Fenster / Dachfenster

ADA House: Gelebte Tageslichtarchitektur

Das „ADA House“ nördlich von Kopenhagen (DK) zeigt, wie Lichtführung Wohnen, Arbeiten und Kunst verbindet. Architektur wird zur Bühne für Tageszeiten.

Marcus Vagnby und Karina Mencke, die schon während des Studiums ihr Designbüro mencke&vagnby gründeten, entwarfen ihr eigenes Haus während einer siebenwöchigen Wohnmobil-Reise durch Neuseeland. Was romantisch klingt, war jedoch eher aus der Not geboren. Denn kurz vor Aufbruch ans andere Ende der Welt hatten sich die örtlichen Bauvorschriften geändert. Ursprünglich für zweistöckige Gebäude vorgesehen, wurde das für den Neubau vorgesehene Gebiet nun so umgewidmet, dass nur noch einstöckige Gebäude erlaubt waren. So mussten sie das eigentlich mit zwei Etagen geplante Haus daher komplett neu entwerfen. Das bot aber auch die Chance, den gesamten Entwurf kreativ zu überdenken. Mit Erfolg, denn die Hanglage und Besonderheiten des Grundstücks, wie den vielfältigen Baumbestand, berücksichtigten sie beim neuen Entwurf viel stärker. „Trotz der Herausforderungen haben wir tatsächlich Vorteile gewonnen, indem wir abwechslungsreiche Ausblicke und unterschiedliche Raumerlebnisse geschaffen haben, auch wenn dies bedeutete, dass wir mehr Grundfläche nutzen mussten“, erklärt Marcus Vagnby, Architekt und Hausbesitzer.

Das u-förmige Haus basiert konzeptionell auf einem geschwungenen Dach, das sich dem Gefälle der Landschaft anpasst und einen geschützten Gartenbereich schafft. © Velux / Adam Mørk
Das u-förmige Haus basiert konzeptionell auf einem geschwungenen Dach, das sich dem Gefälle der Landschaft anpasst und einen geschützten Gartenbereich schafft. © Velux / Adam Mørk

U-Form und Oberlichter sorgen für viel Tageslicht

Das U-förmige Haus basiert konzeptionell auf einem geschwungenen Dach, das sich dem Gefälle der Landschaft anpasst und einen geschützten Gartenbereich schafft. „Der Hauptgrund für diese Form war der weitreichende Blick nach Westen über den Wald und die Lage auf einer Anhöhe, die zwar eine Herausforderung darstellte, aber auch die Möglichkeit bot, unterschiedliche Räume und Ausblicke zu schaffen“, erläutert Künstlerin und Hausbesitzerin Karina Mencke. Das Haus wächst quasi aus dem Gelände heraus und lässt durch die U-Form des Grundrisses die Sonne im Verlauf des Tages in weite Teile des Gebäudes einfallen. Durch die zusätzlich in die Dachfläche integrierten Oberlichter sind in nahezu jedem Raum des Hauses die Tageszeiten unmittelbar erlebbar. Ähnlich wie bei einer Sonnenuhr ist es anhand des über den Tag hinweg unterschiedlichen Lichteinfalls möglich, die Tageszeit zu bestimmen.
Der abgestufte Grundriss verbindet die Innenräume behutsam mit dem abfallenden Gelände. Die Innenräume stehen sowohl mit dem teilweise vom Haus umschlossenen Garten als auch mit den gepflegten Außenbereichen rund um das Gebäude in Verbindung. Die Öffnungen nach außen und die Nutzung des Tageslichts sind großzügig gestaltet.

Tageslicht als zentraler Faktor in der Raumplanung

Einfallendes Tageslicht von oben lässt ein faszinierendes Spiel aus Licht und Schatten entstehen, das die ausgestellten Kunstobjekte im Flur stimmungsvoll inszeniert. © Velux / Adam Mørk
Einfallendes Tageslicht von oben lässt ein faszinierendes Spiel aus Licht und Schatten entstehen, das die ausgestellten Kunstobjekte im Flur stimmungsvoll inszeniert. © Velux / Adam Mørk

Der Eingang liegt im Nordwesten. Von dort wird das Haus über einen als Galerie gestalteten Flur erschlossen, der nicht nur Zugang zu den unterschiedlichen Bereichen bietet, sondern auch dank der großen Fenster und Oberlichter im geschwungenen Dach die Kunstobjekte mit einem rhythmischen Lichtspiel besonders in Szene setzt. Die zwei Kinderzimmer und das Schlafzimmer sind nach Nordosten ausgerichtet, um das ganze Jahr über sanftes, angenehmes Licht einzufangen. Alle drei sind mit bodentiefen Fenstern ausgestattet, welche die Grenzen zwischen Innenraum und bewaldetem Außenbereich verschmelzen lassen. Um den Kindern genug Licht zum Spielen oder Lernen in ihren Zimmern zu bieten, wurden hier zusätzlich Flachdach-Fenster in das Dach integriert. Verdunkelungs-Rollos von Velux an den Oberlichtern und Vorhänge vor den Fassadenfenstern ermöglichen in den kürzeren Sommernächten das komplette Abdunkeln für einen erholsamen Schlaf. Das Paar entschied sich dafür, in den Kinderzimmern jeweils in einem Teil des Raums eine zweite Ebene für die Schlafbereiche einzuziehen. Unter dieser bieten begehbare Kleiderschränke reichlich Stauraum. Zwischen Kinderzimmern und Schlafzimmer liegt das Familienbad, das mit einem besonderen Highlight aufwartet. Ein Flachdach-Fenster über der Dusche sorgt morgens für schönes Sonnenlicht und nachts für einen Blick in die Sterne. Geht man nach Einbruch der Dunkelheit am Badezimmer vorbei, kann man sogar das Mondlicht von oben hereinscheinen sehen.

Tageslicht bis in den Keller

Der Flur mündet im großzügig angelegten Koch- und Essbereich, an den sich auf der einen Seite das Wohnzimmer anschließt, auf der anderen das Homeoffice. Dem Paar war es wichtig, dass der Arbeitsbereich nahe des Hauptwohnbereichs und der Küche liegt, aber dennoch separat genug, um eine sanfte Trennung zwischen dem beruflichen und dem privaten Leben des Paares herzustellen. Eine Treppe führt von dort nach oben auf das Dach, das später noch begrünt werden und eine Dachterrasse erhalten soll. Über die zweite Treppe wird der Keller erschlossen, in dem sich das Atelier befindet. Ein Velux Flachdach-Fenster im Homeoffice sorgt für viel Tageslicht im Arbeitsbereich und schafft damit eine helle und inspirierende Umgebung für kreative Projekte. Über die Treppen und Lichtschächte fällt das Licht sogar bis in den Keller, so dass auch dort tagsüber kein Kunstlicht für das Arbeiten im dort untergebrachten Atelier benötigt wird.

Das Flachdach-Fenster über der Schlafempore im Kinderzimmer sorgt für reichlich Tageslicht und ermöglicht das Einschlafen mit Blick in den Sternenhimmel. © Velux / Adam Mørk
Das Flachdach-Fenster über der Schlafempore im Kinderzimmer sorgt für reichlich Tageslicht und ermöglicht das Einschlafen mit Blick in den Sternenhimmel. © Velux / Adam Mørk

Zusammenspiel von Material, Farbe und Form

Karinas Erfahrung als Bildhauerin prägt ihre Herangehensweise an Raum und Material, wobei sich der künstlerische Ansatz in den Formen, Farben und dem gesamten ästhetischen Konzept des Innen- und Außenbereichs des Hauses widerspiegelt. Sorgfältig ausgewählte Farben, wie beispielsweise das dunkelrote Regal im Esszimmer, das farblich auf die Buche vor dem Fenster abgestimmt ist, und Räume, die sich im Laufe des Tages und des Jahres mit dem Licht verändern, sind weitere Aspekte, in denen sich der künstlerische Geist in der Gestaltung des Hauses widerspiegelt. Es weist zudem viele runde Details auf, um die sich das Sonnenlicht fließend bewegen kann und so deren Materialität hervorhebt.
Mit dem ADA House hat das Designer-Paar bewiesen, dass sich Wohnen und Arbeiten unter einem Dach harmonisch und mit hohem Anspruch an Gestaltung realisieren lassen. Durch große Fensterflächen in der Fassade und zusätzliche Oberlichter in der Dachfläche sorgt Tageslicht nicht nur für helle Räume, sondern inszeniert diese und die ausgestellten Kunstobjekte mit dem Spiel von Licht und Schatten immer wieder neu.

Wer mehr über die Arbeiten von Karina Mencke und Marcus Vagnby erfahren will, findet hier weitere Informationen.
(bt)

Durch die beiden Flügel des ADA House entsteht ein geschützter Gartenbereich mit Terrasse. Die Form des Grundrisses lässt die Sonne im Verlauf des Tages in weite Teile des Gebäudes einfallen und macht so die Tageszeiten erlebbar. © Velux / Adam Mørk
Durch die beiden Flügel des ADA House entsteht ein geschützter Gartenbereich mit Terrasse. Die Form des Grundrisses lässt die Sonne im Verlauf des Tages in weite Teile des Gebäudes einfallen und macht so die Tageszeiten erlebbar. © Velux / Adam Mørk