Ein Teil der Erfolgsgeschichte

Mapei Österreich
03.10.2017

Von drei Angestellten auf knapp 10.000 Mitarbeiter in 80 Jahren. Mapei hat gezeigt, wie’s geht. Andreas Wolf im Interview zum Firmenjubiläum.
80 Jahre Österreich - ein Jubiläum das mit einem rauschenden Fest gefeiert wurde.
80 Jahre Österreich - ein Jubiläum das mit einem rauschenden Fest gefeiert wurde.
Andreas Wolf, Geschäftsführer von Mapei Austria, erwartet einen heißen Herbst für die Baubranche.

Schlag auf Schlag ging es in den vergangenen beiden Jahren bei Mapei: das neue 24-Stunden-Abhollager in Brunn am Gebirge, die lang geplante Fusionierung der Mapei Betontechnik mit Mapei Austria und die Erweiterung der Lagerkapazitäten am Standort Nußdorf ob der Traisen. Und nun gibt es mit dem 80-Jahr-Jubiläum einen weiteren Grund zum Feiern. Im Interview mit der Bauzeitung verrät Andreas Wolf, Geschäftsführer von Mapei Austria, warum Tradition und Werte heute noch wichtig sind und welchen Herausforderungen sich das Unternehmen künftig stellen muss.

Herzliche Gratulation zum 80-jährigen Bestehen von Mapei. Was bedeutet das Firmenjubiläum für Sie persönlich?

Andreas Wolf: Es macht mich natürlich unheimlich stolz, Teil dieser Erfolgsgeschichte zu sein. Mapei ist ein italienisches Familienunternehmen, das zu den weltweit größten Herstellern von Baustoffen zählt. Dieser Umstand macht das Engagement für Mapei interessant und um einige Facetten reicher. 

Wie wird und wurde gefeiert?

Wolf: Wir in Österreich kombinieren das 80-Jahr-Jubiläum mit einem weiteren Meilenstein in der österreichischen Geschichte. Aufgrund des steigenden Auftragsvolumens entschieden wir uns, den Standort Nußdorf ob der Traisen im Jahr 2017 zu erweitern. Die Fertigstellung dieses Projekts wird am 21. September groß gefeiert, und in den 80 Tagen zuvor wurden unter dem Motto „In 80 Tagen in die Welt von Mapei“ zahlreiche Kundenevents veranstaltet. Einerseits handelte es sich um sportliche Veranstaltungen, zu denen wir unsere Kunden einluden, wie zum Beispiel der Moto-GP von Ungarn oder der Moto-GP von Misano, aber auch kulturelle Höhepunkte. Hier kann ich die beiden Österreich-Konzerte der Wiener Sängerknaben in Wattens und Zell am See erwähnen, die von uns gesponsert wurden.

Unternehmen, die so lange am Markt bestehen, wollen häufig mit Tradition beim Kunden punkten. Gilt Tradition heutzutage noch als Verkaufsargument?

Wolf: Tradition ist sicherlich ein wichtiger Punkt in Bezug auf Werte. Kunden müssen sich auf bestimmte Qualitäten in einem Unternehmen verlassen können, und diese bilden sich erst im Laufe der Jahre heraus. Als Alleinstellungsmerkmal gilt Tradition sicherlich nicht, denn man muss das Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen ständig weiterentwickeln, um sich gegen den Mitbewerb durchzusetzen.

Sie selbst sind ebenfalls schon lange in der Baustoffbranche zu Hause. Inwiefern hat sich der Markt in den vergangenen Jahren verändert?

Wolf: Der Baustoffmarkt ist natürlich einem Wandel unterworfen. Durch die steigende Technologisierung wird auch unsere Branche immer schnelllebiger. Zusätzlich steigt der Zeitdruck auf den Baustellen, sodass eine schnelle Lieferung der Produkte einen Vorteil darstellt. Wichtig ist es, sich dem Wandel weder zu verschließen noch zu unterwerfen. Jene Firmen, die sich die Vorteile durch die Technik am besten zunutze machen können, werden sich gegen die Konkurrenz behaupten können.

Tradition versus Innovation: Ist das Ihrer Meinung nach ein Widerspruch, oder kann sich beides ergänzen?

Wolf: Wie schon zuvor erwähnt, denke ich, dass eine gesunde Mischung aus Tradition und Innovation ein Unternehmen weiterbringen kann. Die Grundpfeiler eines Unternehmens sollten nach Tradition streben, damit die Kunden Vertrauen in die Werte aufbauen können. Für Produkte und Serviceleistungen ist es wichtig, sich an den Bedürfnissen der Kunden und des technischen Fortschritts zu orientieren. Wir bei Mapei haben uns über die Jahre durch die Qualität unserer Produkte, das Fachwissen der technischen Verkaufsberater und durch unsere Serviceleistungen einen Namen gemacht. Dies sind traditionelle Werte, die aber nur durch stetige Innovation erhalten werden können. Produkte müssen weiterentwickelt werden, um aktuellen Anforderungen gerecht werden zu können. Hier hat Mapei einen guten Weg gefunden, der uns zu einem der führenden Hersteller von Baustoffen weltweit macht. 

In einem Interview sagten Sie einmal, dass die Baubranche sehr konservativ sei, was neue Produkte beträfe. Was bedeutet das für Sie als Bauproduktehersteller? Ist man dadurch vorsichtiger bei der Entwicklung?

Wolf: „Vorsichtiger“ ist sicherlich das falsche Wort in diesem Zusammenhang. Vielmehr sind wir gewissenhafter, indem wir genauestens herausfiltern, welche Produkteigenschaften unseren Kunden das Arbeitsleben leichter machen und wie wir diese erreichen. Im Anschluss gilt es natürlich, Überzeugungsarbeit zu leisten, was wir mit Servicierung durch unsere technischen Verkaufsberater und durch Produktschulungen für Kunden erreichen.

Ist diese „konservative“ Einstellung in der Branche vielleicht sogar ein Hemmschuh für die F&E-Abteilungen (F&E kurz für Forschungs und Entwicklung, Anm.)?

Wolf: Diese Einstellung ist eine Herausforderung, die unsere F&E-Abteilungen seit Jahren gut meistern. So wurden in den vergangenen Jahren Produkte entwickelt, die spezielle Eigenschaften aufweisen. Als Beispiele sind hier sicherlich die Produkte mit FastTrack-Ready-System, Ultralite- und LowDust anzuführen, um nur ein paar zu nennen.

Rund fünf Prozent des Umsatzes fließen bei Mapei in den Bereich F&E. Bei welchen Produktgruppen/Produkten sehen Sie aktuell technologisch das größte Entwicklungspotenzial?

Wolf: Das Entwicklungspotenzial lässt sich nicht auf einzelne Bereiche beschränken. Ein leuchtendes Beispiel ist sicherlich der Tunnelbau. Hier fanden in den letzten Jahren die größten Entwicklungssprünge statt.

Das globale Forschungszentrum von Mapei hat seinen Sitz in Milano. Weitere sind weltweit verteilt. Inwieweit können Sie beziehungsweise Mapei Austria Ideen und Wünsche für Innovationen und Optimierungen einbringen?

Wolf: Mittlerweile verfügt Mapei über 18 Forschungs- und Entwicklungszentren in dreizehn Ländern. Vielen ist nicht bekannt, dass auch in Österreich, am Standort Langenwang, ein R&D-Zentrum beheimatet ist. Hier wird an Innovationen für Betonzusatzmittel und Mahlhilfen geforscht. Selbstverständlich werden die Anforderungen an Produkte oft vom Markt vorgegeben. Das ist auch in Österreich der Fall. Wir bringen diese Marktanforderungen sowie eigene Innovationen beziehungsweise Überlegungen in der Konzernzentrale ein und kreieren so gemeinsam mit den Kollegen in Mailand neue Produkte.

2015 haben Sie angekündigt, den Umsatz von 50 auf 100 Millionen verdoppeln zu wollen. Sind Sie aktuell damit auf Plan?

Wolf: Selbstverständlich arbeiten wir bei Mapei Österreich alle Hand in Hand, um dieses Ziel zu erreichen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und sind bestens aufgestellt, um den Plan auch zu erreichen.

Das heißt, auch das Jahr 2017 verläuft bis jetzt zu­frie­den­stellend?

Wolf: 2017 ist durchwachsen. Während wir im ersten Halbjahr mehr als zufrieden mit den Umsätzen sein konnten, verzeichneten wir – wie viele andere in unserer Branche auch – einen erstaunlich ruhigen Sommer. Ob es an den Rekordtemperaturen liegt oder an anderen Umständen, sei dahingestellt. Die Weichen für einen heißen Herbst sind bereits gestellt, und wir sehen den letzten Monaten des heurigen Jahres mit großer Zuversicht entgegen.

2017 steht bei Mapei im Zeichen einer Serviceoffensive, durch die der Kunde noch stärker in den Vordergrund rücken soll. Werden die Angebote wie Beratung, Beschwerdemanagement, Schulungen etc. gut von den Kunden angenommen?

Wolf: Wir haben unsere Servicekampagne Anfang des Jahres gestartet und können mit Stolz sagen, dass wir bis dato nur positives Feedback von unseren Kunden bekommen haben. Wie Sie wissen, haben wir zwölf Services definiert, die unterschiedlichste Bereiche abdecken. Diese reichen von der Maschinentechnik über die 24-Stunden-Beratung bis hin zum Flex-Store, einem 24-Stunden-Abhollager. Natürlich werden einzelne Services stärker angenommen. Interessant ist, dass wir heuer einen Rekord an Individualschulungen verzeichnen – also Schulungen, die wir an den Standorten unserer Kunden abhalten. Unser Schulungsblock hingegen, der sich bereits über die Jahre etabliert hatte, wurde heuer weniger nachgefragt. Ich glaube, unseren Kunden ist bewusst, dass unsere Serviceleistungen einen echten Wettbewerbsvorsprung bedeuten.

Eine Herausforderung, die der Baustofffachhandel, aber auch die Hersteller in Zukunft beschäftigen wird, ist das Thema E-Commerce. Glauben Sie, dass sich die Vertriebswege in den nächsten Jahren maßgeblich verändern werden?

Wolf: Ich bin überzeugt, dass das Thema E-Commerce unsere Branche revolutionieren wird. Blickt man in Richtung der Logistikdienstleister, so müssen wir uns eingestehen, dass wir Baustoffhersteller unsere Hausaufgaben machen und schnell auf den Zug aufspringen sollten.

Eine letzte Frage zu den bevorstehenden Wahlen: Welche politischen Entscheidungen wünschen Sie sich von der zukünftigen Regierung?

Wolf: Ich wünsche mir von der neuen Regierung die Umsetzung der Verwaltungsreform, die bislang von allen Politikern nur angekündigt wurde. Es gilt nicht, Wasser zu predigen und Wein zu trinken oder mit Ankündigungen politisches Kleingeld zu schlagen. Taten sind gefragt, die der gesamten Wirtschaft weiter auf die Sprünge helfen. Derzeit hat es den Anschein, dass es für die Industrie nicht einfacher, sondern komplizierter wird. Ich bin überzeugt, dass eine umfassende Verwaltungsreform auch einen positiven Kick für die gesamte Wirtschaft bringt. 

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