Die Kreislaufwirtschaft stärken – aber wie?
Abbruch, Aufbruch, Durchbruch. Die Baubranche arbeitet mit vollem Einsatz an Lösungen für Ressourcenschonung und Umweltschutz. Zum Beispiel mit einem neuen Bewertungstool, mit dem etwa die FMI Austria klare Signale an die Politik und die Öffentlichkeit setzt.

Schon vor einigen Monaten hat die Fachvereinigung Mineralwolleindustrie (FMI) Alarm geschlagen: Die Anzahl jener Dämmstoffe aus Mineralwolle, die nicht den geforderten Qualitäts- und Sicherheitsstandards der Bauprodukte-Verordnung entsprechen, nehme stark zu. Die Vereinigung wies bereits mehrfach auf die schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen hin, forderte rechtliche Konsequenzen für sämtliche Hersteller und Importeure, die sich über die Regeln hinwegsetzen und macht sich stark für mehr Bewusstsein bei Auftraggeber*innen, Bauherr*innen und Konsument*innen.

© Henry Welisch Photography
Weitreichende Fehlerquelle
Dämmstoffe, die nicht nach den Euceb- oder Ral-Kriterien zertifiziert sind, bergen Risiken, die nicht einfach vom Tisch gewischt werden sollten. Von unzureichenden Dämmwerten über Bauverzögerungen bis hin zu fehlerhaften Energieausweisen und infolge Wertminderung der Immobilie reicht die Palette. „In zahlreichen Fällen halten diese Produkte erwiesenermaßen weder die versprochenen Dämmwerte ein, noch ist ihre Produktsicherheit belegt. Der vermeintliche Preisvorteil beim Einbau, wird in der Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit zum unüberschaubaren Kostenrisiko, auch, weil der Verbleib als Abfall ungeklärt ist“, warnt Udo Klamminger, Vorstandsvorsitzender der FMI.
Für klare Fälle sorgen
Doch jetzt ist in dieser Causa ein großer Sprung nach vorne gelungen, denn mit der Einführung eines innovativen Bewertungstools für Mineralwollabfälle setzt die FMI einen wichtigen Schritt hin zu zuverlässigem Recycling und damit mehr Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft. Es handelt sich dabei um ein Analyseprogramm, das Profis im Abbruchbereich bei der Einordnung von Mineralwolleabfällen unterstützt und gleichzeitig hilft, hohe Beträge bei der Entsorgung zu sparen. Die Einordnung, wie mit dem Material nach dem Rückbau weiter zu verfahren ist, erfolgt damit klar und schnell. Werden bei Sanierungs- oder Umbaumaßnahmen Mineralwollprodukte entdeckt, können diese zur Analyse an ein beliebiges, dafür geeignetes Labor gesandt werden. Die FMI hat dazu eine Liste von Laboren auf ihre Website gestellt, die sich besonders für diese Aufgabe eignen. Die ermittelten Messwerte werden anschließend an die im Auftrag der Euceb tätige Belgian Construction Certification Association (BCCA) weitergeleitet, wo die Mitglieder der FMI Austria ihre eigenen Werte hinterlegt haben. Durch einen Datenabgleich kann so rasch und zuverlässig festgestellt werden, ob die Faser freigezeichnet ist oder nicht und so über die weitere Behandlung der zu entsorgenden Mineralwolle entschieden werden.

© Fachvereinigung Mineralwolleindustrie
Nachfrage nach Nachhaltigkeit
Ein weiterer entscheidender Aspekt für eine rasche Implementierung des Tools ist das bevorstehende Deponierungsverbot für alle Mineralwollabfälle ab 2027. Unabhängig vom Hersteller dürfen Mineralwolleabfälle ab diesem Zeitpunkt nicht mehr deponiert werden. „Die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen und nachhaltigen Lösungen in der Bauwirtschaft hat dazu geführt, dass wir als Hersteller zunehmend gefordert sind, unsere Produkte über den Lebenszyklus hinweg nachhaltig zu gestalten. Mit dem Bewertungstool steht gewerblichen Bauunternehmen und Abfallbeauftragten dafür ein praktisches Instrument zur Verfügung“, sagt Klamminger.