Umfrage: Bürokratie ist Zeitfresser Nummer Eins
Unsere aktuelle Umfrage unter Österreichs Malerbetrieben zeigt: Die Bürokratie bremst den Arbeitsalltag erheblich. Fast alle Befragten verbringen ein Drittel oder mehr ihrer Arbeitszeit mit Verwaltungsaufgaben. Digitale Tools könnten helfen – doch der Frust über die Untätigkeit der Politik sitzt tief.
Bis zu 40 Prozent der Arbeitszeit fließen in Bürokratie: Das sagen zwei Drittel der befragten Malerbetriebe in unserer aktuellen Umfrage. Dabei geht es um Tätigkeiten wie Dokumentation, Anträge, Ausschreibungen oder Berichtspflichten – Aufgaben, die vom eigentlichen Handwerk abhalten, aber zwingend erledigt werden müssen. Nur ein Sechstel gibt an, mit weniger als 20 Prozent ihrer Arbeitszeit für solche Tätigkeiten auszukommen. Kein einziger Betrieb meldet eine Belastung unter zehn oder über fünfzig Prozent – die Bürokratie bewegt sich für die meisten also in einem beunruhigend konstanten Korridor zwischen Pflicht und Produktivitätsverlust.
Besonders alarmierend: Zwei Drittel der Betriebe empfinden dieses Verhältnis zur tatsächlichen Arbeit als unverhältnismäßig. Der Frust ist greifbar – und er hat handfeste betriebswirtschaftliche Folgen.
Digitalisierung: Hoffnung oder Ausrede?
Ein Drittel der befragten Malerbetriebe nutzt bereits digitale Tools, um den Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Genauso viele Betriebe haben die Einführung digitaler Hilfsmittel zumindest geplant. Der Wille zur Veränderung ist also grundsätzlich vorhanden.Doch genauso groß ist die Gruppe jener, die keine Notwendigkeit für digitale Unterstützung sieht. Diese Zurückhaltung kann viele Gründe haben: fehlende Zeit, mangelnde Information, Unsicherheit bei der Auswahl passender Lösungen – oder auch schlechte Erfahrungen mit schlecht durchdachten Systemen.
Unsere Umfrage zeigt damit auch: Der digitale Wandel findet in den Betrieben nur langsam statt – nicht unbedingt aus Widerstand, sondern aus praktischen Gründen. Viele Betriebe fühlen sich allein gelassen, wenn es darum geht, den passenden Weg zur digitalen Entlastung zu finden.
„Es bewegt sich nichts“
Ein besonders deutliches Ergebnis liefert die Frage nach politischen und standesvertretenden Initiativen zur Bürokratie-Reduktion. Die Antwort ist eindeutig: Es bewegt sich nichts – oder zumindest nichts, das in den Betrieben ankommt
„Es wird immer nur davon gesprochen“, schreiben mehrere Teilnehmer*innen. Der Ton ist enttäuscht, teils sarkastisch: „Nein, und der E-Mail-Verkehr ist erschreckend“, heißt es an einer Stelle. Eine andere Stimme bringt es auf den Punkt: „Alleine die WKO redet seit Jahren vom gleichen Thema und es ändert sich gefühlt nichts.“
Diese Aussagen sind symptomatisch für die Stimmung in der Branche: Die Betriebe fühlen sich mit dem Problem Bürokratie weitgehend allein gelassen. Die Kluft zwischen politischer Kommunikation und betrieblicher Realität ist tief – und sie wird größer, je länger sichtbare Erleichterungen ausbleiben.
Wo bleibt die Entlastung?
Dass sich etwas ändern muss, ist offensichtlich. Doch wie? Unsere Umfrage legt nahe, dass digitale Tools eine Rolle spielen könnten – wenn sie einfach, zugänglich und sinnvoll integriert sind. Derzeit fehlt es aber an konkreter Unterstützung: Es braucht niedrigschwellige Förderungen, zentrale Informationen, verständliche Vergleichsmöglichkeiten und persönliche Beratung.
Gleichzeitig ist der Gesetzgeber gefordert, strukturell zu entlasten – mit einfachen, klaren Regelungen, weniger Doppelgleisigkeiten und mehr Vertrauen in die Betriebe.
Andere Länder machen es vor: In Estland etwa laufen nahezu alle Behördenwege digital ab – effizient, benutzerfreundlich und sicher. Österreich hat hier noch großen Aufholbedarf, vor allem bei Schnittstellen, Stabilität und Serviceorientierung.