Materialwahl

Holz im Badezimmer: Ja oder nein?

11.09.2025

Für viele ist Holz im Badezimmer nach wie vor ein Reizthema. Das Risiko durch Feuchtigkeit scheint zu groß und das Bild vom gefliesten Nassraum sitzt zu tief. Wer mit Holz gestaltet, schafft Atmosphäre – und muss klare technische Anforderungen berücksichtigen.

Vielen Tischlern bereitet die Idee, einen Holzboden im Badezimmer zu verlegen, Unbehagen. Das ist sicher keine Seltenheit, denn viele Kollegen äußeren sich skeptisch, wenn Holz als Fußbodenmaterial im Bad zum Einsatz kommen soll. Sicher, das Badezimmer ist der Bereich in der Wohnung, wo am häufigsten Feuchtigkeit anzutreffen ist. Jedoch hat es sich von der einstig kalten Kachelwüste zu einer echten Wohlfühloase gemausert. Und dafür gibt es nun einmal keinen besseren Werkstoff als das Tischler-Material Nummer eins – das Holz. Warum diesen Trend auslassen? Mit zwei gelungenen Projekten möchte das Tischler Journal zeigen, dass ein Holzfußboden im Badezimmer kein No-Go sein muss.

Holzboden mit Vorteilen

Warum sollte man auf einen Holzboden im Bad verzichten? Gerade in diesem Bereich bündeln sich die Vorteile von einem Holzboden um ein Vielfaches. Wer barfuß auf einem Holzboden geht, hat nicht nur im Bad immer warme Füße. Selbst dann, wenn keine Fußbodenheizung vorhanden ist. Weiterhin ist ein möglicher Holzboden im Vergleich zu den standardmäßig verlegten Kacheln bzw. Fliesen relativ fugenlos und somit entsprechend einfach zu reinigen. Im Renovierungsfall kann ein Holzboden einfach ausgebessert, geschliffen oder durch Beizen bzw. Färben umgestaltet werden. Auch das entsprechende Nach-Pflegen durch einen erneuten Ölauftrag ist ohne großen Aufwand in kurzer Zeit möglich. Holzböden wirken zudem feuchtigkeitsregulierend. Sie nehmen durch die hygroskopischen Eigenschaften des Werkstoffs Holz Luftfeuchtigkeit aus der Umgebungsluft auf und geben diese dann bei einer entsprechend niedrigen Luftfeuchtigkeit wieder an die Umgebung ab.

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Geänderte Heizgewohnheiten

Lange vorbei sind die Zeiten, in denen Bäder kaum, punktuell oder nur zeitweise beheizt wurden. Mittlerweile hat man verstanden, dass ein ausgekühlter Raum weit mehr Energie zum Aufheizen benötigt als einer, der immer auf einem gleichmäßigen Temperaturniveau gehalten wird. So sind die meisten Bäder in unseren Breiten ausgeglichen temperiert. Decken, Wände und Fußböden haben somit ein gleichbleibendes Temperaturniveau. Eine gleichmäßige Oberflächentemperatur verhindert, dass es zu einer Tauwasserbildung kommt. Eine Aussage aus der Bauphysik besagt, dass sich Wasserdampf bei einer Oberflächentemperatur von unter etwa zehn Grad Celsius, in sogenanntes Tauwasser verwandelt. Mit einfachen Worten wiedergegeben, eines der wichtigsten Gesetze der Bauphysik für den Tischler, auch beim Innenausbau. Dringt durch einen solchen Umstand wiederholt Tauwasser in regelmäßigen Abständen und über einen langen Zeitraum in die Fugen und Anschlüsse ein, sind Schäden vorprogrammiert und lassen sich kaum noch abwenden. Diesen Faktor gilt es an den Auftraggeber zu kommunizieren – am besten in Schriftform.

Situationsgebundener Aufbau

Grundsätzlich muss natürlich unterschieden werden, welche Ausbausituation man bei einer Anfrage nach einem Holzboden im Bad vorfindet. Hier muss geklärt werden, wie der Fußboden ausgeführt werden soll. Handelt es sich um ein Bestandsgebäude oder um einen Neubau? Wurde ein Estrich verlegt, oder muss eine Unterkonstruktion montiert werden? Wie ist der Fußbodenaufbau? Muss eine Dämmung verlegt werden? Ist eine Feuchtigkeitssperre erforderlich? Oder muss besonders auf Schallschutz geachtet werden? Dies alles sind Fragen, die man vor dem Beginn der Planung abklären sollte. Weiterhin gilt es Dinge abzusprechen, die die Wandgestaltung beinhalten. Soll im selben Zuge möglicherweise eine Wandvertäfelung montiert werden? Oder handelt es sich um Renovierungsarbeiten, die einzig einen Austausch des Bodenbelags in Betracht ziehen? Genug Gesprächsstoff, um mit dem Bauherren oder den Planern ins Detail zu gehen.

Holzboden verkleben

Sicher nicht unbekannt ist die Möglichkeit, einen Holzboden mittels Verkleben auf einen Estrich zu verlegen. Grundsätzlich geschieht dies auch bei dem Verkleben vom Holzboden im Badezimmer. Natürlich erst, wenn der Untergrund über die vom Parkettkleber geforderten Eigenschaften verfügt. Hier sollte, wenn ein Mehrschichtboden gewünscht ist, ein wasserfest verleimtes Produkt zum Einsatz kommen. Zu achten ist dabei auf die empfohlenen Wandabstände. Das Auftragen einer zusätzlichen Kontaktschicht auf der Materialunterseite ist von Vorteil. So wird die Haftung zwischen dem Boden und dem Estrich verbessert. Zusätzlich zum Verkleben auf dem Untergrund müssen die Fugen zwischen den einzelnen Dielen gegen eindringende Feuchtigkeit abgedichtet werden. Silikon ist hier keine gute Wahl, da dieser Dichtstoff mitunter anstrichzerstörende Eigenschaften hat. Mitunter hält an den Stellen, an denen der Dichtstoff während dem Verlegen austritt, im Nachgang keine Oberflächenbeschichtung mehr. Daher ist unbedingt auf einen silikonfreien Dichtstoff zu achten.

Dielenboden auf einer Unterkonstruktion verlegen

Dies gilt natürlich auch für den Dielenboden, der auf einer Unterkonstruktion verlegt werden soll. Auch bei dieser Verlegeart gilt es, die Fugen zwischen den einzelnen Dielen entsprechend abzudichten. Besonderes Augenmerk liegt hier auf der Unterkonstruktion. Diese sollte möglichst selbsttragend ausgeführt werden. Im besten Fall kann eine Art Unterbau-Rahmen vor Ort montiert und auf der Rohdecke aufgelegt werden. Mittels Distanzklötzen lässt sich der Höhenausgleich samt Hinterlüftung sicherstellen. Auch Unterlage-Pads, wie sie im Terrassenbau verwendet werden, sind für den Höhenausgleich geeignet. Eine weitere Möglichkeit bieten Stelzenlager, die ebenfalls beim Terrassenbau zum Einsatz kommen. Der vorhandene Unterbau entscheidet. Sind sichtbare belastbare Deckenteile, wie Deckenbalken vorhanden, kann man diese als Auflage nutzen. Da man sich bei dieser Vorgehensweise auf die vorhandenen Strukturen einlassen muss, gibt es für diese Art der Verlegung keinen Königsweg. Mit Erfahrungswissen aus der täglichen Arbeit lassen sich Lösungen entwickeln, die man an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen kann.

Decke und Fugen abdichten

Je nachdem, welche Anforderungen vom Bauherrn bzw. vom Planer gestellt werden, ist es ratsam, die Rohdecke bzw. den Rohfußboden entsprechend abzudichten. Abhängig davon, ob das Badezimmer im Keller, Erd- oder Dachgeschoss liegt, unterscheiden sich die Ansprüche an die Abdichtung. Ist es in einem Kellerraum bzw. im Erdgeschoss ohne Unterkellerung die Abdichtung gegen aufsteigende Nässe, so könnte in einem der oberen Geschosse eine Abdichtung gegen austretende Feuchtigkeit gewünscht sein. Um diese entsprechend umzusetzen, können sowohl eine Art diffusionsoffene Dichtbahn oder ein Anstrich zum Einsatz kommen. Niemand kann vorhersehen, wie sich das Nutzerverhalten zukünftig entwickeln wird. Eine Abdichtung bietet zusätzlichen Schutz für die darunterliegenden Bauwerksteile. Dies gilt natürlich auch für die Dehnungs- bzw. Randfugen vom Estrich. Diese gilt es bei einer Verklebung vom Holzboden vor eindringender Feuchtigkeit zu schützen. Auch hier bringt diese Maßnahme zusätzliche Sicherheit. Entsprechende Dichtfolien, Dichtbänder, Anstriche und Klebstoffe sind im Fachhandel erhältlich. Kombiniert man diese Arbeiten in Abstimmung mit den anderen am Objekt beteiligten Gewerken, wie Trockenbauer, Putzer, Fliesenleger und Maler bekommt man Ergebnisse, die haltbar, renovierungsfreudig und dementsprechend langlebig sind.

Arbeitsabläufe strukturieren

Ein ganz wichtiger Faktor für langlebige Ergebnisse in diesem sensiblen Bereich ist die Einhaltung der Arbeitsabläufe. Im ersten Arbeitsschritt wird der Boden unbehandelt verlegt und die Fugen wie beschreiben abgedichtet. Im nächsten Arbeitsschritt wird die Oberfläche entsprechend der Herstellervorgabe geschliffen und die Oberflächenbehandlung ausgeführt. Beachten Sie unbedingt die Vorgaben der Hersteller bezüglich einer Oberflächenbeschichtung in diesem sensiblen Bereich. Sämtliche Trocknungszeiten gilt es einzuhalten. Nach Fertigstellung der Oberflächenbehandlung können die Anschlussfugen abgedichtet und weitere Arbeiten wie Täfelungen oder Randleisten ausgeführt werden.

Fazit

Holzfußböden im Bad sind eine Alternative zu den weitverbreiteten Fliesen-Böden. Arbeiten Sie mit Holzarten, die nicht allzuschnell auf Feuchtigkeit reagieren. Douglasie, Eiche, Nussbaum oder Lärche sind heimische Holzarten, die gut mit Feuchtigkeit zu Rande kommen.
Die Haltbarkeit in diesem sensiblen Bereich ist zu einem Großteil abhängig vom Nutzerverhalten. Diese gilt es entsprechend zu sensibilisieren und zu informieren. Ein weiterer wichtiger Fakt ist die Planung und Ausführung der Arbeiten. Ist hier die Vorgehensweise auf den hohen Anspruch an Planungskompetenz abgestimmt, steht langlebigen Holzfußböden in diesem sensiblen Bereich nichts mehr im Weg. ■