Mit der Neuauflage der Sanierungsoffensive schafft die Bundesregierung Klarheit über Förderhöhen, Zeitrahmen und Antragsbedingungen für den Heizungstausch und die thermische Gebäudesanierung. Die Branche reagiert erleichtert, aber nicht kritiklos – ein Überblick über das neue System.
Die Bundesregierung hat am 3. Oktober 2025 eine umfassend überarbeitete Sanierungsoffensive präsentiert. Im Zentrum stehen zwei Förderinstrumente: Erstens der Kesseltausch – also die Förderung des Wechsels von fossilen Heizsystemen auf klimafreundliche Alternativen – und zweitens der Sanierungsbonus für thermische Sanierungen von Gebäuden. Förderfähig sind Leistungen und Lieferungen ab dem 3. Oktober 2025. Anträge können ab Mitte November über das neue Online-Portal www.sanierungsoffensive.gv.at gestellt werden.
Das sind die Fördersätze
Beim Kesseltausch gelten folgende Fördersätze: Der Umstieg auf Fernwärme wird mit bis zu 6.500 Euro gefördert, der Einbau einer Wärmepumpe mit bis zu 7.500 Euro, der Umstieg auf Biomasseheizungen mit bis zu 8.500 Euro. Zusätzlich gibt es für Solarthermieanlagen einen Bonus von 2.000 Euro. Der Sanierungsbonus richtet sich an thermisch-energetische Maßnahmen wie etwa Fenster- oder Fassadentausch; die genaue Förderhöhe hängt vom Projektumfang ab.
Das Jahresbudget beträgt 360 Millionen Euro und ist bis 2030 gesetzlich fixiert – damit steht ein Gesamtvolumen von 1,8 Milliarden Euro zur Verfügung. Laut Regierung sollen damit jährlich rund 30.000 fossile Heizsysteme ersetzt werden.
Für die Antragstellung sind eine verpflichtende Energieberatung sowie eine Authentifizierung per ID Austria oder Lichtbildausweis vorgesehen. Es gilt das Prinzip „First-Come-First-Serve“: Wer zuerst einreicht, hat höhere Chancen auf eine Förderung.
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Die Neuerungen gegenüber früheren Programmen liegen vor allem in der Senkung der maximalen Fördersätze (vormals bis zu 75 Prozent), in der Einführung fixer Technologiesätze sowie in einem festen Jahresbudget, das mehr Planungssicherheit schaffen soll. Zudem soll ein neuer digitaler Förderprozess über das KPC-Portal „KPC Online“ für mehr Transparenz sorgen.
Das sagt die Branche
Nach Monaten der Unsicherheit – insbesondere durch den plötzlichen Förderstopp Ende 2024 – wird die Neuauflage der Sanierungsoffensive in der Branche grundsätzlich positiv aufgenommen. Gleichzeitig äußern Unternehmen und Verbände differenzierte Bewertungen und Erwartungen an die Umsetzung.
Stiebel Eltron: Förder-Comeback mit Chancen – und Warnung
Der Wärmepumpenhersteller Stiebel Eltron spricht von einem „Comeback“ der Förderung und sieht dadurch wieder Planungssicherheit gegeben. Gleichzeitig warnt das Unternehmen vor künftigen Belastungen für jene Haushalte, die beim Umstieg auf klimafreundliche Systeme zögern. Steigende CO₂-Preise könnten fossile Heizsysteme in eine Kostenfalle führen. Laut Stiebel Eltron lassen sich mit Wärmepumpen pro Haushalt bis zu vier Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen. Das Unternehmen betont auch das Potenzial in der Kombination mit Photovoltaikanlagen.
Ökofen: Förderrechner und Handlungsaufruf
Ökofen, Anbieter von Pelletheizungen, hat direkt nach Bekanntgabe einen Online-Förderrechner veröffentlicht, mit dem Konsument*innen ihre individuelle Förderhöhe berechnen können. Die Botschaft des Unternehmens ist klar: Jetzt rasch handeln. Da das Förderregime ein begrenztes Budget vorsieht, sollten Interessierte noch im Herbst eine Energieberatung einholen und Angebote einholen. Eine technische Änderung betrifft Wärmepumpen: Künftig werden nur noch Geräte mit natürlichem Kältemittel gefördert – eine Folge der EU-Verordnung über fluorierte Treibhausgase.
„Nach langem Warten gibt es nun endlich Klarheit bei den Förderungen für den Heizungstausch. Jetzt geht es darum, die Chance aktiv zu nutzen und sich die Unterstützung zu sichern“.
Ökofen-Geschäftsführer Stefan Ortner
Wolf: Planungssicherheit nach Förderstopp
Martin Kloboucnik, CEO von Wolf Heiz- und Klimatechnik und WKO-Funktionär, begrüßt die mehrjährige gesetzliche Absicherung. Er verweist auf die Verunsicherung, die durch den plötzlichen Förderstopp im Dezember 2024 ausgelöst wurde. Für viele Betriebe sei die jetzt geschaffene Klarheit entscheidend, um wieder planbare Kundenberatung und Projektvorbereitung zu ermöglichen.
Österreichischer Biomasse-Verband: Wermutstropfen und Handlungsbedarf
Der Österreichische Biomasse-Verband lobt die Einführung technologiespezifischer Fixbeträge – etwa 8.500 Euro für Biomasseheizungen und 6.500 Euro für Fernwärmeanschlüsse. Gleichzeitig wird die Reduktion des Gesamtbudgets als Wermutstropfen bezeichnet. Kritisiert wird außerdem, dass ältere erneuerbare Heizsysteme – etwa veraltete Pellets- oder Holzheizungen – nicht förderfähig sind. Die Steiermark bietet hier eine zusätzliche Förderung von 3.000 Euro für den Altanlagentausch an. Der Verband fordert eine Anhebung der Fördermittel, falls sich eine Zielverfehlung beim Heizungstausch abzeichnet.
Der Forschungsverband der österreichischen Baustoffindustrie (FBI) sieht im Sanierungsbonus ein gelungenes Paket. Vorstandsvorsitzender Georg Bursik betont die hohe Wirkung auf Wertschöpfung, Beschäftigung und Gebäudewert. Laut einer Studie im Auftrag von Baumit ergibt sich durch Sanierungsmaßnahmen ein BIP-Zuwachs-Faktor von 3,80 und ein Einkommenszuwachs-Faktor von 1,73 – klare Argumente für die volkswirtschaftliche Sinnhaftigkeit thermischer Sanierung.
Die thermische Sanierung ist eine besonders effiziente Maßnahme, um Energiekosten zu senken und den langfristigen Werterhalt sicherzustellen. Dank der neuen Förderungen ist jetzt der richtige Zeitpunkt, geplante Vorhaben umzusetzen.
Georg Bursik
Endlich Planbarkeit!
Mit der neuen Sanierungsoffensive hat die Bundesregierung die lange erwartete rechtliche und finanzielle Grundlage für den weiteren Ausstieg aus fossilen Heizsystemen geschaffen. Für die Installations- und Wärmetechnikbranche bringt das endlich Planbarkeit und neue Gesprächsbasis für die Beratung von Kund*innen. Auch wenn nicht alle Branchenstimmen jubeln: Die Richtung ist klar. Jetzt gilt es, die Umsetzung aktiv mitzugestalten und die Förderoffensive in Projekte zu überführen.
Die Sanierungsoffensive auf einen Blick
Start: 3. Oktober 2025 (rückwirkend förderfähig)
Anträge ab: Mitte November 2025
Maßnahmen:
Kesseltausch (Wärmepumpe, Biomasse, Fernwärme)
Sanierungsbonus für thermische Gebäudesanierung
Förderhöhen:
Bis zu 8.500 Euro für Biomasse
Bis zu 7.500 Euro für Wärmepumpen
Bis zu 6.500 Euro für Fernwärme
2.000 Euro Solarthermie-Bonus (zusätzlich)
Budget:
360 Millionen Euro jährlich
Gesetzlich fixiert bis 2030
Gesamtvolumen: 1,8 Milliarden Euro
Ziele:
30.000 Heizungsumstellungen jährlich
CO₂-Reduktion von bis zu 270.000 Tonnen pro Jahr
Wichtigste Bedingungen:
Energieberatung vor Antrag
Registrierung über ID Austria oder Lichtbildausweis
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