Ein Betrieb mit Geschichte
Von Generation zu Generation: Die Bau- und Möbeltischlerei Nowak & Steiner feiert heuer ihr 150jähriges Bestehen. Dem innerstädtischen Standort im siebten Wiener Gemeindebezirk ist man in all diesen Jahren immer treu geblieben.

Eine Tischlerei mitten im dichtbesiedelten Stadtgebiet bringt spezielle Herausforderungen mit sich, welchen sich die Tischlerei Nowak & Steiner mittlerweile seit 150 Jahren sehr erfolgreich stellt. Alles begann 1875, als Johann Nowak die Tischlerei in Wien gründete, Anfang 1907 ging der Betrieb an seinen Neffen Leopold Nowak über. Im Jahr 1930 wurde vom Architekten Leopold-Josef Nowak in der Wiener Hermanngasse – hier ist das Unternehmen heute nach wie vor beheimatet – der erste Filialbetrieb eröffnet, den Rosina Nowak von 1945 bis 1963 alleine fortführte. Walter Steiner übernahm die Stammfirma und wandelte diese gemeinsam mit Schwiegermutter Rosina und seiner Frau Elisabeth in eine Familien-KG um. 1980 entstand daraus die Nowak & Steiner GmbH. Seit dem Jahr 2000 leitet Tischlermeister Markus Steiner nun die Geschäfte in fünfter Generation. Unterstützt wird er dabei von Gattin Ursula und seiner Schwester Nicole, die für die Planung und Durchführung der Gesamtraumgestaltung zuständig ist.
Verantwortung abgeben
Neben Markus Steiner, der 1990 seine Meisterprüfung in Pöchlarn ablegte, sind 17 weitere Mitarbeiter, darunter zwei Lehrlinge, Gesellen und Tischlermeister im Betrieb aktiv: „Wir brauchen gut ausgebildete Mitarbeiter, die Verantwortung übernehmen und bei Bedarf auch zeitnah Entscheidungen treffen können – z. B. vor Ort auf der Baustelle. Es macht keinen Sinn, immer alles nur über die Geschäftsleitung zu spielen“, so Steiner, der ein glühender Verfechter der Lehrlings- und in der Folge der Meisterausbildung ist. Er engagiert sich als Prüfer bei Gesellen- und Meisterprüfungen ebenso wie bei Lehrlingswettbewerben, bei welchen die eigenen Lehrlinge immer wieder schöne Erfolge „einfahren“. Bisher hat der 56-Jährige bereits zwanzig Lehrlinge erfolgreich ausgebildet, von welchen acht nach wie vor im Team dabei sind.
Keine Angst vor dem Ausbilden
„Ich bilde Lehrlinge aus, damit diese bei uns bleiben. Wenn ein Betrieb keine Lehrlinge aufnimmt, wird er nur sehr schwer gute Mitarbeiter finden. Wichtig ist, keine Angst vor dem Ausbilden zu haben. Wenn es allerdings nicht passt, muss man auch den Mut haben, ein Lehrverhältnis frühzeitig aufzulösen“, so Steiner und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Gut auszubilden bedeutet viel Arbeit und kommt vom „Schwierigkeitsgrad“ gleich nach der Kindererziehung. Allerdings zahlt sich die Mühe hier wie dort auf jeden Fall aus.“
Alles aus einer Hand

© Nowak & Steiner
Im Sektor Bautischlerei fertigt und saniert man Eingangstore, Wohnungseingangs- und Innentüren, Trennwände und Fußböden ebenso wie Isolierglasfenster, Wärme- und Schallschutzfenster, Wiener Kastenfenster, Rahmen- und Pfostenstockfenster, Leistenpfostenstockfenster und nach innen oder außen aufgehende Fenster. Auch den Sonnenschutz denkt man bei solchen Projekten mit. Im Bereich Möbel plant und fertigt Nowak & Steiner sowohl Einzelstücke als auch komplette Einrichtungen im Rahmen einer gehobenen Innenausstattung für private und gewerbliche Kunden. „Wir setzten auf mehrere Standbeine und fungieren aufgrund unserer Erfahrungen und Kontakte auf Wunsch auch als Schnittstelle zwischen sämtlichen ausführenden Gewerken. So bieten wir neben den Tischlerarbeiten auch Glaser-, Maler-, Maurer- und Schlosserleistungen aus einer Hand an“, erklärt Steiner.
Eine besondere Expertise hat man sich in der Altbausanierung und Adaptierung alter Bausubstanzen erarbeitet, „in Wien ein durchaus großer Markt“. In diesem Zusammenhang arbeitet man immer wieder mit dem Denkmalamt, der MA19 (Magistratsabteilung für Architektur und Stadtplanung) und namhaften Hausverwaltungen zusammen.
„Man muss sich bewegen“
„Wenn man sich bewegt und auf die Kunden ein- und zugeht, geht alles gut“, antwortet Markus Steiner auf die Frage, ob sich die vielzitierte Baukrise auch in der Auftragslage seines Betriebs niederschlägt. Die Kunden werden also nicht weniger, deren „Betreuung allerdings aufwendiger. Es bedarf oftmals einer Offertüberabeitung, damit Kunden zu einer Entscheidung finden“, berichten Ursula und Markus Steiner. So habe man früher für die Angebotslegung zwei Prozent des Gesamtaufwandes für ein Projekt angesetzt, heuer liege dieser Aufwand schon bei zehn bis fünfzehn Prozent. Diese Verschiebung führt dazu, dass man bei Neukunden – natürlich nach Vorankündigung – eine aufwendige Offertlegung auch in Rechnung stellt. „Wenn wir dann nichts mehr von den Kunden hören wissen wir, dass unsere Einschätzung richtig war. Wird weiterhin Interesse bekundet und kommt es zum Abschluss, ziehen wir diese Kosten selbstverständlich wieder ab.“ Wiewohl vor allem in der Altbausanierung und bei umfangreichen Projekten ein seriöses Angebot nur nach einer Besichtigung der örtlichen Gegebenheiten und der Bausubstanz erfolgen kann.
Arbeiten in der Innenstadt

All diese Projekte entstehen auf 550 Quadratmetern Produktionsfläche im Erdgeschoß des Stammsitzes in der Hermanngasse, die Büroräume befinden sich im ersten Stock, einen zweiten Produktionsstandort hält man in der Burggasse. Maschinell ist man mit einem CNC-Bearbeitungszentrum und allen klassischen Tischlermaschinen ausgestattet. Wenn Bedarf besteht, greifen Steiner und sein Team auf die Zusammenarbeit mit Kollegen und vorgefertigte Komponenten zurück, denn „jeder macht das, was er gut kann und man muss nicht alles alleine stemmen.“ In der Altbausanierung entstehen bei Bedarf auch komplette Kleinserien in der eigenen Werkstatt.
Eine Frage der Logistik
Beim innerstädtischen Arbeiten sind die behördlichen Auflagen die gleichen wie „am Land“, manches ist dennoch anders: So arbeitet man über den Innenhof hinweg, die Maße der Einfahrt erfordern ein genaues Planen, was Zu- und Auslieferung betrifft. Und natürlich geht es auch darum, eine wirtschaftliche, ungestörte Produktionstätigkeit und ein friedliches Miteinander mit Mietern und Nachbarn in Einklang zu bringen. „Wie beim Umgang mit Kunden und Mitarbeitern auch sind hier Kommunikation, ein Aufeinander-Zugehen und gegenseitiges Verständnis die Schlüssel für ein funktionierendes Zusammenleben“, sagt Markus Steiner und freut sich über positive Beispiele: „Wird einmal an einem Wochenende an einem Meisterstück gearbeitet, kündigen wir das vorher an. Dann bringen die Mieter dem jungen Mann schon mal einen Kaffee zur Stärkung – denn sie sind auch stolz auf die Entwicklungen und Leistungen, die bei uns erbracht werden.“
Auch wenn der Platz begrenzt ist – man weiß sich aufgrund der langen Erfahrung zu helfen und plant die Schritte entsprechend: So werden Einrichtungen entweder in Teilen geliefert und vor Ort eingebaut oder die Werkstattnutzung entsprechend eingeteilt: „Ist ein Vormontieren hier bei uns nötig teile ich die Arbeit so ein, dass sie während dieses Zeitraums nicht anderweitig gebraucht wird.“




