverarbeitung zugeführt. Das heißt, dass nach dem Plan- und Dickehobeln weitere Arbeiten wie Profilieren und Schleifen ausgeführt werden. Der Anspruch an die Schnittqualität ist in solchen Fällen eher als zweitrangig bzw. als gering anzusetzen, da eine Weiterverarbeitung der Oberflächen erfolgt. Der Anspruch an das Sägeblatt besteht darin, möglichst viel Material in kürzester Zeit auszuräumen. Besonders dann, wenn zum Beispiel eine Bohle aufgetrennt werden soll, fällt ein entsprechend großes Spanvolumen an. Um dieses Spanvolumen abtragen zu können, wird ein entsprechend großer Spanzwischenraum zwischen den einzelnen Zähnen des Sägeblatts benötigt. So werden sogenannte Zuschnittsägeblätter mit wenigen Zähnen aber großen Spanzwischenräumen gefertigt. Einige Hersteller bieten auch Sägeblätter mit sogenannten Ausräumern an. Diese offerieren durch eine Aussparung im Sägeblattkörper eine weitere Möglichkeit, ebenfalls für den Abtransport von Spanmaterial zu sorgen. Um die erforderlichen Aufgaben im Zuschnittprozess ausführen zu können, ist es notwendig, die gesamte Schnitthöhe auszunutzen. Liegt der Fokus zusätzlich auf einem sauberen Längsschnitt, kann man diesen durch das Absenken des Sägeblatts beeinflussen. Ein flacher Austrittswinkel geht mit einer Verringerung der Ausrisse auf der Materialunterseite einher.

Massivholz quer zum Faserverlauf sägen

Sägeschnitte, die quer zum Faserverlauf ausgeführt werden sollen, haben oft einen anderen Hintergrund als die Sägeschnitte, die im Faserverlauf im Grobzuschnitt ausgeführt werden. Sicher wird auch beim Ablängen der Bretter und Bohlen grob zugeschnitten. Da hier mit entsprechenden Zugaben gearbeitet wird und das spätere Aushobeln dafür sorgt, dass kleinere Ausrisse nicht augenscheinlich werden, widmen wir uns dem sauberen Endzuschnitt. Es gilt jedoch zu beachten, dass die Säge beim Grobzuschnitt nicht klemmt.

Für Massivholz quer zur Faser kommen Sägeblätter mit einer höheren Zähnezahl zum Einsatz. Die Schnitthöhe wird so eingestellt, dass der Ein- bzw. und der Austrittswinkel vom Sägeblatt möglichst identisch ausfallen. (C) Leitz
Für Massivholz quer zur Faser kommen Sägeblätter mit einer höheren Zähnezahl zum Einsatz. Die Schnitthöhe wird so eingestellt, dass der Ein- bzw. und der Austrittswinkel vom Sägeblatt möglichst identisch ausfallen. (C) Leitz

Der Anspruch beim Querzuschnitt liegt vielmehr darin, ein sauberes und ausrissfreies Schnittbild zu erhalten. Oft sind Werkstücke bereits so weit vorbereitet, dass die Oberfläche keine groben Ausbesserungs- und Nacharbeiten mehr zulässt. Gewünscht ist ein sauberes Schnittbild, das nicht oder nur minimal nachgearbeitet werden muss und entsprechend passgenau ist. Zum Einsatz in diesem Fall eignet sich ein Sägeblatt mit einer mittleren Zähnezahl. Entsprechend abgesenkt, sodass Ein- und Austrittswinkel ähnlich sind, lassen sich die besten Schnittergebnisse erzielen und die Anzahl der Ausrisse bleibt auf einem sehr geringen Niveau. Möchte man seine Schnittergebnisse noch weiter verbessern, kann man einen sogenannten Opferklotz anbringen. So brechen die Reststücke nicht aus, sondern sie werden bis hinter die Schnittlinie weiter geführt. Für absolute High-Endschnitte eignen sich sogenannte „SuperSilent“ Sägeblätter, wie sie von Leitz, AKE und von Oerteli angeboten werden.

Beschichtete Plattenmaterialien

Kunststoffbeschichtete Materialien werden auch in Tischlerei-Werkstätten in großem Umfang be- und verarbeitet. Hier zeigt sich nach dem Zuschnitt, wie sauber gearbeitet wurde. Je weniger Ausrisse sich zeigen, umso weniger muss nachgearbeitet werden. Oft werden nach dem Zuschnitt Kantenmaterialien aufgebracht. Kommen Kantenanleimmaschinen zum Einsatz, wird entsprechend vorgefräst. So werden die Schnittkanten vor dem Anleimen der Schmalflächen noch einmal nach gearbeitet, um perfekte Ergebnisse zu erzielen. Ist dies nicht möglich, gilt es, eine entsprechende Schnittqualität zu erzielen. Ein großer Vorteil dieser Werkstoffe ist, dass sich ein homogener Werkstoff wie die Spanplatte in Längs- und Querrichtung gleich sägen bzw. auftrennen lässt. Der Nachteil ist die hohe Vielfalt an Kunststoffoberflächen. Jede Oberfläche hat ihre ganz besonderen Eigenschaften. Daher ist man gut beraten, sich bei der Arbeitsvorbereitung mit den Empfehlungen des jeweiligen Herstellers auseinanderzusetzen. Genauso vielfältig wie die Oberflächen ist das Angebot der Sägeblatthersteller.

Die Materialvielfalt kann beim Zuschneiden zu einer Herausforderung werden. (C) Leitz
Die Materialvielfalt kann beim Zuschneiden zu einer Herausforderung werden. (C) Leitz

Unterschiedlichste Zahnformen werden angeboten. Neben Wechsel-, Dach- und Hohlzahn ist eine Vielzahl von Sägeblättern für diese Werkstoffe erhältlich. Platten- und Formatkreissägen arbeiten mit Vorritzsägeblättern, die die harte Kunststoffbeschichtung von unten aufreißen und somit das Ausreißen verhindern. Ist diese Möglichkeit nicht gegeben, ist man gut beraten, die Sägeblatthöhe so einzustellen, dass der Ein- und der Austrittswinkel beim Sägen möglichst identisch ausfällt. Kommt es trotz dieser Einstellung noch zu Ausrissen auf der Unterseite, gilt es das Sägeblatt abzusenken. Treten hingegen die Ausrisse auf der Oberseite auf, wird das Sägeblatt angehoben. So lassen sich Ausrisse minimieren.

Ganz ähnlich verhält es sich mit furnierten Plattenmaterialien, Sperrholz und Multiplex. Hier sind die Ansprüche an das Sägeblatt nicht so hoch, wie bei der hohen Anzahl an kunststoffbeschichteten Oberflächen.

Für Acrylglas und Vollkernmaterialien ist es ratsam, das Sägeblatt so weit abzusenken, dass der Überstand noch ca. 8 mm beträgt. (C) Leitz
Für Acrylglas und Vollkernmaterialien ist es ratsam, das Sägeblatt so weit abzusenken, dass der Überstand noch ca. 8 mm beträgt. (C) Leitz

Acrylglas, Kunststoffe und Aluminium sägen

Acrylglas ist um einiges härter als Glas. Um so einen harten und spröden Werkstoff mit einer Tischkreissäge zu bearbeiten, sind spezielle Sägeblätter erforderlich. Sägeblätter mit negativem Spanwinkel können Sägeschnitte durch diesen speziellen Werkstoff meistern. Ausschlaggebend für die Schnittqualität sind auch bei diesem Werkstoff die Einstellungen der Schnitthöhe. Ein Sägeblattüberstand von etwa acht Millimetern sorgt dafür, dass das Sägeblatt in der besten Schnittposition arbeiten kann. Sicher sind nach dem Sägen an den Schnittkanten Nacharbeiten erforderlich. Die halten sich bei dieser Einstellung jedoch im Rahmen. Entsprechende Zugaben müssen jedoch eingerechnet werden. Beim Sägen von Acrylgläsern mit einer Materialdicke von über drei Millimetern ist es hilfreich, das Sägeblatt zu kühlen. Dies lässt sich durch das Zuführen von Druckluft umsetzen.

Der Einsatz von Schneidfett verringert den Verschleiß am Sägeblatt. (C) S. Böning
Der Einsatz von Schneidfett verringert den Verschleiß am Sägeblatt. (C) S. Böning

Auch beim Sägen von Aluminium kommt es auf die Materialdicke an. Während dünneres Material einfach mit einem Sägeblatt für Plattenwerkstoffe gesägt wird, sollten bei dickeren Profilen und höheren Materialdicken spezielle Sägeblätter mit einem negativen Spanwinkel zum Einsatz kommen. Schneidfett bringt weitere Vorteile: Weniger Verschleiß am Sägeblatt und freie Spanräume sind Ergebnisse, die man je nach Materialdicke für sich nutzen kann. Grundsätzlich ist das Schnittverhalten der unterschiedlichen Legierungen in Kombination mit den unterschiedlichen Materialdicken nicht genau vorherzusagen. Hier macht der Versuch klug. Zu achten ist darauf, dass die Aluminiumspäne nicht mit Holzstäuben in Kontakt kommen. Dies könnte zu einem unschönen Endergebnis führen.

Das Fazit

Die Materialvielfalt ist eine der größten Stärken im Tischlerhandwerk, sie verlangt den Tischler*innen jedoch einiges an Fachwissen ab. Auch an der Tischkreissäge geht es nicht nur darum, maßgerecht zu arbeiten, sondern eine entsprechende Schnittqualität abzuliefern. Dies gelingt, wenn man das richtige Sägeblatt mit den richtigen Parametern kombiniert. Dann steht bei dem Projekten sogenannten „Sahneschnitten“ nichts mehr im Weg.

Der Autor:
Stefan Böning ist Tischlermeister und beschäftigt sich im Auftrag des Tischler Journals regelmäßig mit anwendungsorientierten Themen aus dem Werkstattalltag. www.s-boening-holz.de