Social Urban Mining

Neues Zuhause für 5.500 Stühle gesucht

Recycling
09.08.2021

Von: Redaktion Handwerk + Bau
Die Stadt Wien setzt beim Rückbau des Ferry-Dusika-Stadions auf Social Urban Mining. Umgesetzt wird der verwertungsorientierte Rückbau von BauKarussell. Derzeit werden 5.500 Tribünenstühle zum Re-Use angeboten.
Reihe der Tribünenstühle des Ferry-Dusika-Stadions in Wien.
Die Tribünenstühle des Ferry-Dusika-Stadions in Wien: Re-Use statt auf der Müllhalde zu landen.

Das 1977 eröffnete Ferry-Dusika-Stadion wird abgerissen. An seiner Stelle errichtet die Stadt Wien bis Ende 2023 die neue Sport-Arena Wien, mit mehreren multifunktionalen Hallen und Bereichen. Beim Rückbau setzt die Stadt Wien mit dem Team von BauKarussell auf Social Urban Mining.

Kreislaufwirtschaft statt Müllberge

Urban Mining, sozusagen der "städtische Bergbau", ist die effiziente Rückgewinnung von Materialien aus langlebigen Gütern am Ende ihrer Nutzungsdauer. Ziel dieser Nutzung und Verwertung ist die Einsparung von Energie und Ressourcen. Genau darauf hat sich BauKarussell als erster Anbieter in Österreich spezialisiert. In Kooperation mit sozialwirtschaftlichen Partnern werden verwertungsorientierte Rückbauarbeiten durchgeführt bzw. beaufsichtigt. Re-Use-Bauteile werden entnommen und Stör- und Schadstoffe entfernt.

So haben vom MedUni Campus Mariannengasse einige Jahrhundert-Rundbogenfester den Weg in den Nostalgie-Park Hrabalek im Böhmischen Prater in Wien gefunden, wurden Türen zur Wandvertäfelungen im Wiener Lokal Dogenhof und finden sich unter anderem Schwerlastregale und Schänke bei der Ausstattung der DIY-Fahrradwerkstatt am Wiener Hauptbahnhof des Wiener Start-up-Unternehmens Lenkerbande.

Klimaschutz als gelebte Praxis

Demontageteam beim Abbau der Tribünenstühle im Ferry-Dusika-Stadion.

Seit Juni wird nun im Ferry-Dusika-Stadion geschraubt, demontiert und geschlichtet. Teil des umfassenden Social Urban Mining-Dienstleistungspaketes, das BauKarussell im Auftrag der Stadt Wien MA 51 – Sport Wien umsetzt, ist die Vermittlung von wiederverwendbaren Gegenständen und Bauteilen. Aktuell werden die 5.500 Tribünenstühle demontiert und an Abnehmer*innen vermittelt. „Wir laden dezidiert Projektplaner*innen und Architekt*innen ein, die an Wand oder Boden geschraubten Stühle in ihre Projekte zu integrieren. Denn Re-Use-Materialien in Neubauten zum Einsatz zu bringen leistet einen ganz massiven Beitrag zum Klimaschutz. Natürlich freuen wir uns aber auch über Anfragen von gewerblichen Abnehmer*innen sowie Privatpersonen und Sportfans, die das ganz besondere Flair des 70er-Jahre-Stadions in das eigene Heim bringen wollen“, erklärt Thomas Romm, Architekt und Gründer von BauKarussell. Einige Stühle wurden bereits an die Sammlung des Museums für Angewandte Kunst Wien (MAK) und an das Architekturzentrum Wien übergeben. Die restlichen Stühle sind im Bauteilkatalog von BauKarussell gelistet. Weitere Stadionelemente werden derzeit auf ihre Re-Use-Fähigkeit geprüft.

Zum verwertungsorientierten Rückbau gehören auch die Entfernung von Schad- und Störstoffen sowie die Sicherung von Wertstoffen. „Diese Phase ist für den Klimaschutz hochrelevant und erleichtert den nachfolgenden maschinellen Abbruch erheblich. Wir zeigen mit diesem Projekt, dass Ressourcenschonung, Recycling, Klimaschutz und soziales Engagement für die Stadt Wien keine Schlagworte sind, sondern gelebte Praxis. Wir schonen die Umwelt und geben gleichzeitig Menschen Beschäftigung“, erklärt Wien Holding-Geschäftsführerin Sigrid Oblak. (ar)

BauKarussell Bauteilkatalog: http://baukarussell.bauteillager.de

Kaufanfragen können auch per Mail an borszki@baukarussell.at geschickt werden.

BauKarussell

BauKarussell ist der erste Anbieter am österreichischen Markt für Social Urban Mining im Rahmen des verwertungsorientierten Rückbaus. Das BauKarussell-Team setzt sich aus Partnern von pulswerk GmbH, Romm ZT und RepaNet – Re-Use- und Reparaturnetzwerk Österreich und zusammen. BauKarussell erarbeitet gemeinsam mit lokalen sozialwirtschaftlichen Betrieben im Umfeld des Bauvorhabens in einer Potenzialanalyse wie die Projektentwicklung kostenneutral Ressourceneffizienz erhöht, Kreislaufwirtschaft fördert und gleichzeitig wichtige Arbeitsplätze für Benachteiligte schafft. Zu den lokalen Partnerbetrieben zählen das Demontage- und Recycling-Zentrum DRZ der Wiener Volkshochschulen GmbH, die Caritas SÖB, Die Kümmerei (Trägerin: BFI Wien/Job-TransFair), FAB, TEAMwork, Volkshilfe Arbeitswelt, Schindel und Holz und der Verein ISSBA. Zu den Auftraggebern und Förderern von BauKarussell zählen österreichweit u.a. Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. (BIG), gemeinnützige Bauträger, Länder (OÖ, Stmk und Wien) und das Klimaschutzministerium.

Branchen
Architektur Bau