Fünf Schritte in den Smart-Building-Markt
Alle reden von Digitalisierung, Smart Home und Gebäudeautomation – doch viele Installateurbetriebe bleiben beim „klassischen Geschäft“ stehen. Dabei bietet der Markt enorme Chancen: mehr Umsatz, langfristige Kundenbindungen und eine Positionierung als moderner Technikpartner*in. Mit diesen fünf Schritten gelingt der Markteinstieg.

Intelligente Systeme mit Sensoren, Aktoren und Cloud-Anbindung – Gebäudetechnik bietet heute durch Digitalisierung und Automatisierung unzählige Möglichkeiten. Für Installateur*innen bedeutet dies sowohl Herausforderung als auch Chance. Denn wer die neuen Technologien beherrscht, kann Kund*innen nicht nur modernste Lösungen anbieten, sondern sich auch entscheidende Wettbewerbsvorteile sichern. Der Einstieg ist dabei einfacher, als viele glauben.
1. Weiterbildung statt Stillstand
Die digitale Gebäudetechnik baut auf den klassischen Kompetenzen des Installateurshandwerk auf, verlangt aber zusätzliches Wissen. Dazu gehören Kenntnisse über Kommunikationsprotokolle wie BACnet, KNX oder Modbus, der Umgang mit Cloud-Plattformen und Visualisierungssoftware sowie ein Grundverständnis für IT-Sicherheit. Diese Themen wirken auf den ersten Blick komplex, lassen sich aber mit gezielten Schulungen gut erlernen. Viele Hersteller – etwa im Bereich Heizungs- und Regeltechnik – bieten kompakte Praxisseminare an, in denen genau das vermittelt wird, was im Alltag benötigt wird. Wer heute Zeit in Weiterbildung investiert, macht sich fit für die kommenden Jahre und gewinnt zugleich ein wichtiges Verkaufsargument gegenüber Kund*innen – fundiertes Wissen.
2. Pilotprojekte als Lernfeld
Niemand muss sofort ein komplettes Bürogebäude mit durchgängiger Gebäudeautomation ausstatten. Viel sinnvoller ist es, den Einstieg in kleinerem Maßstab zu wagen. Ein digitaler Stellantrieb, der Durchfluss und Temperatur erfasst, eine smarte Thermostat-Lösung in einem Einfamilienhaus oder die Nachrüstung von App-gesteuerten Heizkörperventilen in einer Schule – all das sind überschaubare Projekte, bei denen Erfahrung gesammelt und die eigenen Abläufe optimiert werden. Der große Vorteil: Fehler oder Unsicherheiten lassen sich in einem kleinen Rahmen beheben, ohne dass gleich ein Großprojekt scheitert. Aus diesen ersten Anwendungen entstehen zudem Referenzen, die sich im Kundengespräch vorzeigen lassen und Vertrauen schaffen.
3. Partnerschaften suchen
Digitale Gebäudetechnik überschreitet die Grenzen einzelner Gewerke. Häufig müssen Installateur*innen mit Elektriker*innen, Planer*innen oder auch IT-Dienstleistern zusammenarbeiten. Anstatt dies als Hindernis zu sehen, sollten Betriebe gezielt Partnerschaften aufbauen. Wer mit einer Elektrofachfirma kooperiert, kann Kunden Komplettlösungen anbieten. Wer die Zusammenarbeit mit Planungsbüros sucht, wird frühzeitig in Projekte eingebunden und kann sein Fachwissen zur Hydraulik oder Regeltechnik einbringen. So entsteht eine Win-Win-Situation: Kund*innen erhalten eine durchdachte Gesamtlösung, und der Installateurbetrieb wird vom reinen Handwerker zum unverzichtbaren Partner im Projekt.
4. Service als neues Geschäftsmodell
Klassische Installationsarbeit endet meist mit der Übergabe der Anlage. Smarte Systeme eröffnen jedoch ein dauerhaftes Geschäft, die Überwachung, Wartung und Optimierung der Anlage. Digitale Stellantriebe und Thermostate liefern beispielsweise fortlaufend Daten, die Installateur*innen nutzen können, um Abweichungen früh zu erkennen oder Effizienzsteigerungen vorzuschlagen. Daraus lassen sich Serviceverträge entwickeln, die nicht nur für Kund*innen attraktiv sind – weil sie Betriebssicherheit und planbare Kosten bieten –, sondern auch für Betriebe, die regelmäßige Einnahmen erzielen. Damit verwandelt sich ein einmaliger Auftrag in ein langfristiges Kundenverhältnis.
5. Chancen im Bestand nutzen
Österreich hat einen hohen Anteil an sanierungsbedürftigen Gebäuden – vom Zinshaus in Wien bis hin zu öffentlichen Einrichtungen in den Bundesländern. Gerade hier liegt enormes Potenzial: Schon durch den Austausch einzelner Komponenten lassen sich spürbare Verbesserungen erzielen. Digitale Thermostate oder intelligente Ventile können Heizkosten senken, den Komfort erhöhen und gleichzeitig Förderprogramme für Sanierungen erschließen. Solche Projekte sind besonders attraktiv, weil sie mit überschaubarem Aufwand realisierbar sind und gleichzeitig sichtbare Ergebnisse liefern. Für Installateur*innen sind sie die ideale Möglichkeit, ohne große Investitionen in den Smart-Building-Markt einzusteigen.
6. Standardisierung als Vorteil
Ein Thema, das oft unterschätzt wird, ist die Bedeutung von Normen und Standards. Mit der ISO EN 52120-1 gibt es heute klare Vorgaben für die Planung, Umsetzung und Bewertung von Gebäudeautomation. Wer sich hier auskennt, kann gegenüber Planer*innen und Bauträgern punkten – denn Standardisierung bedeutet Qualität und Vergleichbarkeit. Auch bei Ausschreibungen ist dieses Wissen ein Vorteil. Betriebe, die sich mit Normen auseinandersetzen, signalisieren Professionalität und zeigen, dass sie auf Augenhöhe mit größeren Projektpartnern agieren können.