Fokus auf Forschung
Metalltechnikerin Simone Spitzer stieg nach dem Studium sofort in den elterlichen Betrieb ein. Heute ist sie Geschäftsführerin und Teilinhaberin von Spitzer Engineering.
„Ein wichtiger Teil in unserem Innovationsprozess ist die hauseigene F&E-Abteilung“, berichtet Simone Spitzer, die sich seit 2016 stark in Forschung engagiert. „Meine Aufgaben sind eher organisatorisch. In meinem Doktorat habe ich mich aber sehr viel mit Membranen beschäftigt und dieses Know-how bringe ich natürlich schon ein, da ich auch Teilinhaberin der Firma bin. Ich engagiere mich mit neuen Ideen und Impulsen und arbeite daran, wie wir uns weiterentwickeln.“
Spitzer Engineering ist ein universeller Engineeringpartner im Industrieanlagen-,Maschinen- und Stahlbau. „Wir verstehen uns als Planungspartner für die Bereiche Industrieanlagenbau, Maschinenbau, Gebäude& Energietechnik, Elektrotechnik und Umwelt& Kulturtechnik.“ In der Forschung liegt der Schwerpunkt derzeit auf dem Umwelttechnikbereich. „Es geht darum, Spurenstoffe wie Mikroplastik und Bakterien aus dem Abwasser zu holen. Wir beschäftigen uns mit den unterschiedlichsten Membranmaterialien, haben den Fokus breit gestreut und ziehen auch Keramik und Buntmetallmembranen in Betracht“, so die 33-jährige. Aktuell läuft ein EU-weites Forschungsprojekt gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur. Es geht darum, wie Abwasser von Industrieanlagen nicht nur aufbereitet, sondern auch noch ein Mehrwert daraus gewonnen werden kann, indem man Energie gewinnt und das Wasser wiederverwertet. „Dazu haben wir uns in den letzten zwei Jahren Pilotanlagen unserer Kooperationspartner in Spanien und in Griechenland angesehen.“ Um die Innovationskraft in Zukunft zu sichern, gibt es enge Forschungskooperationen z. B. mit der TU Wien, der BOKU, der TU Graz, Joanneum Research und der Fraunhofer-Gesellschaft.

Technik-Revival
Interesse für Technik war bei Simone Spitzer bereits als Kind vorhanden, sehr gerne hat sie mit Laubsäge gebastelt. In der Hauptschule wurde diese Begeisterung geringer, für die Oberstufe im Gymnasium entschied sie sich daher für den künstlerischen Zweig. „Ich hatte aber das Glück, in den naturwissenschaftlichen Fächern Physik und Chemie sehr gute Lehrer zu haben, die mich wieder für diese Thematik begeisterten. Ich dachte auch, dass ich in einer HTL besser aufgehoben gewesen wäre.“ Spitzer schloss das Gymnasium aber ab und studierte in der Folge Biotechnologie an der FH Wr. Neustadt, erhielt den Doktor in Verfahrenstechnik, ebenso den Master in Biotechnische Verfahren. Während des Doktoratsstudiums überlegte sie kurzzeitig, das Studium abzubrechen, da die Frage der Unternehmensnachfolge des Familienbetriebs im Raum stand. „Ich habe das Studium aber beendet, ein Doktor der Technik ist etwas anderes als nur ein Master in Biotechnologie.“ 2020 hat sie dann die Geschäftsführung Forschung & Entwicklung übernommen. Simone Spitzer hat zwei Schwestern. „Meine älteste hat sich mit ihrem Mann anderweitig selbständig gemacht, meine zweite Schwester ist bei uns im Betrieb im Controlling tätig.“ Viele Frauen haben sich bei Spitzer Engineering für den technischen Bereich entschieden, der Anteil liegt bei 25 Prozent. „Wir haben sehr viele weibliche Lehrlinge, die wir im Betrieb halten. Dadurch steigt der Anteil an Technikerinnen, technischen Zeichnerinnen und Konstrukteurinnen stark.“
Zeit entscheidet
Auch im Privaten würde sie sich gern mit mehr Handwerk und Technik beschäftigen, aber es fehlt vielfach die Zeit. Daher fällt die Entscheidung auf japanische Rätsel, sogenannte Nonogramme. „Diese mache ich sehr gerne, nebenbei höre ich Podcasts.“ Entspannung findet sie beim Lesen, v.a. von Fantasyromanen und Krimis – aktuell begeistert Kommissar Dupin – ebenso beim Wandern in der freien Natur und beim Radfahren. (gw)




