Innenraumgestaltung

Neustart im Altstadt

11.08.2025

Das Wiener Hotel Altstadt, beheimatet in einem denkmalgeschützten, historischen Gebäude, ist bekannt dafür, dass jedes einzelne Zimmer ein Kunstwerk für sich ist. Zahlreiche Designer*innen, Architekt*innen und Künstler*innen haben bereits ihre sichtbaren Spuren hinterlassen. Nun war der Wiener Designer Arthur Arbesser an der Reihe.

Als der vielgereiste Hotelbesitzer Otto E. Wiesental das Altstadt Vienna 1991 eröffnete, hatte er eine Vision. Sein Wunsch war es, etwas zu schaffen, das die Eleganz eines Hotels mit der Gemütlichkeit einer Altbauwohnung und dem Flair einer Galerie verbindet. Und es ist ihm gelungen, sich diesen Traum zu erfüllen: Heute beherbergt das Gebäude Wohnungen und das Boutiquehotel Altstadt Vienna mit insgesamt 62 individuell gestalteten Zimmern und Suiten, allesamt gestaltet von namhaften Kunst- und Architekturschaffenden. Die jüngste Gestaltung von Interieuren, nämlich jene der Zimmer 14 und 30, stammt aus der Feder des österreichischen Designers Arthur Arbesser, der unter anderem schon seit einigen Jahren sehr eng mit der Möbelmanufaktur Wittmann zusammenarbeitet. Sein Bestreben bei dieser Aufgabe war es, die Räumlichkeiten so gemütlich, einladend und warm wie möglich zu gestalten, wobei sich auch widerspiegeln soll, dass „hier ein freier, kreativer Geist mit Wiener Wurzeln am Werk war“.

Das neue Zimmer 30 im Hotel Altstadt Vienna.
Das neue Zimmer 30 im Hotel Altstadt Vienna.
© Nicky Webb

Schachbrett und Minze

Arthur Arbesser, der in Wien aufwuchs, in London studierte und später nach Mailand zog, um für mehrere Jahre für ein führendes Modelabel zu arbeiten, ist bekannt für seine grafische Ästhetik und persönliche Designsprache. So ist es auch das Spiel mit der Geometrie, dem Schachbrett, dem Würfel, die der Gestaltung für Zimmer 30 zugrunde liegt. Das Badezimmer ist ein schwarz-weißer Glaskubus, hergestellt von der steirischen Firma Josef Göbel, die zwei bunt lackierten Nachtkästchen sind dekonstruierte Würfel, angefertigt nach Arthur Arbessers Entwürfen, und um das Bett herum schlängelt sich eine grafische Bordüre der Wiener Werkstätte als Art Fresco an der Wand. Sofa Atrium von Wittmann besteht aus einfachen Blöcken, und Teppich Chess wiederum erinnert an die Fliesen eines Wiener Stiegenhauses. So zieht sich das reduzierte, grafi sche Thema des Würfels auf verspielte Art und Weise durch das gesamte Zimmer. Dass das Bauhaus dank Marcel Breuers Couchtisch Laccio, Charlotte Perriand mit ihrer Lampe Le Grand Bleu und der visionäre Friedrich Kiesler mit dem mintfarbenen, lederbezogenen Freischwinger vertreten sind, macht das geometrische Gestaltungskonzept perfekt. Zur Zimmereinrichtung gehören des Weiteren das Wittmann Doppelbett Spring mit Kopfhaupt Themis sowie der Fledermaus Stuhl von Josef Hoff mann, ebenfalls gefertigt von Wittmann. Die beiden Bilder an der Wand stammen von der österreichischen Künstlerin Xenia Hausner.

Es war mir eine große Freude, zwei Zimmer zu gestalten, mit starken Farben und Mustern, gemischt mit Designklassikern zum Beispiel Josef Hoffmann oder Friedrich Kiesler. So entstand eine echte „Wiener- Mailänder-Melange.“

Artur Arbesser

Das neugestaltete Zimmer Nummer 14.© Nicky Webb
Das neugestaltete Zimmer Nummer 14.
© Nicky Webb

Blau mit Gelb

In Zimmer 14 sollte die Basis aus zwei Farben bestehen, die Arthur Arbesser mit dem Wiener Jugendstil verbindet, nämlich ein tiefes, intensives Blau und ein sattes Safrangelb. Sie bilden einen starken Kontrast zur weißen Wand und den stilisierten Stuckelementen des Raumes. Der farbenfrohe Stoff Flowers, den Arthur Arbesser in Kooperation mit Wittmann kreierte und der das Wittmann-Bett Spring sowie die Sitzbank in Zimmer 14 ziert, ist unverkennbar eine Hommage an einen seiner persönlichen Helden: Josef Frank. Josef Hoff manns Fauteuil Kubus und Fledermaus Stuhl von Wittmann zitieren einmal mehr Arbessers Wiener Herkunft. Die Tische Sticks von Jaime Hayon für Wittmann als Nachttische fügen sich perfekt in das Farbschema des Stoff dessins. Seit 20 Jahren lebt Arthur Arbesser in Mailand. Um den Einfluss der italienischen Stadt in seine angestrebte Interiormischung einfl ießen zu lassen, bediente er sich Möbeldesigns einiger seiner italienischen Idole: den Schreibtisch Quaderna von Superstudio, die Stehlampe Imbuto von Luigi Caccia Dominioni sowie die fröhliche Leuchte Snoopy der Brüder Castiglioni. Das „gestreifte“ Badezimmer sollte starke Farben mit strenger Grafik verbinden und erinnert an Arbessers Modeentwürfe.