Restaurierung

Baugeschichte in neuem Glanz

11.08.2025

Der Zeremoniensaal ist einer der prachtvollsten Räume von Schloss Schönbrunn – reich ausgestattet, historisch bedeutend und zur Zeit Maria Theresias ein zentraler Ort für offizielle Anlässe am kaiserlichen Hof. Herzstück des Raumes ist die Gemäldeserie zur Hochzeit von Erzherzog Joseph mit Prinzessin Isabella von Bourbon-Parma. Nun wird der prachtvolle Saal restauriert. Die großformatigen Gemälde wurden fachgerecht abgenommen und verbleiben während der gesamten Restaurierung im Schloss.

Der Zeremoniensaal von Schloss Schönbrunn – einer der bedeutendsten Prunkräume der habsburgischen Sommerresidenz – wird aktuell einer umfassenden Gesamtrestaurierung unterzogen. Ziel ist es, die historische Ausstattung in ihrer kunsthistorischen und kulturgeschichtlichen Bedeutung langfristig zu sichern und für kommende Generationen zu bewahren.

Der berühmte Zeremoniensaal in Schönbrunn wird restauriert.Schloß Schönbrunn Kultur-u. Betriebsges.m.b.H. Foto_ Alexander Eugen Koller
Der berühmte Zeremoniensaal in Schönbrunn wird restauriert.
© Schloß Schönbrunn Kultur-u. Betriebsges.m.b.H. Foto_ Alexander Eugen Koller

Der Zeremoniensaal als Bühne habsburgischer Geschichte

Der Zeremoniensaal diente am Hof Maria Theresias als Zweite oder Große Antekammer, also als Vorzimmer zum Audienzzimmer von Kaiser Franz I. Stephan. Für feierliche Anlässe wie Taufen oder Ordensverleihungen wurde im Zeremoniensaal ein Thronbaldachin installiert. Heute hängt an dieser Stelle eines der bekanntesten Porträts Maria Theresias, das sie als „erste Dame Europas“ in einem kostbaren Kleid aus Brabanter Spitze zeigt. Herzstück des Raumes ist die Gemäldeserie zur Hochzeit von Erzherzog Joseph mit Prinzessin Isabella von Bourbon-Parma, einer politisch bedeutenden Verbindung mit dem französischen Königshaus. Der Bilderzyklus stellt die Feierlichkeiten anlässlich der Vermählung des ältesten Sohnes und Nachfolgers Maria Theresias mit der Enkelin des französischen Königs Ludwig XV. dar.

Fingerspitzengefühl ist gefragt: Viele Details warten auf die Restaurator*innen.Fingerspitzengefühl ist gefragt: Viele Details warten auf die Restaurator*innen. © Schloß Schönbrunn Kultur-u. Betriebsges.m.b.H. Foto_ Alexander Eugen Koller
Fingerspitzengefühl ist gefragt: Viele Details warten auf die Restaurator*innen.
© Schloß Schönbrunn Kultur-u. Betriebsges.m.b.H. Foto_ Alexander Eugen Koller

Das größte dieser Gemälde schildert den feierlichen Einzug Isabellas in Wien. Die junge Braut wurde von den Würdenträgern des Wiener Hofes in einem langen Zug von fast einhundert Kutschen begleitet. Zu sehen ist auch die kirchliche Trauung in der Hofpfarrkirche Sankt Augustin sowie eine Opernserenade mit einem besonderen Detail: Unter den Zuschauer*innen ist der kleine Mozart zu erkennen – obwohl er zur Zeit der Hochzeit, im Jahr 1760, erst vier Jahre alt war und noch unbekannt in Salzburg lebte. Da die Fertigstellung der Gemäldeserie mehrere Jahredauerte, wurde Mozart nachträglich in das Bild eingefügt, als er längst zu einem gefeierten Musiker avanciert war. Weitere Szenen zeigen die großen Festbankette, darunter die Mittagstafel in der Großen Antekammer der Wiener Hofburg sowie die Desserttafel im dortigen Redoutensaal.

© SKB
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Restaurierung der Gemälde direkt im Schloss

Die monumentalen Gemälde wurden fachgerecht von den Wänden abgenommen und bleiben zur Restaurierung im Schloss, wofür ein temporäres Atelier eingerichtet wurde. „Aufgrund der enormen Größe und Bedeutung des Hochzeitszyklus haben wir uns in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt dazu entschieden, die Gemälde nicht außer Haus zu geben, sondern in Schönbrunn zu restaurieren“, sagt Anna Mader-Kratky, die wissenschaftliche Leiterin der Schönbrunn Group.

Die monumentalen Gemälde wurden fachgerecht von den Wänden abgenommen.© SKB
Die monumentalen Gemälde wurden fachgerecht von den Wänden abgenommen. ©SKB

„Bei der Suche nach einem Arbeitsraum, der sowohl in seinen Dimensionen ausreichend groß ist als auch ein möglichst ungestörtes und sicheres Arbeiten ermöglicht, erwies sich der nahe zum Zeremoniensaal gelegene Salon Franz Karls als ideal. Glastüren trennen ihn vom Besucherstrom ab, und mit seinem nahezu quadratischen, ausreichend großen Grundriss ermöglicht er die zeitgleiche Bearbeitung der etwa drei mal vier Meter großen, nun auf Staffeleigerüsten montierten Gemälde“, so Martin Siennicki, Restaurator der Schönbrunn Group. Um die Restaurierung der Wandvertäfelungen und der Decke unter bestmöglichen Bedingungen durchführen zu können, wird der Zeremoniensaal in den kommenden Wochen in eine „Raum-in-Raum“-Konstruktion eingebettet. Diese architektonische Lösung in Form eines Gerüstes mit Plattform ermöglicht es den Besucher*innen, den Raum weiterhin zu durchqueren – trotz der laufenden konservatorischen Arbeiten und ohne Einschränkung ihres Rundgangs. Der Abschluss der Arbeiten wird Ende 2026 erwartet.