Tonnenschweres Glasdach: jeder Millimeter zählt
Das Historische Museum der Pfalz in Speyer zählt zu den bedeutendsten Ausstellungshäusern Deutschlands. Die Nutzung des Innenhofes war in den vergangenen Jahren durch Undichtigkeiten des vorhandenen Glasdaches beeinträchtigt. Ein neuer stützenfreier Glasbau schafft Abhilfe. Dessen Montage erforderte allerdings höchste Präzision.
Mit mehreren hunderttausend Exponaten, hochkarätigen Sonderausstellungen und einem breit gefächerten Rahmenprogramm begeistert das Historische Museum der Pfalz im detuschen Speyer ein vielfältiges Publikum. Der denkmalgeschützte Museumsbau von 1910, entworfen von Gabriel von Seidl, prägt als vierflügeliger Sandsteinbau das Stadtbild und bildet gemeinsam mit dem nahegelegenen Dom ein kulturelles Zentrum von überregionaler Strahlkraft. In den vergangenen Jahren war der Veranstaltungsbetrieb im Innenhof jedoch eingeschränkt – das alte Glasdach war undicht.
Seit 2024 ist der Bereich dank effektivem Sonnenschutzglas nun wieder uneingeschränkt nutzbar. „Maßgebend für die Art der Überdachung war die stützenfreie Nutzbarkeit des Innenhofes unter besonderer Berücksichtigung der Belange der historischen Bausubstanz und des Denkmalschutzes“, beschreibt Architekt Thomas Langendorf die Entwurfsidee.
Multifunktionale Verglasung
Zum Einsatz kam „Solarlux A61“ mit einem Wärmedurchgangskoeffizienten (Ug) von 1,0 W/m²K – ein leistungsfähiges Glasdachsystem, das energetische Effizienz mit gestalterischem Anspruch vereint. Die äußere Scheibe besteht aus 8 mm starkem ESG-HST-Sicherheitsglas. Für den Isolar-Partner sei wichtig gewesen, eine Lösung zu finden, die sowohl funktional als auch gestalterisch auf das historische Umfeld Rücksicht nimmt: „Mit dem A61 konnten wir ein modernes System einsetzen, das sich zugleich harmonisch in den Bestand einfügt.“

Auch energetisch erfüllt das neue Glasdach höchste Anforderungen. Das verwendete Sonnenschutzglas mit der speziellen Beschichtung reflektiert Strahlungswärme: „Diese Schicht wirkt wie ein Spiegel“, erklärt Langendorf. „Dadurch fühlt sich die Temperatur unter dem Dach deutlich höher an, als sie tatsächlich ist – ein spürbarer Komfortgewinn, der gleichzeitig Heizenergie spart.“ Im Sommer wiederum übernimmt das Dach die Hauptrolle bei der Vermeidung von Überhitzung. Das aufwändig bedruckte Raster im Glas sorgt für effektiven Sonnenschutz – ganz ohne bewegliche Elemente. „So können wir auf wartungsintensive Verschattungsanlagen verzichten und dennoch ein angenehmes Raumklima gewährleisten“.
Millimeterarbeit über den Dächern von Speyer
Die bauliche Umsetzung war nicht minder anspruchsvoll. Die Überdachung erhebt sich auf eine Höhe von bis zu 17 Metern – insbesondere im mittleren Bereich mit der Tonnendach-Geometrie eine echte Herausforderung. „Die Arbeiten in dieser Höhe erforderten äußerste Präzision, speziell in den tonnenförmigen Dachpartien, wo jeder Millimeter zählt“. Kompliziert wurde das Vorhaben zusätzlich durch eine Stahl-Primärkonstruktion, die außerhalb der vorgesehenen Toleranz lag. Erst durch die Entwicklung und Montage einer exakt abgestimmten sekundären Unterkonstruktion konnte die Glasstruktur fachgerecht aufgenommen und dauerhaft abgedichtet werden. „Ohne diesen Zwischenschritt wäre die Dichtigkeit des Systems langfristig nicht gewährleistet gewesen“, so der Geschäftsführer. „Das erforderte nicht nur technisches Know-how, sondern auch eine enge Abstimmung mit allen Projektbeteiligten.“

Zeitgemäßes Design für ein historisches Erbe
Das neue Glasdach am Historischen Museum der Pfalz in Speyer markiert nicht nur einen baulichen Fortschritt, sondern auch ein architektonisches Statement. Es bildet eine sensibel abgestimmte Verbindung zwischen historischer Substanz und zeitgemäßer Technik. „Das Design des Daches ist weit mehr als eine Hülle – es vermittelt zwischen Vergangenheit und Gegenwart und zeigt, dass ein geschichtsträchtiges Haus wie dieses sich weiterentwickeln kann, ohne seine Identität zu verlieren“.
(bt)





