Klare Worte

Kein Durchblick bei Förderungen: Werden wir ausgebremst?

03.10.2025

In Sachen Förderungen herrscht in Österreich derzeit starke Verunsicherung. Die daraus resultierende fehlende Planbarkeit hat allerdings starke Konsequenzen. Ein Interview mit Susanne Formanek, Vorstand und kaufmännische Projektleiterin von renowave.at.

Die aktuellen Einschnitte bei der Sanierungsoffensive und die geplante Verringerung der Förderintensität verdeutlichen den Mangel an verlässlichen Rahmenbedingungen. Geht es nach renowave.at, so sind vier Prinzipien unbedingt einzuhalten: Kontinuität und Planbarkeit, eine bessere Abstimmung von Bund und Ländern, ein Auge auf die Marktwirkung und eine Verzahnung mit rechtlichen Reformen.

COLOR: Wo konkret erleidet die Sanierungs- und Renovierungsbranche hier den größten Schaden?

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DI Susanne Formanek, Vorstand und kaufmännische Projektleiterin von renowave.at © Niko Formanek
DI Susanne Formanek, Vorstand und kaufmännische Projektleiterin von renowave.at
© Niko Formanek

Susanne Formanek: Der größte Schaden entsteht durch fehlende Planungssicherheit infolge kurzfristiger Förderkürzungen und Stopps. Sanierungen brauchen lange Vorlaufzeiten – wenn Anreize plötzlich wegbrechen, werden Projekte gestoppt, Investitionen verhindert und das Vertrauen der Branche erschüttert. Ohne stabile Rahmenbedingungen verliert die Sanierungs- und Renovierungsbranche Dynamik, wirtschaftliche Kalkulationsgrundlagen und Innovationskraft.

Welche sind dabei die größten Dreh- und Angelpunkte?

Für wirksame Sanierungen braucht es stabile, planbare Förderungen, eine bessere Abstimmung zwischen Bund und Ländern, marktgerechte Instrumente zur Kostensenkung sowie eine enge Verzahnung mit rechtlichen Reformen. Nur wenn diese Faktoren zusammenspielen, lassen sich Investitionen mobilisieren, Innovationen vorantreiben und Klimaziele im Gebäudebestand erreichen.

Renowave.at sagt, wichtige Projekte werden ausgebremst. Welche sind das zum Beispiel?

Ausgebremst werden vor allem groß angelegte Sanierungsvorhaben mit langen Vorlaufzeiten: thermisch-energetische Gebäudesanierungen, umfassende Top-Sanierungen in Mehrparteienhäusern sowie Demonstrationsgebäude und -quartiere. Gerade diese Projekte gelten als wichtige Pilot- und Vorzeigebeispiele für klimaneutrales Sanieren und brauchen verlässliche Förderrahmen.

Sind die Klimaziele für Österreich überhaupt noch zu erreichen, wenn diese Projekte ins Stottern geraten?

Wenn zentrale Sanierungsprojekte ins Stocken geraten, wird das Erreichen der Klimaziele im Gebäudesektor deutlich erschwert. Da der Gebäudebestand der größte Hebel für Energieeinsparung und CO₂-Reduktion ist, führen Verzögerungen bei Sanierungen zu längeren Amortisationszeiten, geringeren Investitionen und steigenden Emissionen. Ohne stabile Förderrahmen rückt die Wärmewende – und damit das österreichische Klimaziel – in weite Ferne.

„Sanierung muss für alle leistbar und verlässlich sein. Sie steigert Wohnkomfort, senkt Energiekosten und trägt entscheidend zum Klimaschutz bei. Mit stabilen Rahmenbedingungen gewinnen Haushalte, Unternehmen und die Gesellschaft gleichermaßen – und die Wärmewende kann erfolgreich umgesetzt werden.“

Susanne Formanek

Wo und wie würden Sie ansetzen, damit all das doch noch einen vernünftigen Rahmen bekäme?

Ansatzpunkte sind ein stabiler, mehrjähriger Förderrahmen, der Planungssicherheit schafft, eine enge Abstimmung zwischen Bund und Ländern, marktgerechte Instrumente zur Kostensenkung sowie begleitende rechtliche Reformen. So entsteht Vertrauen und Dynamik für die Wärmewende.

Was würden Sie sowohl den Unternehmen, die sanieren, als auch der sanierungswilligen Klientel raten, in der derzeitigen ungewissen Situation zu tun?

Unternehmen sollten trotz Unsicherheit ihre Projekte strategisch vorbereiten und auf Effizienz sowie Innovation setzen, um rasch starten zu können, sobald stabile Förderungen vorliegen. Eigentümer*innen und sanierungswillige Klient*innen empfiehlt es sich, Vorhaben detailliert zu (vorzu)planen, Beratungen einzuholen und Förderoptionen laufend im Blick zu behalten, um Chancen flexibel nutzen zu können.

Wie ist Ihre Prognose? Könnte Sanierung, ein wichtiger Baustein für die Klimaziele, wieder zum Luxus werden?

Die Gefahr ist real: Wenn Förderungen gekürzt oder kurzfristig gestoppt werden, droht Sanierung wieder zum Luxus zu werden. Denn gerade umfassende thermisch-energetische Sanierungen sind kostenintensiv und für viele Haushalte ohne finanzielle Unterstützung nicht leistbar. Förderungen verkürzen Amortisationszeiten, geben Investitionssicherheit und machen Sanierungen auch für Haushalte mit mittlerem oder geringerem Einkommen möglich. Werden diese Mittel unsicher oder zu gering, profitieren am Ende nur jene, die sich eine Sanierung ohnehin leisten können – die breite Masse bleibt außen vor. Damit würde nicht nur die Klimawende ins Stocken geraten, sondern auch ein wichtiger Motor für Innovation, Beschäftigung und Wertschöpfung geschwächt. Sanierungen dürfen nicht zur Nische für Vermögende werden, sondern müssen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden. Nur mit einem stabilen, transparenten und planbaren Förderrahmen kann sichergestellt werden, dass Sanierung breitenwirksam, leistbar und attraktiv bleibt. Gelingt dies, bleibt Sanierung kein Luxusgut, sondern ein zentraler Hebel, um die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig Wohnqualität, Energiekosten und Zukunftssicherheit für alle zu verbessern.