Als Lehrling mit Erasmus+ ins Ausland
Der Einstieg in das Programm ist einfach: Der OeAD unterstützt Betriebe und Lehrlinge direkt und kostenlos – jetzt mitmachen.

Immer mehr Lehrlinge entdecken die Vorteile eines Auslandspraktikums: Die Nachfrage nach Erasmus+ Berufsbildung ist erfreulicherweise steigend, 2025 wurde mit 1.715 genehmigten Erasmus+ Aufenthalten für Lehrlinge (Teilnehmer*innen aus Österreich ins Ausland) ein neuer Höchstwert seit dem Beginn 1995 erreicht – ein Plus von über 35 Prozent gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2024 mit 1.254 genehmigten Auslandsaufenthalten. Damit setzt Erasmus+ Berufsbildung ein starkes Zeichen für eine zukunftsorientierte Lehrlingsausbildung.
Lehrlings-Mobilität erhöhen
Der OeAD (Agentur für Bildung und Internationalisierung) verfolgt gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung (BMB) das Ziel, die Auslandsaufenthalte von Lehrlingen bis 2027 auf 2.000 pro Jahr zu erhöhen. Der 2021 vereinbarte „5-Punkte-Plan zur Erhöhung der Lehrlingsmobilität“ – gemeinsam mit dem BMB, dem Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus (BMWET) und der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) – umfasst die Nutzung höherer Erasmus+ Budgets, die Vernetzungsaktivitäten relevanter Akteure, zielgruppengerechte Kommunikation etc. „Unsere Lehrlinge sind Talente mit internationalem Potenzial. Erasmus+ eröffnet ihnen die Welt und stärkt gleichzeitig den Wirtschaftsstandort Österreich. Bis 2027 wollen wir jährlich 2.000 Lehrlinge auf ihrem Weg ins Ausland begleiten“, betont Bildungsminister Christoph Wiederkehr.
Attraktivere Lehre
Sind Auslandspraktika eine gute Möglichkeit, die Lehre attraktiver zu machen? „Auf jeden Fall“, bestätigt OeAD-Geschäftsführer Jakob Calice. „Im Ausland erwerben die jungen Menschen nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern vor allem auch soziale Fähigkeiten wie Selbstständigkeit, Eigenverantwortung und interkulturelles Verständnis. Diese Kompetenzen sind am Arbeitsmarkt stark gefragt!“ Lehrlingspraktika in internationalen Unternehmen steigern nicht nur die Attraktivität, sondern auch die Qualität der dualen Ausbildung. Für Berufsschulen und Unternehmen stellt das Programm somit eine wertvolle Erweiterung ihres Bildungsangebots dar und schafft zusätzliche Anreize für Jugendliche, sich für eine Lehrausbildung zu entscheiden – eine starke Motivation für den Einstieg in einen Lehrberuf.
Ein Tischler in Spanien

Sebastian Zöttl, er absolvierte eine Lehrausbildung als Tischler und machte ein Berufspraktikum in Spanien, meint: „Es ist toll, ein Land nicht als Tourist, sondern als Mitarbeiter eines Betriebs kennenzulernen! Man lernt Land und Leute ganz anders kennen. Der Austausch in einer anderen Sprache ist manchmal schwierig, aber mit Google-Übersetzer funktioniert das schon.“ Er besucht jetzt die Meisterschule für Tischlereitechnik und Raumgestaltung an der HTBLVA Graz Ortweinschule.
Oliver Szücs ist Speditionskaufmannslehrling beim Hafen Wien und wird diesen Herbst ein Praktikum in Dänemark am Hafen Aalborg machen. „Ich freue mich riesig auf mein Praktikum im Ausland. Für mich ist das eine einmalige Chance, neue Arbeitsweisen kennenzulernen und selbstständiger zu werden. Ich weiß schon jetzt, dass ich mit viel neuem Wissen und Kontakten zurückkommen werde – davon profitiere ich persönlich, und mein Ausbildungsbetrieb Hafen Wien sicher auch.“
Eva Brandt ist derzeit in der Lehre als Gartenbaufacharbeiterin im Botanischen Garten Salzburg. Über ihr Praktikum in Italien sagt sie: „Ich hatte ein zweiwöchiges Praktikum in Italien und es hat mir enorm viel gebracht: Ich habe neue Erfahrungen in der Pflanzenpflege gemacht und bin mit viel Motivation zurückgekehrt. Natürlich profitiere ich jetzt von dem, was ich dort gelernt habe.“
Motivation & Selbstbewusstsein steigern
Die Teilnahme wirkt sich auch auf Unternehmensebene positiv aus: Betriebe berichten von motivierteren und selbstbewussteren Rückkehrerinnen und Rückkehrern. Langfristig profitieren sie von frischem Know-how und einem Imagegewinn als moderner Ausbildungsbetrieb. Erasmus+ unterstützt somit Unternehmen dabei, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und dem Fachkräftemangel proaktiv zu begegnen.
Wie, wo und wann?
Ein Auslandspraktikum kann man in einem geeigneten Unternehmen in allen EU-Ländern, außerdem in Norwegen, Island, Liechtenstein, Nordmazedonien, Serbien oder in der Türkei absolvieren. Seit 2021 sind Auslandsaufenthalte mit Erasmus+ unter bestimmten Voraussetzungen sogar weltweit möglich. Erasmus+ Mobilitäten sind flexibel gestaltbar (10 bis 365 Tage), individuell betreut und europaweit anerkannt.
Der Einstieg in das Programm ist einfach: Der OeAD unterstützt Betriebe und Lehrlinge direkt und kostenlos. Die Reise-, Aufenthalts- und Organisationskosten werden über Erasmus+ gefördert. Geboten werden pauschale Zuschüsse zu Reise- und Aufenthaltskosten – es wurden im Juni 2024 die Fördersätze für Lehrlinge um über 50 Prozent erhöht.
Mittlerorganisationen in mehreren Bundesländern koordinieren vom OeAD genehmigte Erasmus+ Projekte. Sie unterstützen österreichweit Berufsschulen und Unternehmen bei der Organisation und Durchführung von Lernaufenthalten. Sie vermitteln Kontakte, übernehmen die Fördermittelabwicklung und begleiten Auslandsaufenthalte von Lehrlingen, Lehr- und Fachkräften sowie Ausbildner*innen im weltweiten Ausland. Finanziert werden diese Mobilitätsprojekte durch den OeAD aus Erasmus+ Mitteln. (red/oead)