Fassade

Neues Klanghaus hinter keramischer Fassade

Mit dem Neubau der Landesmusikschule Untere Schranne in Ebbs (Tirol), einem Gemeinschaftsprojekt von sechs Gemeinden, ist ein kultureller und architektonischer Akzent im ländlichen Raum entstanden, der die Bedeutung hochwertiger Bildungs- und Kulturinfrastruktur abseits urbaner Zentren unterstreicht.

Das Innsbrucker Architekturbüro Unverblümt (DI Erich Strolz, DI Ferdinand Reiter) gewann den geladenen Wettbewerb für das Projekt, das sich durch präzise Setzung im Ortsgefüge, funktionale Klarheit und eine außergewöhnliche Fassadengestaltung auszeichnet. Das Gebäude beherbergt auf rund 1.750 m² Nutzfläche 18 Proberäume, einen Tanz- und Chorsaal sowie einen 240 m² großen Konzertsaal für bis zu 200 Besucher – das akustische Herzstück des Hauses.

Architektur im Dialog

Der quadratische Grundriss erlaubt kurze Wege und klare Orientierung, während gezielt gesetzte Öffnungen spannende Blickbeziehungen zwischen Innen- und Außenraum schaffen. Die Architekten nutzten Sichtbeton und Holz im Wechselspiel: Sichtbetonflächen verleihen dem Bau eine ruhige, tektonische Präsenz, während warme Holzakzente und sorgfältig geneigte Wandflächen gezielt auf die akustischen Erfordernisse reagieren. Besonders die markante Holzkuppel im zentralen Treppenhaus fungiert als identitätsstiftendes Element.

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Hinterlüftete Keramikhülle

Die neue Landesmusikschule Ebbs gewinnt ihre markante Erscheinung durch eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade aus glasierten Keramikelementen. Aus 56 Tonnen gebranntem Terracotta, gegliedert in 3.400 Elementen, fügt sich eine Fläche von rund 1.200 m2 zu einer Außenhülle, die dem Baukörper einen unverwechselbaren Charakter verleiht.
Die keramischen Oberflächen interagieren in besonderer Weise mit den jeweils unterschiedlichen Lichtstimmungen. Je nach Tages- und Jahreszeit changiert das Erscheinungsbild der Landesmusikschule zwischen leicht unterschiedlichen Farbnuancen und verleiht dem Gebäude eine lebendige, atmosphärische Tiefe. Die hinterlüftete Konstruktion erfüllt dabei nicht nur funktionale Anforderungen an Feuchteschutz, Wärmeregulierung und Langlebigkeit, sondern wirkt zugleich als technische Grundlage für die gestalterische Kohärenz.
Für die Umsetzung wurde die Alois Perwein GmbH aus Altenmarkt im Pongau beauftragt. Neben der Montage der keramischen Elemente fertigte das Unternehmen sämtliche Fensterrahmungen und -bänke präzise vor, sodass auf der Baustelle kein Nachschneiden oder Nachjustieren erforderlich war.

Eine besondere planerische und handwerkliche Herausforde-rung lag in der exakten Abstim-mung der horizontal versprin-genden Fensterachsen über drei Geschosse und eine Gebäudelänge von 42 Metern. © architekturstil.ch, Dominic Müller
Eine besondere planerische und handwerkliche Herausforde-rung lag in der exakten Abstim-mung der horizontal versprin-genden Fensterachsen über drei Geschosse und eine Gebäudelänge von 42 Metern. © architekturstil.ch, Dominic Müller

Exakte Abstimmung

Eine besondere planerische und handwerkliche Herausforderung lag in der exakten Abstimmung der horizontal verspringenden Fensterachsen über drei Geschosse und eine Gebäudelänge von 42 Metern. Dadurch konnte sichergestellt werden, dass auch im Übergang zur geneigten Terracotta-Dachfläche ein durchgehendes, stimmiges Fassadenbild entsteht.
Zur Fassadenvermessung arbeitete die Alois Perwein GmbH mit dem Vermesser Trigonos ZT GmbH zusammen. Ziel war es, die Ebenheit der Rohbaufassade zu analysieren und die exakte Achsabsteckung für die Aufhängung der Elemente sicherzustellen.
Mittels hochpräziser 3D-Laserscanaufnahme wurde die gesamte Fassadenfläche erfasst und daraus eine vollständige Punktwolke generiert. Diese diente als Basis für eine detaillierte Ebenheitsanalyse. So ließen sich mögliche Abweichungen frühzeitig erkennen und gezielt in die Planung integrieren. Zusätzlich wurden aus den Scandaten digitale Grundrisse und Fassadenansichten abgeleitet. Die anschließende Achsabsteckung vor Ort erfolgte mit höchster Präzision und stellte eine verlässliche Grundlage für die reibungslose Montage der Fassade dar.
Dieses Projekt hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass eine Integration von Vermessungstechnologien in die Fassadenplanung zur Optimierung von Bauprozessen vor Ort und zur Erhöhung der Planungssicherheit und damit auch zu nachhaltigen Qualitätssicherung beiträgt.
(bt)