Liftssysteme

Ein Leitfaden zur schrankenlosen Mobilität

Barrierefreiheit
21.07.2021

 
Was Architekten und Bauherren bei der Planung von Liftsystemen ­beachten sollten. Ein Expertenkommentar von Saniplus Geschäftsführer Manfred Krethen.
Ein Innenraumlift.
Bei genug Platz im Innenraum ist ein Einbau eines Lifts – durch den Einbau einer Liftgrube von 15 cm Tiefe und eines Deckendurchbruchs möglich.

Barrierefreiheit ist für Bauherren, Bauträger und Architekten nicht erst mit der 2019 aktualisierten, österreichweit geltenden OIB-Richtlinie 4, die zu Mindeststandards für barrierefreie Gebäude verpflichtet, ein ebenso relevantes wie komplexes Thema. Zwar schreiben die jeweiligen Landesbauordnungen, in welche die Richtlinie integriert wurde, nur bei bestimmten Neubautypen eine barrierefreie Bauweise vor – darunter öffentliche Gebäude, Banken, Arztpraxen und für 50 oder mehr Besucher ausgelegte Bauwerke –, der Abbau von Barrieren wird jedoch bei allen Gebäudetypen an Relevanz gewinnen. Daran besteht schon aufgrund des demografischen Wandels und der politischen und gesellschaftlichen Bestrebungen zur Gleichstellung kein Zweifel.

Der Weg für Barrierefreiheit bei Neubauten ist klar

Geht es um die schrankenlose Zugänglichkeit von mehrstöckigen Gebäuden und Wohnhäusern, ist neben dem barrierefreien Zugang über die Eingangsbereiche der Zugang zu den höheren Stockwerken über einen Lift – die sogenannte vertikale Erschließung – die ressourcenaufwändigste und kostenintensivste Komponente. Beim Neubau eines Gebäudes ohne unmittelbaren verbauten Lift lässt sich der Aufwand für einen etwaigen, späteren Einbau vor allem durch eine in der Decke eingeplante Aussparung und der Einplanung des Platzbedarfs für einen barrierefreien Homelift bzw. Senkrechtlift (Außenmaß: mindestens 150x150 cm im privaten, mindestens 170x170 cm im öffentlichen Bereich) deutlich reduzieren. In diesen Fällen kann ein Homelift ab ca. 20.000 Euro (bei Privathäusern) eingebaut werden. Schwieriger wird es bei bestehenden Bauten, die ohne Rücksicht auf Barrierefreiheit gebaut wurden. Bei genug Platz im Innenraum ist ein Einbau eines Lifts – durch den Einbau einer Liftgrube von 15 Zentimetern Tiefe und eines Deckendurchbruchs – zwar mit Mehrkosten möglich (Gesamtkosten etwa 30.000 Euro), in vielen Fällen muss der Lift aus Platzmangel aber an einer Außenwand des Gebäudes installiert werden. Zusätzliche Kosten für Wanddurchbrüche und weitere Umbaumaßnahmen sind die Folge. Solche Außenlifte sind auch aufgrund ihrer Bauart (Glasstahl- oder betonierter Schacht) teurer. Eine Alternative, der pneumatisch betriebene Vakuumlift, ist deutlich platzsparender, benötigt keine Liftgrube, und kann auf einer Fläche von 138 (barrierefrei) bzw. 80 cm Durchmesser (nicht barrierefrei) zu einem Komplettpreis ab ca. 30.000 Euro verbaut werden. Sitztreppenlifte sollten allenfalls im privaten Bereich und „nur“ als Kosten-Nutzen-Kompromiss erwogen werden. Sie sind durch ihre Bauweise nicht barrierefrei, können aber für geringe Kosten (ca. 3.000 Euro bei gerader Treppe) den Zugang zu oberen Stockwerken wieder möglich machen.

Förderungen erleichtern Maßnahmen

Manfred Krethen
"Unternehmen können u.a. durch die Förderung „Barriere:freie Unternehmen“ des Sozialministeriums bei baulichen Vorhaben zur barrierefreien Zugänglichkeit und Nutzbarkeit Unterstützung erhalten," weiß Saniplus Geschäftsführer Manfred Krethen. (www.lift1.at)

Für die Baubranche, aber auch für Unternehmer, die Neu- bzw. Umbauten planen, spielt das Thema aus mehreren Perspektiven eine Rolle: neben den Bauordnungen, die zunehmend zu barrierefreiem bzw. barrierefrei anpassbarem Bau verpflichten, fördern diverse Richtlinien und Gesetze auch entsprechende Neubauten und Sanierungen: dazu gehören für den privaten Bereich die jeweiligen Wohnbauförderungsgesetze und -Verordnungen sowie Sanierungsrichtlinien der Bundesländer. Unternehmen können u.a. durch die Förderung „Barriere:freie Unternehmen“ des Sozialministeriums bei baulichen Vorhaben zur barrierefreien Zugänglichkeit und Nutzbarkeit Unterstützung erhalten. Unternehmern bzw. Privatpersonen, die Bauaufträge erteilen, kann darüber hinaus vermittelt werden, dass barrierefreier Bau im Angesicht zunächst höherer Kosten das Ansprechen neuer Kundenschichten ermöglicht und – auch langfristig – den Wert einer Immobilie steigert.

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