Leitungsbau

Vom Aushub zum Ersatzbaustoff: Hamburgs Weg zur Nachhaltigkeit

Bis zu 40.000 Tonnen Erde fallen jedes Jahr bei den Leitungsbaustellen der Hamburger Energienetze an – früher Abfall, heute wertvoller Rohstoff. Statt langer Transporte zu Deponien wird der Boden nun im Hamburger Bodenreinigungszentrum aufbereitet, geprüft und direkt wieder eingebaut - ein Modell, das auch für andere Städte spannend sein könnte.

Jährlich fallen bei Leitungsbaumaßnahmen der Hamburger Energienetze bis zu 40.000 Tonnen Bodenaushub an. Dieser wurde lange Zeit als Abfall auf Deponien außerhalb von Hamburg entsorgt und neuer Sand als Füllmaterial verwendet, der oft von weit außerhalb herangeschafft wurde. Das verursachte neben erhebliche Kosten, CO2-Emissionen und logistische Herausforderungen. Angesichts steigender Entsorgungskosten, knapper Deponiekapazitäten und eines wachsenden Bewusstseins für Klimaschutz stellte sich die Frage, ob Boden wiederverwendet werden kann. Ja, wenn er fachgerecht nach der Ersatzbaustoffverordnung und unter Berücksichtigung der bauphysikalischen Eigenschaften mittels des QUBA-Zertifikats aufbereitet wird.


Boden aufbereiten statt entsorgen

Ein LKW steht vor einem Firmengebäude
Die gleichzeitige Ablieferung und Mitnahme sind wirtschaftlich besonders attraktiv. © BAUER Gruppe

Eine Kooperation zwischen Bauer Resources und den Hamburger Energienetzen forscht seit 2019 an der Umsetzung der Ersatzbaustoffverordnung. Die langjährige Zusammenarbeit verfolgt ein klares Ziel: Bodenaushub nicht nur zu entsorgen, sondern gesetzeskonform und ressourcenschonend zu verwerten.

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„Gemeinsam mit unseren Kunden wollen wir die Kreislaufwirtschaft leben und umsetzen und möglichst viel Material zurückführen.“ Vertriebsingenieurin Yasmin Arndt von Bauer Resources

Seit 2019 wurden mehr als 650 Baustellen mit rund 295.000 Tonnen Bodenmaterial abgewickelt – mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften. Manche Böden sind belastet, viele jedoch für den Wiedereinbau geeignet. Anstatt den Aushub wie früher vollständig auf Deponien zu entsorgen, wird er im Hamburger Bodenreinigungszentrums aufbereitet. Laut Kathrin Hagemann, der Leiterin des Bodenreinigungszentrums, können somit jährlich bis zu 50.000 Tonnen wiederverwendet werden.

Weniger Bodenaushub auf Deponien

Bodenreinigungszentrum der Hamburger Energienetze.
Bauer Resources bereitet den Bodenaushub der Hamburger Energienetze in ihrem 4.500 Quadratmeter großen Bodenreinigungszentrum wieder auf. © BAUER Gruppe

Nach einer sorgfältigen Analyse werden die Böden je nach Belastungsgrad mit modernen Siebanlagen, etwa einem Trommelsieb, behandelt. Aufbereitete Materialien, die die technischen und gesetzlichen Anforderungen erfüllt haben, werden anschließend direkt zurückgeführt. Nur stärker kontaminierte Böden, die sich nicht verwerten lassen, werden weiterhin deponiert – jedoch in deutlich geringerem Umfang als bisher. Nach fast zwei Jahren Projektlaufzeit mit neuem gesetzlichem Hintergrund bestätigt Yasmin Arndt, dass die Ersatzbaustoffverordnung zielgerichtet umgesetzt werden könne – trotz einiger Herausforderungen seit ihrem Inkrafttreten. Diese regelt bundesweit die Herstellung und den Einbau von Ersatzbaustoffen.


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© BAUER Gruppe

Vorteile der Wiederaufbereitung von Bodenaushub

Die Wiederverwertung von Boden bringt messbare ökologische und wirtschaftliche Effekte mit sich. Jeder Kubikmeter, der nicht auf einer Deponie entsorgt und nicht durch neuen Sand ersetzt wird, spart Transportwege, CO₂-Emissionen, Ressourcen und Geld. Besonders spürbar sind die Einsparungen bei den Lkw-Fahrten: Weil der Boden direkt ins nahegelegene Bodenreinigungszentrum transportiert und anschließend wieder eingebaut wird, entfällt die doppelte Fahrt zu Deponien und Sandgruben.

„Außerdem können unsere Kunden Aushub anliefern und direkt aufbereitetes Material mitnehmen. Das ist nicht nur effizient, sondern vermeidet Leerfahrten, spart Zeit und reduziert Emissionen.“ Vertriebsingenieurin Yasmin Arndt

Auch für Hamburgs Umwelt ist die Wiederverwendung ein Gewinn. Weniger Sand muss gefördert werden, Naturflächen werden geschont – und der Druck auf ohnehin knappe Deponiekapazitäten sinkt erheblich. Nicht zuletzt profitieren Bauherren durch sinkende Entsorgungskosten und geringeren Aufwand bei der Materialbeschaffung. So wird aus einem klassischen Bauabfall ein wertvoller Ersatzbaustoff – und aus einem linearen Prozess ein funktionierender Kreislauf. Ein Ansatz, der durchaus Vorbildcharakter für andere Städte haben kann.

Redaktion Handwerk + Bau

Die Redaktion von Handwerk und Bau vereint erfahrene Journalist:innen und Expert:innen aus der Bau- und Handwerksbranche. Mit fundiertem Fachwissen und einem Gespür für aktuelle Trends informieren wir Sie über Neuheiten, innovative Technologien und bewährte Techniken. Unser Ziel ist es, Sie mit praxisnahen Tipps und tiefgehenden Analysen bei Ihren Projekten zu unterstützen.