wohnen wie im loft
Mitten in Wien wurde eine ehemalige Schuhfabrik umgebaut und durch eine Aufstockung ergänzt. Die Fassadengestaltung der baulichen Erweiterung greift die Linien des Bestands auf, setzt sie fort und lässt sie in den Himmel übergehen.

Den international ausgeschriebenen Wettbewerb entschieden die Architekten Malek Herbst für sich. Ihr Konzept basiert auf der Grundidee, das „New Yorker Loft Feeling at its best“ nach Wien zu holen, und sah vor, die Großzügigkeit der Räume beizubehalten und auch bei der Aufstockung fortzusetzen.
Großzügige, offene Grundrisse
Die Umsetzung erfolgte unter der Maxime, die bestehende Gebäudeorganisation weitestgehend beizubehalten und die – erstaunlich gute – Bausubstanz möglichst wenig zu verändern. Ausgehend vom historischen Bestand wurde für das Gebäude die maximal verträgliche Aufstockung festgelegt. Um auf bauliche und gesetzliche Gegebenheiten reagieren zu können, teilten die Architekten den Baukörper in Segmente, die der statischen Struktur des Bestands entsprachen. Für die Anpassung an die Wiener Bauordnung verschoben sie Wände oder entfernten sie ganz, um Freiflächen zu schaffen. Durch diese Vorgehensweise entwickelten sie für die Aufstockung einen klaren kubischen Baukörper, der aufgrund seiner Klarheit und seiner einfachen Struktur gut mit dem bestehenden Industriebau harmoniert.
Durchdachte Linienführung
Die Fassade des Bestands wurde mit einem Wärmedämmverbundsystem saniert, die ursprüngliche Gestaltung und Gliederung der Fassade entsprechend nachgebildet. Die Fenster wurden gegen moderne ausgetauscht, behielten aber die ursprüngliche Gliederung bei. Die zweigeschoßige Aufstockung erfolgte in Massivbauweise (Stahlbeton) mit hinterlüfteter Fassade. „Für die Gestaltung wollten wir eine lebendige, metallische Bekleidung, um einerseits den Industriecharakter aufzugreifen und andererseits einen Kontrast zum Bestand zu erhalten“, erklärt Architekt Georg Herbst.
Bauherr und Architekten der FAB-Lofts in Wien entschieden sich für Rheinzink in der Oberflächenqualität „prePatina blaugrau“, die in dem Profilsystem Großraute in drei unterschiedlichen Breiten zum Einsatz kam. „Damit haben wir die Linien des Bestandsgebäudes aufgegriffen und fortgesetzt“, erläutert Georg Herbst. Die Verlegung erfolgte auf folgendem Aufbau (von innen nach außen): Stahlbetonkonstruktion, Wandwinkelstützen zur Aufnahme der 20 Zentimeter starken Mineralwolledämmung, Trapezschale zur Hinterlüftung und als Unterkonstruktion für das Großrautensystem.
Handwerkliches Meisterstück
Die Ausführung der Bekleidung stellte den Verarbeiter vor einige Herausforderungen, denn es galt, mehrere Vorstellungen der Architekten umzusetzen: Die Geschoßhöhe sollte auch auf der Fassade ablesbar sein, die Fensterlaibungen und -bänke sollten in das Fugenbild eingepasst und jedes der raumhohen Fensterelemente durch ein dunkles Fassadenelement optisch bis zur Geschoßhöhe fortgesetzt werden. Außerdem sollte die Fassade optisch, also ohne sichtbare Attika, in den Himmel laufen.
„Eine gute Vorbereitung in Form einer durchdachten und exakten Planung ist die halbe Miete beim Zuschnitt und bei der Verarbeitung“, erläutert Spengler Klaus Zidek. Basierend auf der Planung und den Maßen vor Ort wurden die Großrauten im Rheinzink-Werk vorgefertigt, an die Baustelle geliefert und dort mit einem Autokran auf das Dach gehoben. Die Montage erfolgte – entsprechend dem Verlegeplan – mit Schiebehaften. Um Windsogkräften, die eventuell bei starkem Wind auftreten können, zu widerstehen, wurden die Großrauten zusätzlich in der Mitte mit einem Metallkleber auf die Trapezschale geklebt. Die Länge der Großrauten (3,90 bis 4 Meter) entspricht der Geschoßhöhe. Damit lässt der in einer Querlinie umlaufende Rautenanschluss die Geschoßhöhe außen sichtbar werden. „Außerdem hatten wir hier darauf zu achten, dass der Falz der Großraute trotz der Quertrennung in einer senkrechten Linie weiterläuft“, erinnert sich Klaus Zidek.
In die umlaufende Quertrennung hat der Verarbeiter die Fensterbänke eingearbeitet und die senkrechte Bekleidung der Fenster mithilfe von Passpaneelen umgesetzt. Über den Stürzen der Fensterelemente kam Rheinzink in der Oberflächenqualität „prePatina schiefergrau“ zum Einsatz. Klaus Zidek erklärt: „Es handelt sich hierbei jeweils um zirka ein Meter hohes und ein Meter breites Sonderformat, das zur Rahmenfarbe der Fenster passt und die Linienführung gen Himmel unterstützt.“
Der Clou ist die Ausbildung des Attikaanschlusses. Die Attika wurde auf der Flachdachseite um acht Zentimeter tiefer ausgeführt, die Großraute nach innen gekantet und in das gen Himmel gebogene Abschlussblech der Attika eingehängt.
Was sagten die Architekten zur handwerklichen Ausführung der Fassade? „Sie haben gesagt: Genauso haben wir uns das gewünscht“, strahlt Klaus Zidek. „Ein schöneres Lob können wir uns nicht wünschen. Und wir selbst sind auch stolz auf das Ergebnis und freuen uns darüber, dass unsere Arbeit über Jahrzehnte mitten in Wien die Vielfalt und Leistungsfähigkeit des Handwerks präsentiert.“