Design

Die Tapete ist zurück

Tapete
15.09.2023

Papier trifft Wand: Es ist ein Rendezvous, das es schon einmal gab. Vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren, als Wände noch Kleider trugen, lange bevor sie nackt und kahl einem puristischen Minimalismus nachgeben mussten. Nun ist sie wieder da und mit ihr die Wand-Couturiers.

Es hört sich fast so an wie die Geschichte der Vinyl-Platte: Verschollen, versteckt, vergessen fristete sie ein Dasein abseits der modernen Lifestylebühnen. Auch die Tapete galt als altmodisch und antiquiert, viel zu aufwendig und aus der Rolle gefallen. Die letzten treuen Verfechter des Wandschmucks wurden als schrullig abgestempelt, waren es vielleicht aber gerade auch sie, die einen wichtigen Beitrag zur Renaissance der Tapete leisteten.

Tapetendesign

Die eigenen vier Wände

Wie man weiß, haben die Menschen in den letzten drei Jahren ihr eigenes Zuhause wiederentdeckt. Jeder, der konnte, hat sich neu eingerichtet oder seine eigenen vier Wände umgestaltet. Im Zuge dessen ist auch wieder vieles ans Tageslicht gekommen, an das man sich plötzlich gerne zurück­erinnerte: Waren das noch Zeiten! So ist auch die Tapete in den Fokus gerückt, ein Medium, auf dem Zeit- und Entdeckungsreisen beginnen und mit dem man seiner Wohn- und Lebenslandschaft zu Hause einen ganz neuen Look geben kann.

Das Rad neu erfinden

Nach der erfolgreichen Rückkehr der Tapete im Laufe der letzten Jahre gibt es nicht mehr nur Re­tro-Designs und Fotomotive für eingefleischte Fans, sondern auch Wand-Mode für jeden Geschmack, von kleingeblümt bis Techno-Style. Einziger Unterschied zu früher: weniger statt mehr. Denn man nimmt strikt davon Abstand, mit der Tapete einen ganzen Raum zu dominieren. Zugekleistertes vom Boden bis zur Decke und das gleich an allen vier Wänden findet heute keine Liebhaber mehr. Stattdessen setzt man auf Mutiges und Gewagtes, das aber mehr als Akzent gewertet wird, der in einem klar abgegrenzten Bereich ein besonderer Eyecatcher sein soll. Das hat den großen Vorteil, dass man nicht vollflächig von einer Farbe oder einem Muster „erschlagen“ wird, sondern die Tapete zum schicken Wohnaccessoire aufsteigt. Sie ist es auch, die der Raumgestaltung einen hohen Individualisierungsgrad verleiht und damit die Persönlichkeit der Bewohner*innen herausstreicht.

Tapetendesign

Aus 2D wird 3D

Ganz abgesehen davon, dass Tapeten eine ganz neue gestalterische Rolle im Interiordesign übernommen haben, befreien sie sich nun auch zunehmend aus der Zweidimensionalität. Einerseits wachsen die Oberflächen mithilfe verschiedenster Techniken aus sich heraus. So verleihen beispielsweise glänzender Lack auf extrem glatten Untergrund, winzige Glaskugeln als Flächendekor oder unifarbene Tapeten in Crush-Optik dem Raum ­einen völlig neuen Charakter und formen mit den extravaganten Strukturen eine völlig neue Wahrnehmung, hervorgerufen durch eine drei­dimen­sionale Lebendigkeit. Doch es geht auch noch anders: Besonders begehrt sind Motive, die das Spiel der Perspektiven aufgreifen, das die Menschen schon in der Renaissance fasziniert hat. Das Eintauchen in eine Landschaft, eine Szene oder in eine Architektur, die nicht weiter existiert als auf diesem Stück Papier, erfreut sich absoluter Beliebtheit.

Die Mischung macht’s

Die Dessins der Tapeten haben sich von den alten Mustern abgenabelt und emanzipiert. So nimmt man Abstand von strengen Geometrien und seriellen Motiven und tendiert eher zum einzelnen Detail, das in den Mittelpunkt gestellt wird. Vom künstlerischen Schriftzug bis zu floraler Üppigkeit spannt sich der Bogen, getragen von der Sehnsucht, aus den vielen Reglements des Lebens auszubrechen –wenigstens zu Hause. So entsteht eine lebendige Vielfalt an Variationen, die die Träume aus Papier wahr werden lassen. 

Grenzüberschreitend

Richtig spannend wird es, wenn man sich damit auseinandersetzt, was Tapeten noch alles können, als nur schön zu sein. Zu erwähnen wäre beispielsweise ein in der Psychologie beheimateter Effekt, der gerade in den überhitzten urbanen Lebensräumen auf eine suggestive Art dazu beitragen kann, den Raum abzukühlen. Frisches üppiges Grün wirkt beruhigend – auch wenn es nicht „echt“ ist. Sattes Blau lässt entspannen und loslassen. Perspektivische Motive lösen die Enge von Räumen auf, lassen durchatmen und auf andere Gedanken kommen. 
Auch in praktischer Hinsicht bieten moderne Tapeten mehr als ihre raugefaserten Vorfahren: Durch spezielle Beschichtungen können Tapeten einerseits in Nassräumen eingesetzt werden – und damit ist durchaus auch der Duschbereich mit direktem Wasserkontakt gemeint –, andererseits werden Tapeten immer öfter für den Außenbereich ins Auge gefasst.
Wer also möchte, kann sich seine Hausfassade auch tapezieren lassen. Die speziell für den Außenbereich eigens entwickelten Tapeten aus Fibratex, einem mit Tex-Dekor-Mattharz behandelten Glasfasergewebe, verleihen ganzen Gebäuden oder auch nur Teilen davon einen völlig neuen, individuellen Charakter. Man muss sich trauen, aber sollte auch wissen: Das hochwertige Material vergilbt nicht und verfügt über die europäische Zertifizierung für das Brandverhalten der Klasse B-s1, d0. Zur Auswahl stehen die unterschiedlichsten Motive aus aktuellen Kollektionen, frei einsetzbar für Wohn-, Geschäfts- und Firmengebäude, die sich nach außen hin und vor allem aussagekräftig verändern möchten.
Die Tapete ist also wieder da und bereichert die Wohnbühnen fast schon ein bisschen wie eine Art Raumkunst. Sie hat sich vom Image einer zweirangigen Hintergrundpräsenz gelöst und gliedert sich selbstbewusst in das Interieur ein – vielleicht sogar so sehr, dass so manches Möbelstück sich nach ihr richtet und nicht umgekehrt.

Branchen
Malerei