Skulpturale Präzision in Glas
Mit dem „Haus zum Falken“ ist am Zürcher Bahnhof Stadelhofen ein neues architektonisches Statement entstanden. Das Projekt nicht nur in seiner Formensprache Maßstäbe, sondern auch in der technischen Umsetzung seiner Fassadenstruktur. Eine zentrale Rolle spielt dabei die komplexe Glas-Metall-Fassade.
Die Gebäudekubatur greift die städtebaulichen Kanten auf und schließt eine markante Lücke im Stadtgefüge. Zugleich erweitert das zurückversetzte Erdgeschossniveau den öffentlichen Raum und schafft eine neue, großzügige Fußgängerebene. Die vom international renommierten Architekten Santiago Calatrava entworfene Fassade lehnt sich in ihrer rhythmisch-organischen Gliederung an seine aktuellen Kunstobjekte an – ein skulpturales Spiel aus Linien, Licht und Transparenz.
Präzision im Fassadenbau
Die Realisierung dieser komplexen Geometrie erfolgte durch eine gerüstlose Montage der Elementfassade – ein Verfahren, das ein hohes Maß an logistischer, technischer und sicherheitstechnischer Koordination verlangte. Eingesetzt wurde ein Materialmix aus pulverbeschichteten Aluminiumprofilen und doppelt bis vierfach siebbedruckten Gläsern, die als individuelle Unikate gefertigt wurden. Hierbei wurde der deckungsgleiche Siebdruck (Punkte- oder Lochblech-Dekor) auf der Außenseite der Isolierglaseinheit aufgebracht. Die Fassadenelemente wurden so konstruiert, dass sie bauwerksbedingte Bewegungen aufnehmen können, ohne sichtbare konstruktive Kompromisse. Der Wärmedurchgangskoeffizient der Fassade von 0,82 W/m²K unterstreicht den hohen energetischen Anspruch.
Glasgestaltung mit Funktion
Für die 1.800 Quadratmeter große Glasfassade lieferte BGT Bischoff Glastechnik individuell abgestimmte Dreifach-Isolierverglasungen – insgesamt rund 1.680 Unikatgläser mit doppel- bis vierfach Siebdruck. Die technische Veredelung erfolgte im Colorprint-Verfahren. Verarbeitet wurden „Silverstar Combi Neutral 51/26“ Beschichtungen, die hohen Sonnenschutz mit effizienter Wärmedämmung kombinieren und durch eine neutrale Reflexion überzeugen. Ergänzend kam „Silverstar EN2plus T“ als zusätzliche Wärmedämm-Schicht zum Einsatz. In der Dreifach-Isolierverglasung werden Ug-Werte von bis zu 0,5 W/(m²K) erreicht, bei gleichzeitig hoher Lichttransmission.


Unikate mit technischem Feinschliff
In den Gebäudebereichen mit höchsten Sicherheitsanforderungen kam das Verbundsicherheitsglas „Swisslamex VSG“ zum Einsatz. Zusätzlich erhielt die Rückseite der äußeren VSG-Scheiben einen umlaufenden Randsiebdruck, der das Erscheinungsbild optimiert und den Isolierglasrandverbund verdeckt. Diese Gestaltung erforderte es, alle Gläser als Unikate mit „Silverstar Combi Neutral 51/26“ zu beschichten. Der Rand-Siebdruck konnte nicht direkt auf die Beschichtung aufgebracht werden, sondern musste darunter liegen. Daraus ergab sich der Fertigungsprozess: zunächst Randsiebdruck, dann Vorspannen der Scheiben und schließlich die finale Beschichtung.

Ästhetik trifft Technik
Die Gläser wurden nicht nur funktional, sondern auch visuell fein aufeinander abgestimmt. Die doppelte Siebdrucktechnik auf der Außenseite erzeugt subtile Tiefeneffekte und betont die plastische Wirkung der Fassade bei wechselndem Licht. Farbe und Struktur der Glasflächen fügen sich harmonisch in das Stadtbild ein, ohne auf gestalterische Wirkung zu verzichten.
(bt)





